Was wir nach 20 Jahren Forschung über Mikroplastik wissen
Vor 20 Jahren wurde der Begriff „Mikroplastik“ erstmals etabliert, seitdem beschäftigt sich die Forschung umfassend mit dessen Auswirkungen.

Mikroplastik steckt überall: In den Tiefen unserer Meere bis hin zum Mount Everest und sogar in unserem Körper. © Wikimedia
Vor 20 Jahren wurde der Begriff „Mikroplastik“ erstmals wissenschaftlich verwendet. Eine Gruppe Wissenschaftler hat die bisherige Forschung in einer Studie zusammengefasst und beantwortet die häufigsten Fragen: Was ist Mikroplastik, woher kommt es und wie gefährlich ist es? Die Studie ist im englischsprachigen Wissenschaftsjournal Science zu finden.
Was ist Mikroplastik?
Als Mikroplastik werden alle festen Plastikpartikel bezeichnet, die kleiner als 5 mm sind. Diese können ihren Ursprung in verschiedenen Quellen haben, darunter Reifen, Textilien, Kosmetika und Farben. In den 1970er Jahren wurde Mikroplastik erstmals in Meeresproben entdeckt. Forscher fanden winzige Plastikpartikel im Plankton verschiedener Meeresregionen wie der Nordsee, dem Nordwestatlantik und der Sargassosee.

Mikroplastik wird in zwei Hauptkategorien unterteilt: Primäres Mikroplastik, das speziell in kleinen Partikeln hergestellt wird, und sekundäres Mikroplastik, das durch den Zerfall größerer Plastikobjekte entsteht. Unter primäres Mikroplastik fallen beispielsweise die winzigen Partikel in Kosmetika. Sekundäres Mikroplastik entsteht dagegen vor allem durch den Zerfall größerer Plastikabfälle, wie etwa bei der Reifenabnutzung oder durch mechanische Einwirkung im Meer.
Gefahren für die Umwelt
Mikroplastik ist mittlerweile überall in der Umwelt zu finden, von Stränden über die Tiefsee bis hin zu Binnengewässern und sogar in der Atmosphäre. Mikroplastik kommt weltweit in allen Ökosystemen vor. Es wurde in Organismen nachgewiesen, vom Plankton bis hin zu großen Raubtieren. Die Forscher berichten auch von Mikroplastik in Flüssen, Seen, in der Arktis und sogar auf dem Mount Everest.

Mögliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Selbst im menschlichen Körper wurde bereits Mikroplastik gefunden. Laut Forschern kommt Mikroplastik in Lebensmitteln und Getränken, wie Salz, Honig und Bier vor. Über diesen Weg gelangt es ins Blut und in Organe wie die Leber, Plazenta und Nieren. Wie genau sich Mikroplastik auf die Gesundheit von Menschen auswirkt, ist noch nicht umfassend geklärt. Studien weisen aber auf potenzielle Risiken hin.
Mehr dazu:
- Mikroplastik greift Organe an – und kann erheblichen Schaden anrichten
- Studie warnt: Mikroplastik aus Plastikflaschen erhöht Blutdruck – Frauen besonders betroffen
- Plastikpartikel im Gehirn: Wie Mikroplastik über die Nase eindringen könnte

Weltweite Verhandlungen und Maßnahmen
In internationalen Verhandlungen wird intensiv über Maßnahmen gegen die Mikroplastikverschmutzung diskutiert. Bisher sind dabei jedoch keine umfassenden globalen Regelungen zustande gekommen. Eine bessere Abfallwirtschaft und strengere Gesetze für die Plastikproduktion könnten dabei helfen, die Umweltbelastung zu reduzieren.
Da die öffentliche Besorgnis über die Auswirkungen von Mikroplastik wächst, haben verschiedene Regierungen weltweit bereits Maßnahmen ergriffen. Die EU hat strengere Richtlinien wie zum Beispiel ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika durchgesetzt und auch in Deutschland fordern Umweltverbände schärfere Regelungen.
Künftige Forschung und Prognosen
Wissenschaftler sind sich einig, dass Mikroplastik auch in Zukunft ein Problem bleiben wird. Selbst wenn die Plastikproduktion sofort gestoppt würde, würde Mikroplastik weiterhin in der Umwelt zunehmen, da große Plastikstücke allmählich zerfallen. Die Forscher gehen daher davon aus, dass die Belastung der Umwelt durch Mikroplastik bis 2040 erheblich zunehmen wird.
In den letzten Jahren wurden bereits wichtige wissenschaftliche Fortschritte bei der Erkennung und Messung von Mikroplastik gemacht. Neue Technologien ermöglichen es zum Beispiel, auch kleinste Partikel zu erkennen, die zuvor nicht nachweisbar waren. Doch trotz dieser Fortschritte bleibt die Forschung zu diesem Thema eine Herausforderung.
Globale Lösungen nötig
Ein globales Problem wie die Verschmutzung durch Mikroplastik erfordert weltweite Lösungen. Wissenschaftler fordern ein internationales Übereinkommen zur Reduzierung der Plastikproduktion und besseren Entsorgung. Dabei ist es auch notwendig, die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Maßnahmen zu berücksichtigen.
Was du dir merken solltest:
- Bei Mikroplastik handelt es sich um Plastikpartikel, die kleiner als 5 mm sind und aus verschiedenen Quellen stammen können, wie etwa Kosmetik, Reifen und anderen Produkten aus Kunststoff.
- Mikroplastik verschmutzt die Umwelt und wurde bereits im menschlichen Körper nachgewiesen – ob es sich dort negativ auf die Gesundheit auswirkt, ist nicht endgültig geklärt, Studien verweisen aber auf Risiken.
- Wissenschaftler betonen die Dringlichkeit globaler Lösungen wie internationale Abkommen zur Entsorgung und Vermeidung von Plastik, um die Belastung der Umwelt durch Mikroplastik zu reduzieren.
Übrigens: Forscher der University of California San Diego haben biologisch abbaubares Plastik auf Algen-Basis entwickelt, das die Entstehung von Mikroplastik verhindern kann. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Europäische Union, 2024 (über den Audiovisuellen Service der EU-Kommission) via Wikimedia unter CC BY 4.0
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