Der Klimawandel bedroht den Kaffeeanbau – aber eine neue, „alte“ Sorte bringt Hoffnung
Der Kaffeeanbau muss sich an den Klimawandel anpassen. Ein neuer Hoffnungsträger ist die robuste Sorte Liberica.
Kaffee, das zweitbeliebteste Getränk der Deutschen nach Wasser, sieht sich global einer ernsthaften Bedrohung gegenüber: Der Klimawandel setzt dem Kaffeeanbau ordentlich zu. Die Sorten Arabica und Robusta, die den Markt dominieren, sind zunehmend von extremen Wetterbedingungen und Schädlingsbefall betroffen. „Anhand von Kaffee lassen sich so gut wie an kaum einer anderen Nutzpflanze die Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft im globalen Süden erzählen – und warum wir Anpassungen brauchen“, erklärt Sophie von Loeben, Agrarökonomin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, gegenüber ZDF heute.
Bedrohung für traditionelle Kaffeesorten
In Uganda, einem der Hauptanbauländer, bauen etwa 1,8 Millionen Menschen Kaffee an. Ihre Existenz wird durch die zunehmenden klimatischen Schwankungen bedroht. Laut David Abigaba, ein Kollege von Loebens, „ändert sich das Klima gerade erheblich. Bis 2050 könnte der Klimawandel die Hälfte der Region für den Anbau unbrauchbar machen.“ Diese Veränderungen bedrohen nicht nur die Kaffeeproduktion, sondern auch die ökologischen Systeme vor Ort.
Liberica: Eine alte Lösung für neue Probleme
Angesichts dieser Herausforderungen wendet sich das Interesse einer alten, beinahe vergessenen Kaffeeart zu: Liberica. Diese Sorte scheint gegenüber den Wetterextremen robuster zu sein und bietet somit eine mögliche Lösung. Davis Kuloba, ein ugandischer Kaffeefarmer und Vater von acht Kindern, berichtet ZDF heute von seinen Erfahrungen: „Liberica hilft mir, zu überleben.“ Die Forscher in Uganda haben bereits mit einer Befragung von über 800 Kleinbauern begonnen, um das Potenzial von Liberica genauer zu untersuchen.
Kaffee, der auf Bäumen wächst
Jedoch stehen den höheren Erträgen von Liberica neue Schwierigkeiten gegenüber. Die Pflanzen wachsen als hohe Bäume, deren Früchte nur mit Leitern geerntet werden können, was die Unfallgefahr erhöht. Auch der Geschmack der Liberica-Bohne stellt eine Herausforderung dar. „Der Geschmack von Liberica dürfte europäischen Zungen wohl noch nicht munden“, schätzt von Loeben ein. Die Forscher arbeiten daher auch an Kreuzungen zwischen Liberica und den herkömmlichen Arten sowie an verbesserten Methoden der Weiterverarbeitung. „Wir können den Farmern nur dann den Rat geben, Liberica anzubauen, wenn wir wissen, dass ihnen die Sorte auch abgenommen wird“, so von Loeben.
Was du noch nicht über Kaffee wusstest:
- Trotz der Vielfalt von über 130 wilden Kaffeearten dominieren nur Arabica und Robusta den Weltmarkt.
- Weniger als ein Prozent des weltweit angebauten Kaffees ist Liberica.
- Fünf Prozent des in Deutschland verkauften Kaffees tragen das Fairtrade-Siegel.
- Für die Herstellung einer einzigen Tasse Kaffee werden etwa 130 Liter Wasser benötigt.
- Jede Tasse Kaffee verursacht Emissionen, die denen eines halben Kilometers Autofahrt entsprechen.
- Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Importeur von Rohkaffee.
- Das Einkommen vieler Kaffeebauern liegt unterhalb der Armutsgrenze.
Was du dir merken solltest:
- Der Klimawandel bedroht den weltweiten Kaffeeanbau, insbesondere die Hauptsorten Arabica und Robusta, die durch Wetterextreme und Schädlingsbefall gefährdet sind. Forscher suchen nach Anpassungen, um die Auswirkungen zu mildern.
- Liberica, eine widerstandsfähige und fast vergessene Kaffeeart, wird als potenzielle Lösung erforscht, da sie besser gegen klimatische Schwankungen gewappnet ist, jedoch Herausforderungen in Ernte und Geschmacksakzeptanz mit sich bringt.
- Wissenschaftliche Initiativen wie die des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung sind entscheidend, um nachhaltige Anbaustrategien zu entwickeln und die Kaffeeproduktion an den Klimawandel anzupassen, was sowohl die lokale Ökologie als auch die globale Kaffeeversorgung sichert.
Übrigens: Forscher haben eine Methode entwickelt, wie der beliebte Cold Brew binnen weniger Minuten statt Stunden zubereitet werden kann. Diese Kaffeevariante gilt als wesentlich gesünder und bekömmlicher. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Vecteezy
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