Starlink-Satelliten machen Teleskope beinahe blind

Starlink stellt die Weltraumforschung vor neue Schwierigkeiten: Das Satellitennetzwerk stört Radioteleskope massiv in ihrer Funktion.

Starlink Weltraumforschung

Das Netz aus Starlink-Satelliten blockiert die Sicht von Weltraumforschern in das Universum. © Wikimedia

Astronomen sehen langsam das Weltall vor lauter Satelliten nicht mehr. Grund dafür ist die hohe elektromagnetische Strahlung, die vom Satellitennetzwerk Starlink ausgeht, was den Forschern Sorgen um die Zukunft der Weltraumforschung bereitet. Dies berichten Wissenschaftler des Niederländischen Instituts für Radioastronomie (ASTRON). Die Satelliten gehören SpaceX, einem Unternehmen von Tech-Milliardär Elon Musk. Die BBC hat das Unternehmen bereits um eine Stellungnahme gebeten, diese blieb bis zum Tag der Berichterstattung jedoch aus.

Laut den Wissenschaftlern beeinträchtigen die neuen V2-Satelliten die Arbeit von Radioteleskopen stärker als frühere Versionen. Jessica Dempsey, Direktorin von ASTRON, erklärte in einem Interview mit BBC News, dass diese Störungen die Sicht auf das Universum zunehmend blockieren.

Die zweite Generation der Starlink-Satelliten strahlt 32-mal mehr elektromagnetische Strahlung ab als die Vorgängermodelle, was insbesondere für Radioteleskope problematisch ist. Diese Teleskope sind auf den Empfang von schwachen Signalen aus dem Weltraum angewiesen, um entfernte Galaxien, schwarze Löcher oder Exoplaneten zu erforschen. Doch die starke Strahlung der Starlink-Satelliten erschwert diese Forschung laut Dempsey zunehmend.

Jedes Mal, wenn mehr von ihnen mit dieser Art von Emissionswerten gestartet werden, sehen wir immer weniger vom Himmel.

Jessica Dempsey

Mehr Satelliten, mehr Probleme

Die Anzahl der Starlink-Satelliten wächst stetig. Derzeit befinden sich laut einer Schätzung rund 6.402 Satelliten in einer Höhe von etwa 550 Kilometern über der Erde im Orbit. Damit ist SpaceX der größte Anbieter von Satelliten weltweit. Die Satelliten selbst sind recht groß: Sie haben Flachpaneele von drei Metern Breite und ein acht Meter großes Solarmodul, das sie mit Energie versorgt. Sie liefern schnelles Internet, insbesondere in abgelegenen Regionen, die sonst keinen Zugang zu Breitbandverbindungen haben.

Zu den Gebieten, die von Starlink profitieren, gehören auch konfliktbeladene Länder wie die Ukraine und der Jemen, wo die Satellitenkommunikation von besonderer Bedeutung ist. Dem britischen Ministerium für Digitales, Kultur, Medien und Sport zufolge haben Tests im Jahr 2022 gezeigt, dass Starlink in der Lage ist, Internetgeschwindigkeiten zu liefern, die viermal schneller sind als der Durchschnitt. In ländlichen und abgelegenen Regionen Großbritanniens wird Starlink ebenfalls zur Verbindung mit schnellem Internet genutzt.

Versteckte Kosten für die Wissenschaft

Doch die wachsende Flotte von Starlink-Satelliten hat ihren Preis. Die zunehmende elektromagnetische Strahlung, die von diesen Satelliten ausgeht, überschreitet die internationalen Standards, die von der Internationalen Fernmeldeunion festgelegt wurden.

Die Forscher von ASTRON haben in einer Untersuchung festgestellt, dass fast alle beobachteten V2-Satelliten von Starlink ungewollte elektromagnetische Strahlung abgeben. Diese Strahlung ist etwa zehn Millionen Mal heller als die schwächsten Lichtquellen, die bisher identifiziert wurden. Der Hauptautor der Studie, Cees Bassa, sagte, es sei, als würde man „die schwächsten Sterne, die mit bloßem Auge sichtbar sind, mit der Helligkeit des Vollmonds vergleichen.“

Weitere Sorgen für die Astronomie

Die Studie, die im wissenschaftlichen Journal Astronomy and Astrophysics veröffentlicht wurde, basiert auf Beobachtungen, die mit dem LOFAR-Radioteleskop in den Niederlanden durchgeführt wurden. Das LOFAR-Teleskop ist eines der empfindlichsten Radioteleskope der Welt und empfängt Radiowellen aus entfernten Galaxien und von schwarzen Löchern. Doch die von den Starlink-Satelliten verursachte Störung droht, diese wichtige Forschungsarbeit zu behindern.

Robert Massey, stellvertretender Exekutivdirektor der Royal Astronomical Society in Großbritannien, sagte in einem Interview mit der BBC: „Es ist sehr klar, dass wir handeln müssen, wenn etwas so Helles ein bedeutendes Radioobservatorium derart beeinträchtigt.“ Er fügte hinzu, dass die wissenschaftliche Bedeutung der Astronomie nicht unterschätzt werden dürfe.

Die Anwendungen dieser Forschung könnten erst in Jahrzehnten sichtbar werden, aber sie sind von grundlegender Bedeutung.

Robert Massey

Die Zukunft der Weltraumforschung in Gefahr

Laut ASTRON wird das Problem immer schlimmer, da SpaceX jede Woche etwa 40 neue V2-Satelliten ins All schickt. Diese Satelliten verschärfen die Situation weiter und gefährden die langfristige Forschung in der Radioastronomie. „Wenn wir keine Maßnahmen ergreifen, um diese Satelliten leiser zu machen, droht dies zu einer existenziellen Bedrohung für die Astronomie zu werden, wie wir sie kennen“, sagt Dempsey.

Zusätzlich zu den Störungen durch elektromagnetische Strahlung gibt es Bedenken, dass die Starlink-Satelliten auch optische Teleskope stören könnten. Wissenschaftler befürchten, dass die von den Satelliten reflektierte Lichtverschmutzung ebenfalls die Arbeit von optischen Teleskopen beeinträchtigen könnte. Das könnte die Sicht auf entfernte Sterne und Galaxien weiter einschränken.

Forderungen nach Regulierung

Die Wissenschaftler fordern daher strengere Regulierungen für den Weltraum und die Satellitenindustrie. Sie betonen, dass als größter Anbieter von Satelliten SpaceX eine Vorreiterrolle übernehmen könnte, um den zunehmenden Weltraummüll und die Lichtverschmutzung zu reduzieren.

Laut Dempsey könnten bereits einfache Maßnahmen wie das Abschirmen der Batterien der Satelliten große Verbesserungen bringen. Dies würde verhindern, dass unnötige Strahlung in den Weltraum abgegeben wird. Doch ohne diese Maßnahmen, so warnte sie, werde es bald „nur noch von Menschen gemachte Sternbilder geben.“

Was du dir merken solltest:

  • Die neuen V2-Starlink-Satelliten von Elon Musks Unternehmen SpaceX senden 32-mal mehr elektromagnetische Strahlung aus als frühere Modelle, was die Weltraumforschung mit Radioteleskopen massiv beeinträchtigt.
  • Diese Strahlung überschreitet die internationalen Standards und gefährdet die Forschung an entfernten Galaxien, schwarzen Löchern und Exoplaneten.
  • Astronomen fordern strengere Regulierungen für Satelliten, um die wissenschaftliche Arbeit nicht weiter zu beeinträchtigen und Licht- sowie Funkverschmutzung zu verringern.

Bild: © Mike Lewinski via Wikimedia unter CC BY 2.0

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