Unter politischem Druck wegen ESG: US-Firmen schweigen zu Umweltbewusstsein
Inmitten politischer Spannungen ziehen US-Konzerne ESG-Angaben zurück – und Greenhushing wird zum neuen Trend.
In den Vereinigten Staaten hat sich die Haltung vieler Unternehmen gegenüber den ESG-Standards, die für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung stehen, merklich verändert.
Wurden diese Ziele früher oft öffentlichkeitswirksam zur Imagepflege eingesetzt, so meiden US-Firmen laut einem Bericht der WELT neuerdings die Erwähnung von ESG zunehmend. Der Grund dafür liegt in der politischen Landschaft und der Befürchtung harter Konsequenzen im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump. So hat beispielsweise Coca-Cola seinen jährlichen Bericht, der vormals als „Business & ESG“-Report bezeichnet wurde, in „Business & Sustainability“-Report umbenannt, um die politische Brisanz des ESG-Begriffs zu umgehen.
Vorsicht vor politischem Gegenwind wegen ESG
Diese Vorsicht der Unternehmen spiegelt die Sorge wider, dass die Betonung von ESG-Standards sie ins Visier der Republikaner rücken könnte, sollte Trump die nächste Wahl gewinnen. Eine solche Entwicklung könnte nicht nur für einzelne Unternehmen, sondern auch für die Wall Street weitreichende Folgen haben. Der Trend zum sogenannten Greenhushing, also dem bewussten Verschweigen von ESG-Bemühungen, nimmt bereits zu. Eine Umfrage der Führungskräfteberatung Teneo unter 260 Geschäftsführern weltweit zeigt, dass fast die Hälfte ihre ESG-Aktivitäten zwar fortsetzen, aber weniger darüber kommunizieren möchte, während acht Prozent angaben, ihre Bemühungen aufgrund des politischen Klimas herunterzufahren.
Rückgang des Interesses an Impact-Investing
Parallel dazu sinkt das Interesse an sogenanntem Impact-Investing, einer Anlagestrategie, die finanzielle Renditen mit sozialen oder ökologischen Verbesserungen verknüpfen will. Laut einer Studie von American Century Investments ist die Attraktivität dieser Anlageform in Deutschland, Großbritannien, Asien und den USA rückläufig. Anleger erwarten mittlerweile wettbewerbsfähige Renditen von ihren Impact-Investments und sind weniger bereit, für eine positive Wirkung auf Erträge zu verzichten. Dieser Trend könnte durch die Furcht vor Greenwashing und wahrgenommene Rückschritte in den Nachhaltigkeitsbemühungen weiter verstärkt werden.
Greenhushing als neue Strategie
Die zunehmende Politisierung von ESG-Standards und das daraus resultierende Phänomen des Greenhushing deuten auf eine tiefgreifende Veränderung in der Art und Weise hin, wie Unternehmen und Investoren über Nachhaltigkeit sprechen und handeln. Während die Inhalte der Berichte über Nachhaltigkeit sich nicht zwangsläufig ändern, wie das Beispiel von Coca-Cola zeigt, passt die Art der Kommunikation sich dem politischen Klima an. Experten wie Mark Campanale, Direktor der Denkfabrik Carbon Tracker, sehen darin eine bewusste Entscheidung von Institutionen, Nachhaltigkeit weiterhin zu verfolgen, jedoch ohne dabei öffentliches Aufsehen zu erregen. Diese Entwicklung wirft Fragen auf, wie zukünftig mit den Herausforderungen von Umwelt und sozialer Gerechtigkeit umgegangen wird, insbesondere im Licht einer möglichen Präsidentschaft Trumps und der damit verbundenen politischen Prioritäten.
Was du dir merken solltest:
- In den USA meiden Unternehmen zunehmend die Erwähnung von ESG-Standards (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) in ihrer Kommunikation, ein Trend, der durch die politische Landschaft und die Sorge vor negativen Konsequenzen bei einem möglichen Wahlsieg Donald Trumps verstärkt wird.
- Dieses Phänomen des Greenhushings, also das bewusste Verschweigen von Nachhaltigkeitsbemühungen, spiegelt sich auch in einem global rückläufigen Interesse an Impact-Investing wider, da Anleger nun wettbewerbsfähige Renditen erwarten und weniger bereit sind, für positive soziale oder ökologische Effekte auf Erträge zu verzichten.
- Die strategische Anpassung der Kommunikation über Nachhaltigkeitsbemühungen, wie das Beispiel von Coca-Cola zeigt, deutet auf eine neue Vorsicht der Unternehmen hin, ihre ESG-Aktivitäten öffentlich zu betonen, um politischen Gegenwind zu vermeiden.
Bild: © Gage Skidmore via Wikimedia Commons unter CC2-Lizenz
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