TikTok: Wie der Algorithmus die Konzentration der Kinder gefährdet

TikTok beeinflusst die Konzentration von Kindern durch schnelle und kurze Inhalte, die durch personalisierte Algorithmen gesteuert werden.

TikTok Kinder

TikTok zieht junge Leute an, könnte nach Ansicht der Wissenschaftlerin Camerini aber der Konzentration bei Kindern gefährden. © Wikimedia

Die Beliebtheit von TikTok, vor allem unter jungen Nutzern, ist unbestreitbar groß. Anne-Linda Camerini, Medienwissenschaftlerin an der Università della Svizzera italiana in Lugano, warnt jedoch vor den potenziellen Gefahren der Plattform. In einem Interview mit dem Spiegel äußerte sie Bedenken hinsichtlich der Konzentrationsfähigkeit und der psychologischen Auswirkungen von TikTok auf Kinder.

Die Herausforderung der kurzen Aufmerksamkeitsspanne

TikTok, eine Plattform, die vor allem durch 15 bis 60 Sekunden lange Videos bekannt ist, zieht weltweit etwa 1,6 Milliarden Menschen an. Diese kurzen, schnell wechselnden Inhalte könnten laut Camerini langfristig die Fähigkeit zur Konzentration beeinträchtigen. „Auf Dauer verlernen wir dadurch, uns auf eine Sache zu konzentrieren“, so die Wissenschaftlerin.

Suchtrisiko durch Algorithmen

Die Struktur von TikTok, insbesondere die durch Algorithmen gesteuerte Präsentation von Inhalten, kann zur Bildung von Gewohnheiten führen, die süchtig machen. „Wenn unsere Vorlieben permanent gefüttert werden, wir etwas immer wieder und immer länger nutzen, gewöhnt sich unser Gehirn daran und verlangt nach mehr“, erklärt Camerini. Dies sei besonders problematisch für Kinder und Jugendliche, deren Gehirne noch in der Entwicklung sind. Die Medienwissenschaftlerin argumentiert, in der Entwicklungsphase von Kindern und Jugendlichen bestünde eine erhöhte Anfälligkeit für Suchtverhalten. Die ständige Stimulation durch schnell wechselnde, aufmerksamkeitsstarke Inhalte könnte die Entwicklung einer gesunden Aufmerksamkeitsspanne und Impulskontrolle beeinträchtigen.

Risiken und Jugendschutz

Camerini betont weiterhin die Notwendigkeit einer strengeren Regulierung und Altersfreigabe. Aktuell ist TikTok ab 12 Jahren freigegeben, doch die Wissenschaftlerin schlägt vor, diese Grenze auf 16 Jahre anzuheben. „Solange da nicht besser gefiltert wird, bin ich dafür, diese auf 16 Jahre anzuheben“, sagte sie im Spiegel. Sie kritisiert, dass die vorhandenen Filter und Kontrollmechanismen nicht ausreichen, um unangemessene Inhalte effektiv zu blockieren. Darüber hinaus warnt sie vor den subtilen Gefahren, die von den Algorithmen der Plattform ausgehen. Inhalte werden nämlich basierend auf dem vorherigen Nutzerverhalten personalisiert und können somit potenziell schädliche Inhalte fördern.

Ein Appell an die Eltern

Zudem rät Camerini zu aktiver Mediation durch die Eltern. Sie sollten mit ihren Kindern über die Nutzung von sozialen Medien sprechen und diese begleiten. Dies hilft den Kindern, ein Bewusstsein für die Inhalte und die Mechanismen hinter den Algorithmen zu entwickeln. Durch gemeinsame Aktivitäten und Gespräche können Eltern ihren Kindern helfen, eine gesündere Beziehung zu digitalen Medien aufzubauen.

Eine globale Herausforderung

Trotz der Risiken sieht Camerini auch positive Aspekte in der Nutzung von TikTok, wie die Förderung von Kreativität und sozialer Interaktion. Sie lebt mit ihrer Familie in der Schweiz und erlebt täglich, wie wichtig eine ausgewogene Medienbildung ist.

Die Plattform, die seit 2018 existiert, hat nicht nur in der Freizeitgestaltung junger Menschen, sondern auch in der globalen Medienlandschaft eine bedeutende Rolle eingenommen. Die Herausforderung besteht darin, die Vorteile zu nutzen, ohne die jüngeren Nutzer den Risiken einer übermäßigen Exposition auszusetzen.

Was du dir merken solltest:

  • TikTok beeinflusst die Konzentrationsfähigkeit der Kinder negativ, indem kurze, schnelle Inhalte ständig die Aufmerksamkeit erfordern.
  • Die personalisierten Algorithmen der Plattform fördern wiederholte und längere Nutzung, was zu einer erhöhten Suchtgefahr führen kann.
  • Eltern können durch aktive Mediation und gemeinsame Gespräche über die Inhalte helfen, eine gesündere Beziehung ihrer Kinder zu digitalen Medien zu fördern.

Übrigens: Immer mehr junge Menschen haben genug vom ständigen Online-Sein und tauschen deswegen ihr Smartphone gegen ein klassisches Klapphandy. Was sie sich davon erhoffen, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © dronepicr via Wikimedia unter CC2-Lizenz

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