Rente mit 40? Das Lebenskonzept des Frugalismus im Check

Frugalismus zielt auf finanzielle Unabhängigkeit durch Sparen und Investieren, aber können Durchschnittsverdiener das auch?

Frugalismus

Dank frugalistischem Lebenskonzept schon mit 40 Jahren in Rente gehen – funktioniert das? © Unsplash

Möglichst viel Geld sparen und investieren, um schnell die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen: Dieses Konzept nennt sich Frugalismus und wird für immer mehr Menschen interessant. Aber kann sich das auch wirklich jeder leisten?

Ein prominenter deutscher Vertreter dieser Bewegung ist Florian Wagner. Gegenüber der Tagesschau erklärt er, wie er Frugalismus lebt. Von seinem monatlichen Netto-Einkommen von 6.000 Euro legt er pro Monat 4.500 Euro zur Seite, wodurch er eine Sparquote von rund 75 Prozent erreicht.

Er gehört damit zu einer wachsenden Gruppe von sogenannten Frugalisten, die ihr Einkommen drastisch senken, um frühzeitig in Rente zu gehen. Wagner erzählt den Journalisten der Tagesschau, er habe seine Ausgaben stark reduziert, nachdem er vom Trend erfuhr.

Ich bin statt U-Bahn mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren, abends habe ich selbst gekocht.

Florian Wagner

Er hat erkannt, dass er durch gezielten Verzicht nicht nur Geld spart, sondern auch seine Lebensqualität steigert. Vor einigen Jahren hat Wagner seinen gut bezahlten Job gekündigt und sich selbstständig gemacht. Seither fokussiert er sich auf Sparsamkeit und strategische Investitionen.

Sparen und investieren für den frühen Ruhestand

Frugalisten investieren ihr Geld oft in Fonds, Anleihen oder Immobilien, um langfristig Vermögen aufzubauen. Das Ziel: finanzielle Unabhängigkeit. Diese Bewegung stammt ursprünglich aus den USA, wo Blogger wie Mr. Money Mustache diesen Lebensstil populär gemacht haben. Jener hatte beschrieben, wie er es geschafft hat, bereits mit 30 Jahren in Rente zu gehen.

Während der Finanzkrise 2008 entwickelte sich das Grundkonzept der FIRE-Bewegung. FIRE steht in diesem Fall für „Financial Independence, Retire Early“, also „finanzielle Unabhängigkeit, früh in Rente gehen“. Nach der Idee dieser Bewegung haben Frugalisten erst ihre Unabhängigkeit erreicht, wenn sie das 25-Fache ihrer jährlichen Ausgaben angespart haben.

Kritik am Konzept des Frugalismus

Kritiker bemängeln, dass dieses Lebenskonzept vor allem für Besserverdiener geeignet sei. Der Durchschnittsbürger in Deutschland spart etwa elf Prozent seines Einkommens und viele haben gar nicht die Möglichkeit, mehr zur Seite zu legen. Viele Menschen müssen einen Großteil ihres Einkommens für Miete und Lebenshaltungskosten aufwenden, sagt Thomas Kehl von der Plattform Finanzfluss.

Wenn man gerade mal 1.800 Euro verdient, dann wird man nicht die Hälfte davon sparen können, weil der Großteil davon schon für die Miete draufgehen wird.

Thomas Kehl

Ein weiteres Problem sieht Kehl in der Unsicherheit bezüglich der Zukunft. Bis zur Rente mit 40 oder 50 Jahren können sich die Lebensumstände eines Menschen ändern: Hohe Ausgaben durch Kinder, ein Eigenheim oder gesundheitliche Probleme könnten das Sparziel gefährden. Zudem besteht das Risiko, dass Aktienkurse kurz vor dem geplanten Ruhestand einbrechen können.

Der Frugalismus im Alltag

Florian Wagner hat bisher 480.000 Euro angespart, er strebt jedoch nicht mehr strikt nach der Frührente. Stattdessen will er weiterhin arbeiten, jedoch nur noch so viel wie er möchte. Wagner will nicht aus Frugalismus auf ein erfülltes Leben verzichten, sondern seine finanzielle Unabhängigkeit nutzen, um flexibler zu leben.

Verzichts- und Einschränkungsentscheidungen mache ich nie. Ich denke mir immer, was wäre, wenn ich morgen durch einen Unfall sterben würde, dann möchte ich eben nichts bereut haben.

Florian Wagner

Was du dir merken solltest:

  • Frugalismus ist eine Bewegung, die auf extreme Sparsamkeit und gezielte Investitionen setzt, um frühzeitig finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
  • Kritiker geben zu bedenken, dass Frugalismus vor allem für Besserverdiener umsetzbar sei, da Durchschnittsverdiener wegen hoher Lebenshaltungskosten oft nicht ausreichend sparen können.
  • Veränderte Lebensumstände wie Kinder oder Krankheiten können den Sparplan gefährden und es besteht das Risiko, dass kurz vor der Frührente Börsencrashs das Vermögen schmälern.

Bild: © Unsplash

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert