Fitness-Sensation, die nicht nur Veganer erfreut: Kreatin bald in essbaren Pflanzen verfügbar
Wissenschaftler entwickeln essbare Pflanzen, die Kreatin produzieren. Das könnte Nahrungsergänzungsmittel revolutionieren.

Blätter der Tabakpflanze Nicotiana benthamiana: Eine genetisch veränderte Tabakpflanze kann Kreatin produzieren. © Wikimedia
Kreatin, ein bewährtes Mittel zur Steigerung von Muskelmasse und -kraft, könnte schon bald aus Pflanzen gewonnen werden. Chinesische Forscher arbeiten daran, essbare Pflanzen genetisch so zu verändern, dass sie Kreatin produzieren – eine bahnbrechende Entwicklung, die besonders für Veganer von großem Nutzen wäre. Bisher stammt Kreatin aus tierischen Quellen oder wird künstlich hergestellt, doch eine pflanzliche Alternative könnte den Fitnessmarkt nachhaltig verändern.
Tabakpflanzen als Versuchskaninchen
Das Team um Pengxiang Fan von der Zhejiang-Universität hat Tabakpflanzen so modifiziert, dass sie Kreatin in ihren Blättern produzieren. Mithilfe eines speziellen Bakteriums wurden die notwendigen DNA-Sequenzen in die Blätter eingeschleust. Innerhalb von drei Tagen enthielten die Blätter statt 0 Mikrogramm ganze 2,3 Mikrogramm Kreatin pro Gramm Blatt. Diese Ergebnisse sind vielversprechend. Bald könnten auch andere Pflanzen wie Tomaten auf ähnliche Weise verändert werden, um essbare Kreatinquellen zu schaffen.
Die Forscher arbeiten bereits daran, den Prozess weiter zu optimieren und auch andere Supplemente wie Carnosin in Pflanzen zu erzeugen. Ihre Studie wurde im „Journal of Agricultural and Food Chemistry“ veröffentlicht.
Bald auch in anderen Pflanzen: Tomaten mit Kreatin
Doch die Herausforderung liegt darin, dass die Produktion bisher nur von kurzer Dauer ist. Laut Fan verbleibt das Kreatin nur wenige Tage in den Blättern, da die DNA nicht dauerhaft ins Genom der Pflanzen integriert wurde. Der nächste Schritt ist nun, die Pflanzen so zu verändern, dass sie Kreatin über längere Zeiträume produzieren können. Ein aktuelles Projekt des Teams sieht vor, Tomaten so zu manipulieren, dass sie Kreatin und Carnosin direkt in den Früchten produzieren, während sie reifen. Laut NewScientist erwartet Fan, dass in etwa einem Jahr erste Ergebnisse vorliegen.
Wann wird es diese Pflanzen im Supermarkt geben?
Bis diese genmanipulierten Pflanzen allerdings den Weg in die Supermärkte finden, wird es wohl noch viele Jahre dauern. Die strengen Vorschriften für gentechnisch veränderte Lebensmittel stellen ein großes Hindernis dar. José Antonio von der Nova Southeastern University in Florida erklärte laut NewScientist, dass solche Produkte zwar sehr praktisch wären, vor allem für Menschen, die ungern Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, doch die regulatorischen Hürden seien hoch. Trotzdem bleibt die Vision: Gemüse und Obst, die von Natur aus nützliche Nahrungsergänzungsmittel enthalten.
Wie wirksam ist die zusätzliche Zufuhr von Kreatin tatsächlich?
Zusätzlich zugeführtes Kreatin hat nachweislich zwei wichtige Effekte, die in zahlreichen Studien belegt wurden. Zum einen füllt es die Kreatin-Speicher in der Muskulatur auf, was bei kurzen, intensiven Belastungen, wie zum Beispiel schwerem Gewichtheben oder kurzen Sprints, zu einer Steigerung der Leistungsfähigkeit führt. Im Bereich der Ausdauer hingegen scheint Kreatin keinen messbaren Vorteil zu bieten, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen. Das macht es besonders interessant für Sportler, die auf kurze, intensive Einheiten setzen.
Kreatin und Muskelaufbau
Ein weiterer Effekt von Kreatin liegt in seiner potenziellen Wirkung auf den Muskel- und Kraftaufbau. Studien weisen darauf hin, dass eine mehrwöchige Zufuhr von Kreatin – in Kombination mit regelmäßigem und intensiven Training – den Muskelzuwachs fördern kann. Allerdings ist hier entscheidend, dass das Training mehrmals pro Woche stattfindet und eine hohe Intensität aufweist. Ohne das entsprechende Trainingspensum bleibt der positive Effekt von Kreatin begrenzt. Die Apotheken-Umschau bestätigt dies ebenfalls und betont die Wichtigkeit eines durchdachten Trainingsplans.
Die richtige Dosierung ist entscheidend
„Dass Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel das Training und den Muskelaufbau unterstützen kann, gilt mittlerweile als gesichert“, erklärt Experte Donath in der Apotheken-Umschau. Allerdings warnt er, dass die tägliche Zufuhr von Kreatin 3 Gramm nicht überschreiten sollte, insbesondere bei einer längeren Anwendung. „Bei einem Gewicht zwischen 80 und 110 Kilogramm sind 3 Gramm pro Tag völlig ausreichend“, fügt Donath hinzu. Wichtig sei zudem, dass viele Freizeitsportler gar kein zusätzliches Kreatin benötigen. Eine ausgewogene Ernährung könne für die meisten Kraftsportler durchaus ausreichen, um ihre Ziele zu erreichen.
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Was sind die Nebenwirkungen beim Zuführen von Kreatin?
Obwohl Kreatin als Nahrungsergänzungsmittel in der Regel gut verträglich ist, gibt es Ausnahmen, die berücksichtigt werden müssen. Besonders Menschen mit Nierenerkrankungen oder anderen Krankheiten, die die Nierenfunktion beeinträchtigen – wie Bluthochdruck oder Diabetes – sollten vorsichtig sein. Da überschüssiges Kreatin über die Nieren ausgeschieden wird, kann es bei eingeschränkter Nierenfunktion zu einer Überlastung kommen. Dies könnte dazu führen, dass Kreatin in der Niere eingelagert wird, was potenziell schädlich sein kann und die Nieren weiter belastet.
Für gesunde Menschen ohne Vorerkrankungen gilt die Einnahme von Kreatin laut Apotheken-Umschau jedoch als weitgehend unbedenklich.
Was du dir merken solltest:
- Kreatin, das üblicherweise in tierischen Produkten vorkommt, könnte bald in essbaren Pflanzen produziert werden, was besonders für Veganer von Vorteil ist.
- Forscher arbeiten daran, Tabak- und Tomatenpflanzen genetisch so zu verändern, dass sie Kreatin in ihren Blättern und Früchten produzieren.
- Diese Entwicklung könnte die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln vereinfachen und eine natürliche Quelle für Kreatin bieten.
Übrigens: Nicht nur Kreatin könnte bald in Pflanzen erzeugt werden, auch Lebensmittelabfälle lassen sich durch Pilzfermentation in köstliche und nahrhafte Speisen verwandeln. Wie Forscher diese innovative Methode nutzen, um Abfälle nachhaltig aufzuwerten, erfährst du in unserem Artikel.
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