Keine Nachhaltigkeit bei Olympia: Forscher kritisieren verschwenderischen Einsatz von Eis
Forscher warnen vor den Umweltauswirkungen der geplanten Eismengen für die Olympischen Spiele 2024.
Forscher warnen vor den geplanten Eismengen für die Olympischen Spiele in Paris. Sie sagen, dass diese die lokalen und regionalen Ressourcen belasten könnten. Laut einem Editorial im „British Journal of Sports Medicine“ kritisieren Wissenschaftler aus Frankreich, Katar, Indien und der Schweiz die hohe Nachfrage nach Eis, obwohl dessen klinische Vorteile nicht bewiesen sind.
Die Forscher betonen, dass die Herstellung, Lagerung und der Transport von Eis viel Energie und Wasser verbraucht. Das sei schlecht für die Umwelt und verursache hohe Kosten. Bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 kamen etwa 22 Tonnen Eis für medizinische Zwecke und 42 Tonnen für das Olympische Dorf zum Einsatz. Für die Olympischen Spiele 2024 in Paris planten die Veranstalter ursprünglich 1.624 Tonnen Eis ein, was 2,5 Millionen Euro kosten sollte. Da jedoch keine Anbieter die Ausschreibung erfüllte, reduzierten sie die Schätzung auf 650 Tonnen: 450 Tonnen für Olympia und 200 Tonnen für die Paralympics.
Eistheorie und ihre Kritik
Kältebäder machten bei den Olympischen Spielen in Athen 2004 und London 2012 etwa 10 Prozent der verschriebenen Behandlungen aus. Dieser Anteil stieg bei den Spielen in Rio 2016 auf 44 Prozent. 98 Prozent dieser Anwendungen dienten der Erholung, der Rest der Behandlung von Verletzungen. Obwohl die Kältebehandlung bei Hitzschlag, Muskelschmerzen nach dem Training bei hohen Temperaturen und bei Muskelkater hilfreich sei, raten die Forscher davon ab, sie zur Erholung zwischen intensiven Trainingseinheiten oder nach Widerstandstraining zu nutzen.
Die Wissenschaftler sagen, dass der Einsatz von Eis bei den Sommer-Olympiaden ein „außergewöhnliches Niveau“ erreicht habe. Sie fordern die Organisatoren auf, den Einsatz nicht evidenzbasierter Praktiken zu minimieren und eine bessere Nachhaltigkeit zu fördern. Sie möchten Eis nur in bestimmten Situationen einsetzen, wie bei akuten Schmerzlinderungen, speziellen Erholungsbedürfnissen und bei Hitzschlag.
Alternative Ansätze
Paulina Kloskowska, die am King’s College London im Bereich Sport- und muskuloskelettale Physiotherapie promoviert hat, arbeitet oft mit Spitzensportlern. Sie erklärt laut dem Guardian, dass der Spitzensport oft an den Grenzen der wissenschaftlichen Nachweisbarkeit arbeitet, um kleine Leistungsverbesserungen, eine bessere Verletzungsprävention oder eine schnellere Erholung zu erreichen. Sie bestätigt, dass die Bedenken bezüglich des übermäßigen Eiseinsatzes berechtigt seien. „Es gibt zunehmende Daten, die zeigen, dass Wärmetherapie besser für die langfristige Muskelregeneration ist und dass frühe und häufige Eis- und Kältetherapie die Gewebewiderstandskraft und die Fähigkeit, Lasten zu tragen, verringern können“, sagt sie.
Dr. Richard Budgett, medizinischer und wissenschaftlicher Direktor des Internationalen Olympischen Komitees, erklärt, dass die Studie helfen soll, den Einsatz von Eis bei den Spielen so effektiv und rational wie möglich zu gestalten. Er weist auch auf Alternativen zum Eis hin, wie ein Kühlsystem mit gefiltertem Wasser, das auf 10 Grad Celsius gekühlt wird und den Energieverbrauch erheblich reduziert. „Wir werden diesen Aspekt weiterhin sorgfältig überwachen, um den Eiseinsatz bei künftigen Spielen weiter zu reduzieren und mit den besten medizinischen Praktiken in Einklang zu bringen“, sagt er.
Was du dir merken solltest:
- Forscher warnen, dass die geplante Menge an Eis für die Olympischen Spiele in Paris 2024 lokale Ressourcen stark belasten könnte und kritisieren die hohen Kosten und Umweltauswirkungen der Eisproduktion.
- Sie betonen, dass die klinischen Vorteile von Kältebehandlungen nicht ausreichend bewiesen sind und fordern eine Reduktion nicht evidenzbasierter Praktiken, wobei Eis nur bei akuten Schmerzlinderungen und speziellen Erholungsbedürfnissen eingesetzt werden sollte.
- Alternativen wie Wärmetherapie und ein Kühlsystem mit gefiltertem Wasser könnten den Energieverbrauch reduzieren und die Nachhaltigkeit fördern, während der Einsatz von Eis auf ein notwendiges Maß beschränkt wird.
Übrigens: KI revolutioniert die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Insbesondere drei Anwendungen stechen hervor. Welche das sind, erfährst du in unserem Artikel.