Shein verspricht Wandel: Kann Ultrafast-Fashion überhaupt Nachhaltigkeit?

Shein setzt auf Nachhaltigkeit und plant, bis 2050 eine vollständig kreislauforientierte Wirtschaft zu erreichen.

Shein

Shein will 2050 eine "vollständig zirkuläre" Wirtschaft erreichen, sieht sich jedoch mit einer Herausforderung konfrontiert: einem Anstieg der Emissionen um 52 Prozent. © Wikimedia

Shein, der umstrittene Riese im Bereich der Ultrafast-Fashion, setzt seinen atemberaubenden Wachstumskurs fort und will auf Nachhaltigkeit setzen. Das chinesische Unternehmen plant laut einem Bloomberg-Bericht einen der größten Börsenstarts der Geschichte an der Londoner Börse mit einem anvisierten Unternehmenswert von knapp 59 Milliarden Euro. Die Regierung und die Labour-Partei haben Gespräche mit dem Online-Modehändler geführt, um ihn von einem Börsengang in London zu überzeugen. Die britische Metropole könnte Paris und New York ausstechen.

Widerspruch zwischen rasantem Wachstum und ökologischer Verantwortung

Trotz seiner Popularität steht Shein wegen seiner Geschäftspraktiken unter intensiver Beobachtung. Das Unternehmen, das 2008 in Nanjing gegründet wurde und jetzt seinen Sitz in Singapur hat, ist bekannt für sein Geschäftsmodell, das auf extrem günstigen und schnell wechselnden Kollektionen basiert. Die Retail Gazette berichtet, dass Shein im Jahr 2022 mit einem Umsatz von 22 Milliarden Euro zum größten Modehändler weltweit aufgestiegen ist. Im selben Jahr stiegen auch die Emissionen des Unternehmens laut GreenBiz um 52 Prozent. Die Kehrseite dieses Erfolgs sind jedoch die sozialen und ökologischen Kosten, die durch die Produktion von rund 10.000 neuen Artikeln pro Tag entstehen, wie The Independent kritisiert.

Sheins Strategien zur Verbesserung der Nachhaltigkeit

In Reaktion auf die Kritik hat Shein Initiativen gestartet, um seine Umweltbilanz zu verbessern. Der chinesische Händler setzt dabei vor allem auf neue Kollektion aus Restposten, die sonst entsorgt werden würden. Wie GreenBiz berichtet, will Shein bis 2050 eine vollständig kreislauforientierte Wirtschaft erreichen. In etwas näherer Zukunft, nämlich bis 2030, will Shein seinen CO₂-Fußabdruck um mindestens 25 Prozent reduzieren.

Caitrin Watson, Direktorin für Nachhaltigkeit bei Shein, betonte die Bedeutung dieser Bemühungen: „Um die Emissionen in der Modeindustrie sinnvoll zu reduzieren, müssen wir nicht nur unseren eigenen Abfall minimieren, sondern kollektiv das Konzept von Abfall ganz abschaffen.“

Sheins Herausforderungen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit

Trotz dieser Initiativen bleibt die Frage, ob Sheins Bemühungen ausreichen, um seine schnelle Produktionsweise zu kompensieren. Experten sind besorgt, dass das niedrige Preisniveau und die schnellen Produktzyklen weiterhin einen nicht nachhaltigen Konsum fördern. Die jährliche Produktion von 92 Millionen Tonnen Textilabfällen und ein erheblicher CO₂-Fußabdruck sind bezeichnend für die gesamte Branche, zu der Shein einen großen Beitrag leistet.

Influencerin kritisiert: Nachhaltigkeit als Luxus

Drew Afualo, eine TikTok-Influencerin mit knapp acht Millionen Followern, stand nach einer Kooperation mit Shein selbst in der Kritik. Das Problem ist ihrer Meinung nach, dass nachhaltige Mode nicht für jeden erschwinglich sei, sagt sie laut The Week. „Nachhaltige Mode ist ein Privileg“, so Afualo, die damit eine Wahrheit anspricht: Viele Modeliebhaber stellen die Kosten und die schnelle Verfügbarkeit, mit der Shein seine Produkte anbietet, über jegliche ethische oder moralische Bedenken.

Hoher Preis der Billigmode

Aja Barber, Autorin des Buches „Consumed“, kommentiert weiter: „Sheins Popularität steigt, weil viele Menschen immer noch nicht verstehen wollen, dass billige Kleidung einen sehr hohen Preis für andere Menschen und unseren Planeten hat.“ Sie betont, dass Shein nun der größte Ultrafast-Fashion-Händler der Welt ist, der vor allem darauf aus ist, Marktanteile zu gewinnen. „Es ist eine beängstigende Vorstellung, auf die wir zusteuern.“

Was du dir merken solltest:

  • Shein, der größte Ultrafast-Fashion-Händler weltweit, steht wegen seiner schnellen und kostengünstigen Produktionsmethoden in der Kritik bezüglich Nachhaltigkeit und Arbeitsbedingungen.
  • Das Unternehmen hat eine Initiative gestartet, um bis 2050 eine vollständig kreislauforientierte Wirtschaft zu erreichen, einschließlich der Nutzung von Restposten zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks.
  • Kritiker argumentieren, dass Sheins Geschäftsmodell trotz dieser Bemühungen zu nicht nachhaltigem Konsum anregt und ethische sowie ökologische Bedenken weiterhin bestehen.

Bild: © Raysonho @ Open Grid Scheduler / Scalable Grid Engine via Wikimedia unter CC4-Lizenz

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