Verarbeitete Lebensmittel unter Verdacht – Frühzeichen von Parkinson häufen sich
Eine neue Studie zeigt: Wer viele stark verarbeitete Lebensmittel isst, entwickelt häufiger frühe Anzeichen der Parkinson-Krankheit.

Im Supermarkt alltäglich, für das Gehirn riskant: Stark verarbeitete Lebensmittel könnten laut einer Studie frühe Anzeichen von Parkinson begünstigen – lange vor der Diagnose. © Pexels
Fertigpizza, Cornflakes, Softdrinks – in vielen Küchen gehören solche Lebensmittel zum Alltag. Doch wer regelmäßig zu stark verarbeiteten Produkten greift, setzt nicht nur seiner Figur zu. Eine neue Langzeitstudie zeigt: Zwischen hochverarbeiteten Lebensmitteln und frühen Anzeichen der Parkinson-Krankheit besteht ein auffälliger Zusammenhang.
Wer täglich große Mengen davon konsumiert, entwickelt deutlich häufiger Symptome – Jahre bevor eine Parkinson-Diagnose gestellt wird.
Mehr als sechs Portionen dieser Lebensmittel erhöhen das Parkinson-Risiko deutlich
Wer täglich elf oder mehr Portionen hochverarbeiteter Lebensmittel zu sich nahm, zeigte deutlich häufiger typische Frühzeichen einer Parkinson-Erkrankung – zum Beispiel Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Tagesschläfrigkeit, Schmerzen oder ein eingeschränktes Riechvermögen. Bei diesen Personen lag das Risiko 2,5-mal höher als bei Menschen, die weniger als drei Portionen am Tag verzehrten.
Schon sechs Portionen täglich reichten aus, um das Risiko deutlich zu erhöhen. Der Zusammenhang blieb laut der Studie auch dann bestehen, wenn andere Risikofaktoren wie Alter, Bewegung, Alkoholkonsum oder Körpergewicht berücksichtigt wurden.
Softdrinks und Snacks besonders riskant
Besonders auffällig war der Effekt bei stark gezuckerten Produkten. Dazu zählten süße Limonaden, fertige Backwaren oder abgepackte Snacks. Auch Frühstückscerealien mit hohem Zuckergehalt gehörten dazu. Diese Lebensmittel sind nicht nur kalorienreich, sondern enthalten oft auch künstliche Zusatzstoffe, die Entzündungen im Körper fördern können.
Unsere Forschung zeigt, dass ein übermäßiger Konsum hochverarbeiteter Lebensmittel, etwa zuckerhaltige Softdrinks und verpackte Snacks, frühe Anzeichen von Parkinson beschleunigen könnte.
Ernährungsmediziner Xiang Gao, Fudan-Universität Shanghai
Langzeitdaten bestätigen: Parkinson-Symptome und Lebensmittel hängen zusammen
Die Daten stammen aus zwei großen Langzeitstudien in den USA, die über 26 Jahre hinweg durchgeführt wurden. Mehr als 42.000 medizinische Fachkräfte machten mit. Zum Start der Studie war niemand an Parkinson erkrankt. Das Durchschnittsalter lag bei 48 Jahren. Die Forscher analysierten gezielt die sogenannten prodromalen Symptome – also die frühen Warnzeichen, die oft Jahre vor der klinischen Diagnose auftreten.
Ein Vorteil dieser Herangehensweise: Sie eröffnet die Chance, sehr früh gegenzusteuern. „Nicht-motorische Symptome wie Riechstörungen, Schlafprobleme oder depressive Verstimmungen können zehn bis zwanzig Jahre vor der eigentlichen Diagnose auftreten“, heißt es in der Studie.
Hoher Konsum verarbeiteter Lebensmittel in Deutschland
Laut einer Umfrage greifen in Deutschland 70 Prozent der Menschen regelmäßig zu hochverarbeiteten Lebensmitteln. Fast 40 Prozent essen solche Produkte sogar täglich. Damit liegt Deutschland europaweit mit an der Spitze. Zum Vergleich: In Italien liegt der Anteil bei rund 14 Prozent, in Schweden bei 42 Prozent.
Viele greifen aus Bequemlichkeit oder Kostengründen zu Fertigprodukten. Doch auf Dauer kann diese Entscheidung Folgen für das Nervensystem haben – lange bevor es zu sichtbaren Symptomen kommt.
So schützt Ernährung das Gehirn – Tipps für den Alltag
Ernährungsexperte Xiang Gao erklärt: „Eine gesunde Ernährung ist entscheidend. Sie wird mit einem geringeren Risiko für neurodegenerative Erkrankungen in Verbindung gebracht. Unsere heutigen Essgewohnheiten haben langfristige Folgen für unsere Gehirngesundheit.“ Wer sein Gehirn schützen will, sollte deshalb auf frische und möglichst unverarbeitete Lebensmittel setzen. Diese Tipps helfen dabei:
1. Auf natürliche Lebensmittel setzen
- Frisches Obst und Gemüse täglich einbauen
- Vollkornbrot statt Toast oder Weißbrot wählen
- Hülsenfrüchte wie Linsen, Kichererbsen oder Bohnen öfter essen
- Naturjoghurt und Käse ohne Zusatzstoffe bevorzugen
2. Stark verarbeitete Produkte reduzieren
- Fertiggerichte und Tiefkühlpizza nur gelegentlich essen
- Süße Softdrinks durch Wasser oder ungesüßten Tee ersetzen
- Snacks wie Chips oder Schokoriegel seltener kaufen
3. Bewusst einplanen
- Selbst kochen, so oft es geht – das gibt Kontrolle über Zutaten
- Auf kurze Zutatenlisten achten – je kürzer, desto besser
- Mahlzeiten vorkochen und einfrieren statt zur Fertigpizza greifen
4. Richtig einkaufen
- Frische Lebensmittel bevorzugen: Märkte oder Frischeabteilungen nutzen
- Saisonale Produkte kaufen – sie enthalten oft mehr Nährstoffe
- Auf Zucker, Zusatzstoffe und Konservierungsmittel achten
Wer diese einfachen Schritte in den Alltag einbaut, kann seiner Gehirngesundheit langfristig etwas Gutes tun – und das Risiko für Erkrankungen wie Parkinson möglicherweise senken.
Die Forscher betonen: Die Studie zeigt einen Zusammenhang, aber keinen Beweis für eine Ursache. Das heißt: Es lässt sich nicht sicher sagen, dass verarbeitete Lebensmittel Parkinson auslösen. Dennoch ist der Zusammenhang deutlich und angesichts der Datenlage plausibel.
Kurz zusammengefasst:
- Stark verarbeitete Lebensmittel wie Softdrinks, Fertiggerichte oder süße Snacks stehen im Verdacht, frühe Parkinson-Symptome zu begünstigen – das Risiko steigt ab sechs Portionen täglich, bei elf Portionen ist es 2,5-mal höher.
- Frühwarnzeichen wie Schlafstörungen, depressive Verstimmungen, Schmerzen oder Riechprobleme können zehn bis zwanzig Jahre vor der Diagnose auftreten und sollten ernst genommen werden.
- Wer frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel isst, kann seine Gehirngesundheit aktiv unterstützen – Obst, Gemüse, Vollkorn, Hülsenfrüchte und Wasser statt Limo helfen im Alltag spürbar.
Übrigens: Nicht nur verarbeitete Lebensmittel stehen im Verdacht, das Gehirn früh zu schädigen – bestimmte Blutwerte zeigen schon mit 24 erste Hinweise auf Alzheimer. Mehr dazu in unserem Artikel.
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