Sind Nahrungsergänzungsmittel ihr Geld wirklich wert?

Sinnvoll oder leerer Hype: Sind Nahrungsergänzungsmittel ihr Geld wirklich wert?

Wie sinnvoll ist es wirklich, zusätzliche Mikronährstoffe über Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen, wenn man keine Mangelerscheinungen hat?

Angezogen von Versprechen wie gesteigerter Energie und einem stärkeren Immunsystem, kaufen immer mehr Menschen in Deutschland Nahrungsergänzungsmittel. Doch wie sinnvoll ist die Einnahme dieser Produkte wirklich?

Um diese Frage zu beantworten, sprach das ZDF mit Ernährungsexperten über den Trend. Mikronährstoffe, zu denen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente gehören, sind wichtig für das Immunsystem und die Zellreparatur. Im Gegensatz zu den Makronährstoffen wie Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten liefern sie aber keine Energie.

Was sind Nahrungsergänzungsmittel?

Nahrungsergänzungsmittel sind in Deutschland als Lebensmittel klassifiziert, was bedeutet, dass sie leichter zugänglich sind, aber auch nicht die gleichen strengen Prüfverfahren wie Arzneimittel durchlaufen müssen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittel (BVL) verlangt zwar, dass solche Produkte angemeldet werden, führt jedoch keine regelmäßigen Qualitätskontrollen durch. Die Inhaltsangaben auf den Produkten dürfen zudem um bis zu 50 Prozent von den tatsächlich enthaltenen Mengen abweichen, bei Medikamenten wären es nur fünf Prozent.

Wann ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll?

Sabine Holzäpfel, Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, und Antje Gahl, Ernährungswissenschaftlerin und Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, stimmen überein, dass eine ausgewogene Ernährung meist ausreicht, um den Körper mit allen notwendigen Mikronährstoffen zu versorgen.

Menschen geben viel Geld für die Produkte aus, obwohl sie sie gar nicht brauchen.
Sabine Holzäpfel

Echte Mangelerscheinungen seien in Deutschland selten, fügt Gahl hinzu. Symptome, die auf einen Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen hinweisen können, sind:

Kopfschmerzen
Abgeschlagenheit
Müdigkeit
Appetitlosigkeit
Störungen der Nervenfunktion
Immunschwäche

Bei Vermutung von Mangelerscheinungen sollte allerdings zuerst der Hausarzt konsultiert werden, bevor man mit Nahrungsergänzungsmitteln nachhilft.

Gefahren der Überdosierung

Besteht nämlich kein Mangel an Mikronährstoffen, kann eine Überdosierung durch Nahrungsergänzungsmittel sogar schädlich sein: Zu viel Eisen kann sich laut Holzäpfel negativ aufs Herz auswirken, zu viel Vitamin D kann die Nieren belasten. Sie weist zudem darauf hin, dass es Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln geben kann. Nahrungsergänzungsmittel sollten daher nicht als Ersatz für eine gesunde Ernährung angesehen werden, sondern als mögliche Ergänzung, wenn diese von einem Arzt empfohlen wird.

Ernährungstipps von Experten

Eine gesunde Ernährung sollte nicht zu kalorienreich sein, sondern eine Balance aus Energiezufuhr und -verbrauch bieten. Gahl empfiehlt, pflanzliche Lebensmittel als Basis für Hauptmahlzeiten zu verwenden und eine Vielfalt an frischen, nährstoffdichten Lebensmitteln zu wählen. Wichtige Mikronährstoffe, die häufig in der deutschen Küche vorkommen, umfassen Vitamin C in Paprika und Zitrusfrüchten, Zink in Haferflocken und Käse sowie Selen in Pilzen und Linsen.

Gesunde Skepsis gegenüber Werbeversprechen

Die Werbung für Nahrungsergänzungsmittel ist oft sehr aggressiv und kann irreführend sein. Holzäpfel rät zur Vorsicht bei Produkten, die durch bloßes Einnehmen Wunderheilwirkungen oder Schlankheit versprechen. Viele Hersteller versuchen auch, Menschen mit Aussagen wie „Über das Essen können wir nicht genug Nährstoffe aufnehmen“ oder „Unsere Böden sind ausgelaugt“ zu ködern.

Was du dir merken solltest:

Nahrungsergänzungsmittel in Deutschland werden als Lebensmittel eingestuft und unterliegen daher nicht den strengen Prüfverfahren, die für Arzneimittel erforderlich sind.
Experten betonen, dass eine ausgewogene Ernährung normalerweise ausreichend ist, um den Bedarf an Mikronährstoffen zu decken und warnen davor, unnötig Geld für überflüssige Nahrungsergänzungsmittel auszugeben.
Überdosierungen von Mikronährstoffen durch Nahrungsergänzungsmittel können gesundheitsschädlich sein. Zu den Risiken gehören negative Auswirkungen auf Herz und Nieren sowie mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.