Studie: Weniger essen verlängert das Leben – aber es gibt einen Haken

Eine neue Studie zeigt: Weniger essen verlängert das Leben. Entscheidend ist dabei die Stärke des Immunsystems, nicht der Gewichtsverlust.

Weniger essen kann das Leben verlängern – das zeigt eine Studie an Mäusen. Entscheidend ist jedoch die Stärke des Immunsystems, nicht der Gewichtsverlust. © Vecteezy

Weniger essen kann das Leben verlängern – das zeigt eine Studie an Mäusen. Entscheidend ist jedoch die Stärke des Immunsystems, nicht der Gewichtsverlust.

Weniger essen verlängert das Leben – aber aus einem unerwarteten Grund. Eine neue Studie in Nature zeigt, dass der Zusammenhang zwischen Kalorienreduktion und längerer Lebensdauer weniger mit Gewichtsverlust zu tun hat und vielmehr vom Immunsystem abhängt. Die Forscher untersuchten fast 1.000 genetisch unterschiedliche Mäuse, die entweder weniger Kalorien zu sich nahmen oder regelmäßig fasteten. Überraschend: Die Mäuse, die am meisten Gewicht verloren, lebten oft kürzer als ihre Artgenossen, die moderat abnahmen.

„Die Stoffwechselveränderungen sind wichtig, aber sie verlängern nicht direkt die Lebensspanne“, erklärt Gary Churchill, Genetiker am Jackson Laboratory in Maine. Entscheidend war vielmehr die Fähigkeit, den durch die Kalorienreduktion verursachten Stress zu bewältigen. Die Mäuse, die am wenigsten Gewicht verloren und ihr Immunsystem stabil hielten, lebten am längsten.

Immunsystem und Resilienz als Schlüssel zur Langlebigkeit

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass das Immunsystem eine weitaus größere Rolle für die Lebensverlängerung spielt, als man bisher angenommen hat. Zwar zeigten die Mäuse auf Diät positive Stoffwechselveränderungen wie weniger Körperfett und niedrigere Blutzuckerspiegel, doch das führte nicht immer zu einem längeren Leben. Besonders auffällig: Mäuse, die bei Kalorienreduktion viel Gewicht verloren, starben früher als Tiere, die moderat abnahmen.

Dieses neue Verständnis könnte gängige Vorstellungen von Diäten und Fasten infrage stellen. Bisher ging man davon aus, dass eine Kalorienreduktion vor allem durch Veränderungen des Stoffwechsels wirkt – etwa durch einen niedrigeren Blutzuckerspiegel oder den Fettabbau. Doch die Studie zeigt, dass diese Effekte allein nicht genügen, um das Leben spürbar zu verlängern. Entscheidend ist, wie der Körper den Stress der reduzierten Nahrungsaufnahme bewältigt.

Kalorienreduktion ist nicht gleich Langlebigkeit

Die Studie belegt, dass eine Kalorienreduktion von 40 Prozent die größte Lebensverlängerung bewirkte. Doch auch weniger strikte Diäten und intermittierendes Fasten hatten positive Effekte auf die Lebenserwartung. Nicht nur die Menge der aufgenommenen Kalorien ist entscheidend, sondern auch, wie der Körper mit dem Stress der Diät umgeht.

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Für die Langlebigkeit spielten vor allem ein stabiles Immunsystem und die Gesundheit der roten Blutkörperchen eine entscheidende Rolle. Auch die genetische Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress war wichtig. „Der Eingriff ist ein Stressfaktor“, so Churchill. Mäuse, die diesen Stress gut bewältigten, lebten länger – unabhängig davon, wie viel Gewicht sie verloren.

Mehr als nur Gewichtsverlust

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Diäten zur Lebensverlängerung komplexer sind, als man bisher dachte. Zwar zeigten frühere Untersuchungen, dass weniger essen den Stoffwechsel verlangsamt und den Blutzuckerspiegel senkt, doch die neuen Erkenntnisse legen nahe, dass diese Effekte nicht ausreichen, um das Leben signifikant zu verlängern. Vielmehr kommt es darauf an, wie gut der Körper den Stress einer kalorienarmen Diät verkraftet und ob das Immunsystem intakt bleibt.

Ein gesunder Stoffwechsel allein reicht also nicht aus, um das Leben zu verlängern. Die Forscher fanden heraus, dass ein starkes Immunsystem entscheidend ist – sowohl für die Lebensspanne (Lifespan) als auch für die Gesundheitsspanne (Healthspan), also die Zeit, in der der Organismus frei von chronischen Krankheiten bleibt.

Forschung mit Relevanz für Menschen

Daniel Belsky, Epidemiologe an der Columbia University in New York, betont jedoch, dass man die Ergebnisse nicht eins zu eins auf den Menschen übertragen sollte. „Es ist wichtig, die Unterschiede zwischen Mäusen und Menschen zu berücksichtigen“, erklärt er. Dennoch erkennt er den Wert der Forschung: „Die Studie trägt zu unserem wachsenden Verständnis bei, dass Gesundheitsspanne und Lebensspanne nicht dasselbe sind.“

Was du dir merken solltest:

  • Weniger essen verlängert das Leben, jedoch ist nicht der Gewichtsverlust entscheidend, sondern die Stärke des Immunsystems.
  • Die Fähigkeit, den Stress durch reduzierte Kalorienzufuhr zu bewältigen, spielt eine zentrale Rolle für die Langlebigkeit.
  • Diese Studie zeigt, dass sowohl die Lebensspanne (Lifespan) als auch die Gesundheitsspanne (Healthspan) durch ein starkes Immunsystem positiv beeinflusst werden können.

Übrigens: Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Lebenserwartung des Menschen möglicherweise eine natürliche Grenze erreicht hat – trotz aller Fortschritte in Medizin und Ernährung. Ob wir wirklich vor dieser biologischen Grenze stehen, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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