Sind TikTok und Temu Chinas geheime Waffen im globalen Technologiestreit?

Firmen wie TikTok und Temu sammeln jede Menge Daten über uns. Gefährlich ist vor allem deren Weitergabe. Der Westen hat Angst vor Chinas Trojanischen Pferden.

China TikTok Temu

Der Westen hat Angst vor Datenkraken wie TikTok und Temu. China könnte die Apps als Spionagewerkzeuge nutzen. © Unsplash

In einem sich verschärfenden globalen Wirtschaftskrieg zwischen den Supermächten USA und China rücken Technologieunternehmen wie TikTok, Huawei und Temu ins Zentrum der Auseinandersetzungen. Die Befürchtungen im Westen wachsen: Diese Unternehmen könnten als trojanische Pferde dienen, um sensible Daten zu sammeln und die westlichen Märkte auszuspionieren – und vor allem politische Einflussnahme auszuüben?

TikTok steht in den USA vor dem Aus

Die USA haben bereits deutliche Maßnahmen gegen chinesische Technologiefirmen ergriffen. Ein prominentes Beispiel ist TikTok. Die beliebte Video-App könnte bald in den USA verboten werden, falls das Mutterunternehmen Bytedance die App nicht verkauft. Dafür hat das Unternehmen nun ein Jahr Zeit.

TikTok stellt klar, dass es sich nicht als Teil eines chinesischen Unternehmens betrachtet. Die beliebte App gehört zu Bytedance, dessen Firmensitz auf den Cayman-Inseln liegt, und befindet sich zu 60 Prozent in der Hand von westlichen Investoren.

Das beruhigt die amerikanischen Gesetzgeber jedoch kaum. Laut der Tagesschau sind US-Politiker der Meinung, dass die chinesischen Gründer zwar nur 20 Prozent der Firma besitzen, aber aufgrund überproportionaler Stimmrechte das Unternehmen kontrollieren. Bytedance hat tatsächlich seinen Hauptsitz in Peking, wo es dem Einfluss der chinesischen Behörden unterliegt.

Die Befürchtungen sind nicht unbegründet, denn die App sammelt große Mengen an Nutzerdaten, die potenziell missbraucht werden könnten.

Huawei – ein bereits realisiertes Verbot

Ein weiteres Beispiel ist Huawei. Das Unternehmen war einst ein Vorreiter im globalen Smartphone-Markt und ein wichtiger Spieler im Ausbau des 5G-Netzes. Die USA haben jedoch den Zugang zu Chips und Software aus amerikanischer Produktion für Huawei blockiert und warnen vor der eingebauten Technologie, die als Sicherheitsrisiko angesehen wird. Dies hat das Geschäft von Huawei international stark eingeschränkt und die Firma musste seine globalen Ambitionen zurückfahren.

Temu und Shein unter Beobachtung

Neu auf der Bühne und ebenso unter intensiver Beobachtung stehen die E-Commerce-Plattformen Temu und Shein. Diese Unternehmen sind dafür bekannt, eine Vielzahl von Daten zu sammeln, was die Angst vor Spionage weiter schürt. Gefährlich ist dabei nicht nur das Sammeln von Daten, sondern in erster Linie deren Weitergabe. Laut der Verbraucherzentrale gibt Temu offen zu, dass es ein starkes Interesse daran hat, personenbezogene Daten für kommerzielle Zwecke zu sammeln. Nutzer, die ihre Daten auf der Plattform schützen möchten, sollten sicherstellen, dass Funktionen wie die Standortverfolgung in den Smartphone-Einstellungen ausgeschaltet sind.

Chinas wachsender Einfluss und der Vorwurf des Imperialismus

Die aggressive Expansion chinesischer Unternehmen wie TikTok und Temu ist Teil eines größeren Bildes von Chinas Bestrebungen, seine geopolitische Macht zu erweitern. Expertin Nadine Godehardt sagte dem Bayerischen Rundfunk: „Es geht China unter Xi Jinping ganz klar darum, eine Supermacht zu werden, die in der internationalen Ordnung einfach einen Platz einnimmt“. Sie argumentiert, dass China nicht einfach nur eine weitere Supermacht sei, sondern eine, die die internationale Ordnung auf eine Weise herausfordert, die den Westen zwingt, seine eigene Strategie zu überdenken.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen einer Abkehr von China

Eine mögliche Abkehr des Westens von chinesischen Technologien und Produkten könnte schwere wirtschaftliche Folgen haben. Laut einer Studie des Kiel Instituts für Weltwirtschaftsforschung könnte das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands um fünf Prozent schrumpfen und einen wirtschaftlichen Schock auslösen, sollten die Handelsbeziehungen zu China abgebrochen werden. Das Institut schränkt jedoch etwas ein: Jedoch wäre es möglich, diese Auswirkungen über einige Jahre hinweg zu bewältigen.

Der Analyst Jacob Gunter vom Mercator Institute for China Studies warnte im Bayerischen Rundfunk, dass eine wirtschaftliche Trennung von China „eine Weltwirtschaftskrise verursachen und uns über Nacht in eine neue Große Depression werfen könnte.“

Die Bedeutung von „De-Risking“

Angesichts dieser Risiken hat die deutsche Bundesregierung eine Strategie des „De-Risking“ beschlossen, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu reduzieren. Dies ist ein entscheidender Schritt, um die Resilienz gegenüber geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen zu stärken. Es zeigt auch, dass der Westen beginnt, die langfristigen Gefahren einer zu engen wirtschaftlichen Verflechtung mit China ernst zu nehmen.

Was du dir merken solltest:

  • China könnte Unternehmen wie TikTok und Temu könnten als Spionagewerkzeuge nutzen, was im Westen große Sicherheitsbedenken hervorruft.
  • Westliche Länder reagieren mit Verboten und Einschränkungen, um ihre technologische und nationale Sicherheit zu schützen.
  • Eine Reduzierung der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken für den Westen.

Bild: © Olivier Bergeron auf Unsplash

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