Überraschende Studie: Flüsse in den Alpen führen meist altes Wasser

Die Flüsse der Alpen führen entgegen aller Erwartungen vor allem altes Wasser. Forscher sprechen von einem Paradoxon.

Alpen Flüsse

Von wegen „frisches“ Quellwasser: Das Wasser aus Alpenflüssen ist meist älter, als gedacht. © Vecteezy

Ein Großteil des Wassers, das durch die Flüsse der Alpen fließt, stammt entgegen häufiger Annahme nicht aus jüngstem Regen, sondern aus Quellen, die älter als einen Monat sind.

In einer Studie, die im Fachjournal Hydrology and Earth System Sciences veröffentlicht und vom Standard aufgegriffen wurde, untersuchten Forscher aus der Schweiz und Österreich das sogenannte „Alte-Wasser-Paradoxon“. In den 32 untersuchten Einzugsgebieten betrug der Anteil „alten Wassers“ etwa 93 Prozent – viel mehr, als die Forscher angenommen haben.

Altes Wasser dominiert in Alpenflüssen

Die Wissenschaftler, darunter Marius Floriancic von der ETH Zürich und Christine Stumpp von der Universität für Bodenkultur, nutzten Isotopenanalysen, um das Alter des Wassers zu bestimmen. Die Ergebnisse dieser Analysen zeigen, dass der Anteil an „neuem Wasser“ – Wasser, das weniger als einen Monat alt ist – in den untersuchten Flüssen zwischen 3,5 und 9,6 Prozent liegt. „Junges Wasser“, das zwei bis drei Monate alt ist, macht etwa 10,1 bis 17,6 Prozent aus.

Laut der Studie ist der Anteil an neuem und jungem Wasser besonders im Winter und in Trockenperioden hoch. In insgesamt feuchteren Zeiten stammt zwar mehr Wasser von erst kürzlich gefallenem Regen, doch selbst dann sind deutlich mehr als 70 Prozent des Wassers älter als einen Monat. Dies verdeutlicht, wie lang das Wasser in natürlichen Speichern verbleibt, bevor es in die Flüsse gelangt.

Wichtige Rolle von Boden und Grundwasser

Die Studie hebt hervor, wie entscheidend die Speicherung von Wasser in Boden und Grundwasser für die Regulierung der Wasserflüsse ist. Christine Stumpp betont, dass diese natürlichen Speicher eine Schlüsselrolle beim Abfedern von Hochwässern spielen. Diese wichtige Funktion werde allerdings durch die fortschreitende Bodenversiegelung zunehmend beeinträchtigt.

Die Ergebnisse der Studie sind im Kontext des Klimawandels besonders relevant, da dieser die Muster von Niederschlag und Trockenheit weltweit verändert. Die Forschungsergebnisse könnten somit entscheidende Informationen für die Anpassung der Wasserwirtschaftsstrategien in alpinen und anderen wasserabhängigen Regionen liefern. Die detaillierte Kenntnis über die Altersstruktur des Wassers hilft dabei, bessere Prognosen über die Verfügbarkeit von Wasserressourcen zu treffen und geeignete Maßnahmen zur Sicherung der Wasserqualität und -versorgung zu entwickeln.

Ein Verständnis der Dynamiken von neuem Wasser ist entscheidend, um vorherzusagen, wie sich die Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität unter verschiedenen Klimaszenarien und Landnutzungen ändern könnte

Marius Floriancic

Was du dir merken solltest:

  • Die meisten Flüsse in den Alpen führen vorwiegend altes Wasser, das länger als einen Monat gespeichert war. Das zeigt die Wichtigkeit von natürlichen Speichern.
  • Neue und junge Wasserquellen machen einen geringen Teil des Wassers in Alpenflüssen aus, was die langen Verweildauern von Wasser in der Umwelt verdeutlicht.
  • Die fortschreitende Bodenversiegelung beeinträchtigt die Fähigkeit der natürlichen Wasserspeicher, was direkte Auswirkungen auf Hochwasserrisiken und Wasserqualität hat.

Bild: © Vecteezy

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