Wie Ernteversicherungen nachhaltige Landwirtschaft ausbremsen
US-Landwirte kämpfen mit unzureichender Ernteversicherung: Regenerative Praktiken werden kaum unterstützt, trotz nachweisbarer Umweltvorteile.
In den USA stehen Landwirte vor dem Dilemma, dass sie ihre Anbaumethoden an den Klimawandel anpassen möchten, aber bestehende Ernteversicherungen dies oft nicht unterstützen. Gail Fuller, ein Bauer aus Kansas, erlebt dies am eigenen Leib: Er betreibt regenerative Landwirtschaft, weswegen er bei Schäden, wie sie etwa durch Dürre oder Stürme entstehen können, finanziell alleine dasteht.
Die Vorteile regenerativer Landwirtschaft
Die US-Landwirtschaft ist laut Bloomberg für etwa 11 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Regenerative Landwirtschaft könnte diesen Anteil erheblich reduzieren, indem sie Kohlenstoffdioxid im Boden speichert und weniger Stickstoffdünger verwendet. Dies würde auch helfen, die Auswirkungen von häufiger werdenden extremen Wetterbedingungen abzumildern, die bereits 24 Bundesstaaten mit schweren Dürren konfrontieren.
Doch trotz der offensichtlichen Vorteile regenerativer Landwirtschaftstechniken bleiben viele Bauern unterversichert. Fast 20 Prozent der 140 Milliarden Dollar, die zwischen 1991 und 2017 für Ernteversicherungen ausgezahlt wurden, waren auf klimabedingte Temperaturanstiege zurückzuführen. Experten erwarten, dass dieser Anteil weiter steigt.
Monokulturen sind immer noch Trend
In den letzten Jahrzehnten wurden zwar Reformen eingeführt, um den Versicherungsschutz zu verbessern, doch die Mehrheit der Policen deckt immer noch nur traditionelle Monokulturen wie Mais und Soja ab. Versicherungen basieren auf „Good Farming Practices“, die hohe Erträge ohne Managementfehler garantieren sollen. Dies benachteiligt jedoch Bauern wie Fuller, die innovative, aber ertragsschwächere Methoden anwenden.
2014 wurde das „Whole-Farm Revenue Protection Program“ eingeführt, das das gesamte Betriebseinkommen und nicht nur einzelne Kulturen absichert. Dennoch haben 2023 weniger als ein Prozent der Bauern diese Möglichkeit genutzt. Hoher bürokratischer Aufwand und Deckelungen bei den Erträgen machen es schwer, dieses Programm effektiv zu nutzen.
Kampf um Anerkennung
Fuller, der seit den 1990er Jahren regenerative Methoden einsetzt, musste 2012 erleben, wie seine Versicherung während einer Dürre alle Ansprüche ablehnte, weil sie seine Deckfrüchte als Unkraut einstufte. Obwohl er den darauffolgenden Rechtsstreit gewann, lehnte die Versicherung zwei Jahre später erneut ab, was ihn zwang, seine Farmfläche erheblich zu reduzieren.
„Sobald du als Bauer einmal pleite bist, ist es ziemlich schwer, wieder auf die Beine zu komme,“ sagte Fuller. Er entschied sich, aus dem Versicherungssystem auszusteigen, da es nicht mehr seinen Bedürfnissen entsprach.
Nachhaltigkeit ist die Zukunft
Rick Clark, ein weiterer regenerativer Landwirt aus Indiana, setzt sich vor dem Kongress für landwirtschaftliche Reformen und Gesetzesänderungen ein, die nachhaltige Praktiken fördern sollen.
Wir müssen sicherstellen, dass der Weg zur Veränderung ein leichter Weg ist.
Rick Clark
Die Unterstützung durch den „Inflation Reduction Act“, der signifikante Investitionen in Umweltprogramme vorsieht, gibt Hoffnung auf Veränderung, hin zu einer nachhaltigeren Zukunft.
Was du dir merken solltest:
- In den USA stehen Landwirte, die regenerative Landwirtschaft betreiben, oft ohne Unterstützung von Ernteversicherungen da, da diese meist nur konventionelle Anbaumethoden abdecken.
- Regenerative Landwirtschaft könnte die Treibhausgasemissionen der US-Landwirtschaft deutlich reduzieren, wird jedoch durch die bestehenden Versicherungspolicen, die auf „Good Farming Practices“ basieren, eingeschränkt.
- Reformen wie das „Whole-Farm Revenue Protection Program“ bieten zwar neue Möglichkeiten, werden aber aufgrund hoher bürokratischer Hürden und Ertragsdeckelungen wenig genutzt.
Bild: © Vecteezy
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