Studie: Hochverarbeitete Lebensmittel begünstigen Gewichtszunahme

Eine Studie zeigt, dass hochverarbeitete Lebensmittel zu einer erhöhten Kalorienaufnahme und damit Gewichtszunahme führen können.

hochverarbeitete Lebensmittel Gewichtszunahme

Von hochverarbeiteten Lebensmitteln können wir nie genug haben – was meist dazu führt, dass wir zu viel essen. © Vecteezy

Eine Studie des National Institute of Health (NIH) in den USA zeigt, dass hochverarbeitete Lebensmittel zu erhöhtem Kalorienkonsum und Gewichtszunahme führen. Die Untersuchung wurde am National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases (NIDDK) durchgeführt und ist die erste randomisierte, kontrollierte Studie ihrer Art, die die Auswirkungen solcher Lebensmittel auf Essverhalten und Körpergewicht erforscht.

Was sind hochverarbeitete Lebensmittel?

Der Begriff wurde vom englischen „Ultra-Processed Foods“ abgeleitet, daher existiert auch die Bezeichnung „(ultra)hochverarbeitete Lebensmittel“. Er geht auf die in Brasilien entwickelte NOVA-Klassifikation zurück, die Lebensmittel in vier Kategorien einteilt:

  1. Unverarbeitete bis minimal verarbeitete Lebensmittel (dazu gehören etwa frisches Obst und Gemüse, Reis sowie getrocknete Früchte wie Rosinen)
  2. Verarbeitete haushaltsübliche Zutaten (wie zum Beispiel Zucker, Salz, Öl und Butter)
  3. Verarbeitete Lebensmittel (hierunter fallen Gemüse und Hülsenfrüchte in Dosen oder Gläsern in Salzlake sowie anderweitig gesalzene oder gezuckerte Nüsse und Samen, frisch gebackenes Brot und auch manche Käsesorten)
  4. (ultra)hochverarbeitete / stark verarbeitete Lebensmittel (hierzu gehören unter anderem industriell gefertigte Backwaren, Schokolade und Margarine)

Diese Einteilung wird jedoch auch kritisiert: Vor allem aufgrund ihres qualitativen Ansatzes ohne klar definierte Grenzwerte für Zusatzstoffe. Als Beispiel nennt der deutsche Lebensmittelverband, dass im Supermarkt abgepacktes Vollkornbrot als hochverarbeitet gilt, das unverpackte Brot aus einer Bäckerei aber nur als verarbeitet – selbst dann, wenn letzteres mehr Salz und mehr Ballaststoffe beinhaltet und dadurch eigentlich ungesünder ist.

Kalorienaufnahme und Gewichtszunahme

An der Studie nahmen 20 gesunde Erwachsene, jeweils zur Hälfte männlich und weiblich, teil. Sie wurden für einen Monat im NIH Clinical Center untergebracht, wo ihnen abwechselnd zwei Wochen lang Mahlzeiten aus hochverarbeiteten bzw. minimal verarbeiteten Lebensmitteln angeboten wurden.

Aßen sie von den hochverarbeiteten Lebensmitteln, konsumierten sie täglich rund 500 Kalorien mehr als bei minimal verarbeiteten Lebensmitteln. Von ersteren nahmen sich auch schneller zu – im Durchschnitt 0,9 Kilogramm – , während sie bei Einhaltung der minimal verarbeiteten Diät Gewicht verloren.

Grafik zur Kalorienaufnahme und Gewichtszunahme bei unterschiedlicher Ernährung, Quelle: Studie

Erstmals Kausalität nachgewiesen

Laut dem Hauptautor, Kevin D. Hall, sei dies die erste Studie, die eine Kausalität aufzeige: „(Ultra)hochverarbeitete Lebensmittel verursachen, dass Menschen zu viele Kalorien zu sich nehmen und an Gewicht zunehmen.“ Welche spezifischen Aspekte dieser Lebensmittel das Essverhalten der Menschen beeinflussen, ist aus der Studie aber noch nicht hervorgegangen.

Warum muss man immer weiteressen, bis die Packung Chips leer ist?

Das Problem der Studie war, dass sie sehr klein war und nicht wiederholt wurde, erklärte Dr. Hall. Also nutzt Hall eine neue Studie, über die die New York Times berichtet, um die Ergebnisse zu wiederholen. Es sollen zwei Theorien darüber getestet werden, warum die hochverarbeitete Lebensmittel zu Gewichtszunahme führen können.

Eine Idee ist, dass sie oft bestimmte Kombinationen verlockender Nährstoffe enthalten – wie Fette, Zucker, Natrium und Kohlenhydrate – die das Belohnungssystem des Gehirns auf eine Weise aktivieren könnten, die Menschen dazu bringt, viel davon zu essen.

Nach dem Knabbern von salzigen Kartoffelchips „denkt das Gehirn: ‚Oh mein Gott, wir brauchen noch einen Bissen davon‘“, auch wenn „Der Magen sagt: ‚Oh, bitte tu das nicht, wir sind so voll‘“, sagte Tera Fazzino, Assistenzprofessorin für Psychologie an der University of Kansas laut der New York Times. Dr. Fazzino definierte den Begriff, der zur Beschreibung dieses Phänomens verwendet wird: Hyperschmackhaftigkeit.

Eine zweite Hypothese ist laut Dr. Hall, dass hochverarbeitete Lebensmittel oft viele Kalorien (und dabei weniger Ballaststoffe) pro Bissen enthalten. Und weil sie dadurch weniger sättigend sein können als unverarbeitete Lebensmittel (die meist ballaststoffreicher sind), essen wir vielleicht gedankenlos mehr davon, um uns satt zu fühlen.

Dr. Hall glaubt, dass wir weniger dazu neigen würden, zusätzliche Kalorien zu uns zu nehmen und an Gewicht zuzunehmen, wenn Lebensmittelunternehmen hochverarbeitete Lebensmittel weniger kalorienreich und unwiderstehlich machen könnten.

Schwierigkeiten beim Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel

Die Forscher erkennen auch an, dass der Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel in der Praxis für viele Menschen schwer umsetzbar ist. Hall weist darauf hin, dass weniger verarbeitete Lebensmittel mehr Zeit und Geld in der Zubereitung erfordern.

Einfach den Leuten zu sagen, sie sollen gesünder essen, ist für einige Menschen ohne verbesserten Zugang zu gesunden Lebensmitteln nicht effektiv.

Kevin D. Hall

Was du dir merken solltest:

  • Eine Studie des National Institute of Health offenbart, dass hochverarbeitete Lebensmittel zu einer höheren Kalorienaufnahme und dadurch zu einer Gewichtszunahme führt.
  • (Ultra)hochverarbeitete Lebensmittel sind nach der NOVA-Klassifikation Produkte wie industriell gefertigte Backwaren, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe und Herstellungsprozesse kritisch zu betrachten sind.
  • Der Verzicht auf solche Lebensmittel gestaltet sich in der Praxis schwierig, da weniger verarbeitete Produkte oft mehr Zeit und Ressourcen in der Zubereitung benötigen.

Übrigens: Aufgrund der Gesundheitsrisiken, die von hochverarbeiteten Lebensmitteln ausgehen, fordert ein Professor sogar Warnhinweise auf Verpackungen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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