Hoch hinaus: Vertical Farming als Zukunft der Landwirtschaft

Vertical Farming revolutioniert die Landwirtschaft: ganzjährige Ernte mit weniger Ressourcen und Raum.

Vertical Farming

Vertical Farming ermöglicht effiziente Landwirtschaft selbst auf begrenztem Raum in urbanen Gebieten. © Vecteezy

In einer Lagerhalle in Wesseling bei Köln zeichnet sich die Zukunft der Landwirtschaft ab: Hydrofarms, ein ambitioniertes Start-up, plant, bis zu vier Tonnen Kräuter pro Monat auf 23 Regalen anzubauen dank Vertical Farming – und das völlig unabhängig von den Jahreszeiten.

Dieses innovative Konzept, bekannt als Vertical Farming, könnte laut dem Handelsblatt eine Antwort auf einige der drängendsten Probleme der globalen Landwirtschaft bieten: Nahrungsmittelsicherheit, Ressourcenschonung und Umweltschutz.

Vertical Farming revolutioniert urbane Landwirtschaft

Vertical Farming nutzt hohe Regalsysteme in Innenräumen für den Anbau von Pflanzen, die statt in Erde in einer nährstoffreichen, wässrigen Lösung gedeihen. Diese Methode ist besonders in urbanen Räumen vielversprechend, wo landwirtschaftliche Flächen rar sind. Das Handelsblatt betont, dass diese Technologie, trotz ihres hohen Potenzials und der Fähigkeit, ganzjährig Lebensmittel zu produzieren, vor wirtschaftlichen und energetischen Herausforderungen steht.

Die Idee hinter Hydrofarms, unter der Leitung des jungen Geschäftsführers Timon Scholz, ist es, Vertical Farming einer breiten Masse zugänglich zu machen. Mit einer Auszeichnung für seinen Gründungsgeist ausgestattet, steht Scholz exemplarisch für eine neue Generation von Unternehmern, die traditionelle Landwirtschaftspraktiken hinterfragen und nachhaltige Alternativen suchen. Doch die Wirtschaftlichkeit ist komplex, beeinflusst durch Faktoren wie den hohen Energiebedarf für künstliches Licht, Heizung und Kühlung der Pflanzen.

Wachstum und Wagnis: Vertical Farming unter finanziellem Druck

Das Handelsblatt hebt hervor, dass trotz einer beeindruckenden durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate der Branche in Deutschland von 13,9 Prozent bis 2030, die finanzielle Tragfähigkeit von Vertical Farming unter dem Druck steigender Energiepreise steht. Das Beispiel des Berliner Start-ups Infarm, das trotz seines vormaligen Einhornstatus in Insolvenz gehen musste, illustriert die finanziellen Risiken, die mit dieser Anbaumethode verbunden sind. Infarms hochtechnologische Ausrüstung führte zu enormen Investitionskosten, ein Problem, das Hydrofarms durch den Verzicht auf teure Sensorik und Automatisierung umgehen möchte.

Der Energieverbrauch bleibt eine der größten Hürden. Laut Senthold Asseng, einem Agrarwissenschaftler der TU München, benötigt die Produktion von einem Kilogramm Weizen in einer Indoor-Anlage rund 650 Kilowattstunden Energie – mehr als das Dreifache des jährlichen Stromverbrauchs eines Ein-Personen-Haushalts in Deutschland. Daher sind aktuell vor allem hochwertige Kräuter und spezielle Gemüsesorten, die höhere Marktpreise erzielen, für Vertical Farming geeignet.

Forschung treibt Energieeffizienz in Vertical Farming voran

Die Forschung konzentriert sich nun auf die Entwicklung effizienterer Beleuchtungs- und Anbausysteme, um den Energieverbrauch zu senken. Professor Mohieddine Jelali von der Technischen Hochschule Köln sieht in der Kombination aus Sonnenlicht und künstlicher Beleuchtung sowie in KI-gesteuerten Beleuchtungssystemen, die sich an den spezifischen Bedürfnissen der Pflanzen orientieren, großes Potenzial zur Energieeinsparung. Diese Innovationen könnten Vertical Farming zu einem Eckpfeiler der urbanen Landwirtschaft machen.

Herausforderungen und Hürden

Die vertikale Landwirtschaft steht allerdings vor vielfältigen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Der Bedarf an fachkundigen Experten, die mit den spezifischen Anforderungen hydroponischer Systeme vertraut sind, stellt eine bedeutende Hürde dar, insbesondere da qualifiziertes Personal aufgrund der Neuheit des Konzepts schwer zu finden ist. Hinzu kommen hohe Vorabinvestitionen und laufende Kosten, insbesondere für Personal, die die Wirtschaftlichkeit dieser Anbaumethode beeinträchtigen können.

Der hohe Stromverbrauch durch künstliche Beleuchtung, Herausforderungen bei der Bestäubung in Indoor-Umgebungen und die Notwendigkeit, alle gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen, erhöhen ebenfalls die Komplexität und Kosten. Trotz des Potenzials der vertikalen Landwirtschaft, die Ernährung der Menschheit nachhaltig zu unterstützen, unterstreichen diese Aspekte, dass der Weg zur wirtschaftlichen Rentabilität von Vertical-Farming-Projekten oft lang und steinig ist.

Was du dir merken solltest:

  • Vertical Farming ermöglicht ganzjährige Ernten in Städten und revolutioniert so die Landwirtschaft.
  • Hohe Investitions- und Energiekosten stellen jedoch große Herausforderungen dar.
  • Trotzdem könnte es mit fortschrittlicher Forschung zur nachhaltigen Ernährung der Zukunft beitragen.

Bild: © Vecteezy

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