10.000 Arten bedroht: Wie Landwirtschaft und Klimawandel die Vielfalt zerstören
In Deutschland sind etwa 10.000 Arten bedroht – die Biodiversität leidet stark unter dem Klimawandel und der intensiven Landwirtschaft.
Mehr als 150 Wissenschaftler untersuchten den Zustand der Artenvielfalt in Deutschland und stellten fest, dass rund 10.000 Arten in Gefahr sind. Besonders Insekten, Weichtiere und Pflanzen sind stark betroffen. Auch Arten aus dem Agrar- und Offenland leiden unter den veränderten Bedingungen. Außerdem befinden sich 60 Prozent der Lebensraumtypen, darunter Äcker, Grünland, Moore und Sümpfe, in einem schlechten Zustand. Diese Ergebnisse stammen aus dem „Faktencheck Artenvielfalt“, den die Forscher in Berlin präsentierten.
Klimawandel und Landwirtschaft schaden der Artenvielfalt
Der Bericht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung verdeutlicht, dass nicht nur der Klimawandel die Artenvielfalt bedroht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass naturnahe Lebensräume verarmen und gebietsfremde Arten zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Intensivierung der Landwirtschaft trifft fast alle Lebensräume und wirkt sich besonders negativ auf die Artenvielfalt aus. „Der Verlust von Lebensräumen und die intensive Nutzung der Kulturlandschaften haben den größten Einfluss“, erklärt Jori Maylin Marx von der Universität Leipzig laut Tagesschau.
Nachhaltige Ansätze als Hoffnungsschimmer
Trotz der alarmierenden Erkenntnisse nennt der Bericht auch positive Entwicklungen. So verbesserten sich etwa die Wasserqualität in Flüssen und die Förderung natürlicher Strukturen in Wäldern. Laubwälder zeigen sich widerstandsfähiger, doch auch sie leiden unter dem Klimawandel. Nachhaltigkeitsexpertin Nina Farwig fordert eine stärkere Wiederherstellung natürlicher Lebensräume und ein Umdenken bei der Landnutzung.
Wir müssen mit der Natur wirtschaften – nicht gegen sie.
Nina Farwig
Der Bericht sieht eine ökologisch orientierte Agrarreform als entscheidenden Hebel, um die Artenvielfalt zu schützen.
Mehr Verbindlichkeit gefordert
Experten fordern zudem mehr rechtliche Verbindlichkeit im Naturschutz. Sie schlagen vor, den Umweltschutz als Menschenrecht oder als Eigenrecht der Natur festzuschreiben. Die Autoren des Berichts bieten mit ihren Erkenntnissen konkrete Handlungsoptionen für nationale Maßnahmen, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen und die Artenvielfalt zu sichern. Der Bericht basiert auf der Analyse von mehr als 6.000 Publikationen und behandelt fünf Hauptlebensräume: Agrar- und Offenland, Wald, Binnengewässer, Küsten und urbane Räume.
Forschung muss Wissenslücken schließen
Die Forscher entdeckten auch Wissenslücken, vor allem in urbanen Gebieten, wo noch zu wenig Daten zur Artenvielfalt vorliegen. Laut Helge Bruelheide von der Universität Halle-Wittenberg sei es schwierig, verschiedene Arten und Lebensräume einheitlich zu erfassen. Diese Hürden erschweren es, den Verlust der Artenvielfalt umfassend zu verstehen. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sieht in Langzeitdokumentationen und systematischen Erhebungen einen Schlüssel, um die Ursachen des Biodiversitätsverlusts besser zu erfassen.
Starke Ökosysteme sichern Nachhaltigkeit
Biologisch vielfältige Ökosysteme spielen eine zentrale Rolle für die Stabilität der Umwelt und das menschliche Wohlergehen. „Der Erhalt der Biodiversität sichert unser Wohlergehen, aber auch das Wirtschaften“, erklärt Volker Mosbrugger von der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt. Die Erkenntnisse aus Deutschland könnten laut dem Bericht auch international wegweisend sein. Christian Wirth von der Universität Leipzig betont, dass die Politik auf diese alarmierenden Befunde reagieren müsse.
Was du dir merken solltest:
- Mehr als 150 Wissenschaftler stellten fest, dass rund 10.000 Arten in Deutschland bedroht sind, insbesondere Insekten, Weichtiere und Pflanzen, sowie 60 Prozent der Lebensraumtypen.
- Der Bericht zeigt, dass Klimawandel und intensive Landwirtschaft die Hauptursachen für den Verlust der Artenvielfalt in Deutschland sind, und fordert ökologische Agrarreformen sowie rechtlich verbindlichen Naturschutz.
- Trotz alarmierender Befunde gibt es positive Entwicklungen, wie die Verbesserung der Wasserqualität, doch Wissenslücken in städtischen Gebieten behindern das umfassende Verständnis des Biodiversitätsverlusts.
Übrigens: Honig enthält wertvolle Informationen über die Umwelt – diese Hinweise könnten die Biodiversität retten. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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