Wählerisches Essen ist keine Phase: Studie zeigt, wie das Gehirn das Essverhalten beeinflusst

Wählerisches Essverhalten bei Kindern kann mehr sein als eine Phase: Forscher entdecken Veränderungen in der Gehirnstruktur.

Arfid Kinder

Eine neue Studie untersucht wählerisches Essverhalten bei Kindern. © Pexels

Wer nur wenige Lebensmittel mag oder ständig das Gleiche isst, gilt oft als wählerisch. Doch eine neue Studie der University of Aberdeen zeigt: Hinter solchem Essverhalten könnte eine ernste Störung stecken. Forscher haben Kinder untersucht, die unter einer vermeidend-restriktiven Nahrungsaufnahme-Störung (ARFID) leiden – und dabei Veränderungen in der Gehirnstruktur entdeckt. Diese Erkenntnisse könnten das Verständnis und die Behandlung der Störung revolutionieren.

ARFID (Avoidant restrictive food intake disorder) wurde 2013 erstmals als eigenständige Erkrankung anerkannt. Sie führt dazu, dass Betroffene bestimmte Lebensmittel meiden oder ihre Nahrungsaufnahme stark einschränken. Das kann so weit gehen, dass sie ihren Nährstoffbedarf nicht decken können, was erhebliche körperliche und psychische Folgen hat.

Studie enthüllt Hirnveränderungen bei ARFID

Die Forscher analysierten die Gehirnscans von 1.977 zehnjährigen Kindern in den Niederlanden. Dabei zeigte sich: Kinder mit ARFID-Symptomen – rund sechs Prozent der Teilnehmer – wiesen eine größere kortikale Dicke in bestimmten Hirnbereichen auf. Diese Schicht ist die äußere Schale des Gehirns, die unter anderem für Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung zuständig ist. Auffällig waren vor allem Veränderungen in den Regionen, die exekutive Funktionen steuern. Dazu zählen Fähigkeiten wie Konflikterkennung und Impulskontrolle.

Dr. Michelle Sader, die die Untersuchung leitete, erklärte laut dem Independent, dass viele Menschen irgendwann im Leben wählerisch essen. Doch bei ARFID geht das weit über gewöhnliche Vorlieben hinaus. Die Störung kann ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Zu den Symptomen gehören eine eingeschränkte Nahrungsvielfalt, Angst vor Mahlzeiten und das Bedürfnis nach Nahrungsergänzungsmitteln. Auch das Erkennen von Hunger ist bei Betroffenen oft gestört.

Wie ARFID das Leben beeinflusst

Die Symptome von ARFID basieren auf drei Hauptursachen: einer sensorischen Empfindlichkeit gegenüber Lebensmitteln, einem generellen Desinteresse an Nahrung und der Angst vor negativen Konsequenzen wie Würgen oder Erbrechen. Obwohl ARFID oft als weniger gefährlich als Magersucht eingestuft wird, zeigt die Studie, dass die physiologischen Auswirkungen ähnlich schwerwiegend sein können.

Tom Quinn, Geschäftsführer der britischen Wohltätigkeitsorganisation Beat, betont die Bedeutung der neuen Forschung:

ARFID wird oft als Phase abgetan. Das ist nicht gerecht, da die Störung gravierende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit hat.

Tom Quinn

Er fügte hinzu, dass manche Kinder aufgrund der eingeschränkten Ernährung die Pubertät verzögert erleben würden.

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Forschung bietet Hoffnung auf neue Ansätze

Die Ergebnisse der Studie bieten eine Grundlage für bessere Diagnose- und Behandlungsansätze. Laut Dr. Sader ist ARFID noch wenig erforscht, obwohl es einen erheblichen Einfluss auf das Leben der Betroffenen hat. Die Erkenntnisse zu den Hirnstrukturen helfen, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Was du dir merken solltest:

  • Die vermeidend-restriktive Nahrungsaufnahme-Störung (ARFID) führt dazu, dass Betroffene bestimmte Lebensmittel meiden oder ihre Ernährung stark einschränken, was ernste körperliche und psychische Folgen haben kann.
  • Eine neue Studie zeigt, dass Kinder mit ARFID-Symptomen Veränderungen in Hirnregionen aufweisen, die für Entscheidungsfindung und Impulskontrolle wichtig sind.
  • Diese Forschungsergebnisse könnten helfen, ARFID besser zu verstehen, gezielte Behandlungen zu entwickeln und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Bild: © Pexels

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