Wenn das Gewicht auf die Seele drückt – Wie Fettleibigkeit Angstzustände fördern kann

Fettleibigkeit kann das Risiko für Angstzustände erhöhen. Eine neue Studie zeigt Veränderungen im Verhalten, Gehirn und Darm bei Mäusen.

Druck auf die Seele: Wie Fettleibigkeit Angstzustände fördern kann

Fettleibigkeit kann sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben – etwa auf Stimmung und Denkvermögen. © Unsplash

Eine zu kalorienreiche Ernährung verändert nicht nur den Körper – sondern auch den Kopf. Das zeigen neue Daten, die auf dem Ernährungskongress der American Society for Nutrition vorgestellt wurden. Mäuse, die über Wochen stark zugenommen hatten, verhielten sich auffällig ängstlich. Gleichzeitig zeigten sich Veränderungen im Gehirn und in der Darmflora. Die Ergebnisse legen nahe: Fettleibigkeit erhöht nicht nur das Risiko für Diabetes oder Herzprobleme – sondern womöglich auch für Angstzustände und Konzentrationsprobleme.

Betroffen sind vor allem junge Menschen. Denn Fettleibigkeit und psychische Erkrankungen nehmen gerade bei Kindern und Jugendlichen zu. Die neue Studie liefert Hinweise darauf, dass beides enger zusammenhängt, als bisher gedacht.

Fettleibigkeit beeinflusst Angstzustände und verändert das Gehirn

Im Zentrum des Versuchs standen 32 männliche Mäuse. Ab der sechsten Lebenswoche – vergleichbar mit der Jugendphase beim Menschen – erhielt die Hälfte von ihnen eine fettarme Diät, die andere Hälfte ein besonders fettreiches Futter. Diese Ernährung zogen die Forscher über 15 Wochen hinweg durch. Am Ende wogen die Mäuse aus der Hochfett-Gruppe im Schnitt deutlich mehr: Sie hatten über 45 Prozent Körperfett – im Vergleich zu rund 25 Prozent bei den normal ernährten Tieren.

Doch nicht nur auf der Waage zeigten sich Unterschiede. In Verhaltenstests erstarrten die übergewichtigen Mäuse häufiger in Stresssituationen – ein klassisches Angstsignal. Auch im Gehirn fanden die Forscher Abweichungen: Im Hypothalamus, der zentrale Aufgaben bei Appetitregulation, Hormonsteuerung und Gefühlsverarbeitung übernimmt, traten auffällige Signalveränderungen auf. Genau dort vermuten die Wissenschaftler den Auslöser für das gestörte Verhalten.

Gehirnsignale entgleisen – mit Folgen für Verhalten und Stimmung

Neben dem Gehirn rückte ein weiterer Bereich in den Fokus: der Darm. Bei den übergewichtigen Mäusen fanden die Forscher eine veränderte Zusammensetzung der Darmbakterien. Solche Unterschiede im Mikrobiom werden schon länger mit Depressionen, Stressanfälligkeit und Verhaltensstörungen in Verbindung gebracht.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fettleibigkeit zu angstähnlichem Verhalten führen kann, möglicherweise aufgrund von Veränderungen sowohl der Gehirnfunktion als auch der Darmgesundheit“, erklärte Studienleiterin Desiree Wanders von der Georgia State University laut MedicalXpress.

Darmflora gerät aus dem Gleichgewicht – mit psychischen Folgen

Was zunächst nach einem Problem im Tiermodell klingt, betrifft längst auch den Menschen. Denn auch hier mehren sich Hinweise, dass Ernährung nicht nur die Figur, sondern auch die mentale Verfassung beeinflussen kann. Besonders bei Jugendlichen, die sich oft unausgewogen ernähren, könnten sich solche Effekte früh bemerkbar machen – lange bevor klassische Folgeerkrankungen wie Diabetes auftreten.

„Diese Erkenntnisse könnten wichtige Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und persönliche Entscheidungen haben“, so Wanders. Wer früh ansetzt – bei Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung – kann nicht nur körperliche, sondern auch psychische Risiken senken.

Ernährung wirkt schneller auf die Psyche als gedacht

Die neue Studie ergänzt ein wachsendes Forschungsfeld, das sich mit dem sogenannten Darm-Hirn-System befasst. Die Darmflora steht dabei im Verdacht, über Botenstoffe Einfluss auf Emotionen, Denkprozesse und sogar das Angstempfinden zu nehmen. Die Ergebnisse machen deutlich, wie empfindlich dieses Gleichgewicht ist – und wie schnell es durch Fehlernährung aus der Bahn geraten kann.

Ob sich diese Effekte rückgängig machen lassen, ist noch offen. Die Forscher wollen als Nächstes prüfen, ob eine Rückkehr zu gesunder Ernährung das Verhalten und die Gehirnaktivität wieder normalisieren kann – und ob sich auch bei weiblichen Mäusen ähnliche Muster zeigen.

Kurz zusammengefasst:

  • Fettleibigkeit hat nicht nur körperliche Folgen – sie kann auch Angstzustände auslösen.
  • In einer Studie zeigten übergewichtige männliche Mäuse auffällige Veränderungen in Gehirnsignalen, Verhalten und Darmflora.
  • Forscher vermuten, dass die Verbindung zwischen Darm und Gehirn eine zentrale Rolle spielt – besonders in der Jugend kann Ernährung die Psyche beeinflussen.

Übrigens: Die Darmflora spielt nicht nur bei Fettleibigkeit und Angstzustände eine Rolle – auch Multiple Sklerose könnte hier ihren Ursprung haben. Zwei Studien zeigen, wie bestimmte Bakterien gezielt Autoimmunreaktionen auslösen. Mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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