Lebenserwartung in Deutschland fällt unter EU-Durchschnitt: Italiener und Schweizer leben deutlich länger als wir
Trotz hoher Gesundheitsausgaben liegt die Lebenserwartung in Deutschland unter dem EU-Schnitt. Italien und die Schweiz schneiden besser ab.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland liegt mit 81,2 Jahren erstmals unter dem EU-Durchschnitt von 81,5 Jahren. Während Länder wie Spanien, Italien und Malta zwei bis drei Jahre über dem Mittelwert liegen, schneidet Deutschland schlechter ab – ähnlich wie osteuropäische Länder, wo die Lebenserwartung teils noch deutlicher zurückfällt. Zwischen den EU-Staaten besteht insgesamt eine Lücke von bis zu acht Jahren, wie eine aktuelle OECD-Studie zeigt.
Hauptgründe für diese Unterschiede sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebserkrankungen, die weiterhin die häufigsten Todesursachen in Europa sind. In Osteuropa sind die Sterblichkeitsraten durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen laut der OECD bis zu siebenmal höher als in Westeuropa. In Deutschland bleibt ebenfalls ein erhebliches Verbesserungspotenzial, gerade im Bereich der Prävention.
Gesundheit junger Menschen verschlechtert sich
Besonders alarmierend ist die Entwicklung bei Jugendlichen. Laut der OECD hat die Zahl der 15-Jährigen mit wiederkehrenden gesundheitlichen Beschwerden in der EU zugenommen: Zwischen 2017 und 2022 stieg sie von 42 auf 52 Prozent. Diese Beschwerden umfassen nicht nur körperliche Probleme, sondern auch psychischen Stress, der durch Faktoren wie soziale Medien und die Folgen der Pandemie verstärkt wurde.
Problematischer Internetkonsum und Cybermobbing haben laut der Studie in vielen Ländern erheblich zugenommen. Gleichzeitig beeinflusst ein schlechter Gesundheitszustand bei Jugendlichen nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch Bildungs- und später Berufschancen. Hier droht eine langfristige Belastung für Gesellschaft und Gesundheitssystem.
Rauchen, Alkohol und schlechte Ernährung verkürzen das Leben
Untersuchungen zeigen, dass Lebensstilrisiken wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, schlechte Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht weiterhin eine enorme Belastung für die Gesundheit in Europa darstellen. Allein im Jahr 2021 waren rund 1,1 Millionen Todesfälle – etwa 21 Prozent aller Todesfälle in der EU – auf diese Faktoren zurückzuführen, heißt es im Bericht. 2022 rauchten 18 Prozent der Erwachsenen täglich, und jeder Fünfte konsumierte regelmäßig große Mengen Alkohol. Gleichzeitig erfüllten nur 15 Prozent der Jugendlichen die von der WHO empfohlenen Richtlinien für körperliche Aktivität, und über die Hälfte nahm zu wenig Obst und Gemüse zu sich. Diese Verhaltensmuster prägen schon früh die gesundheitliche Zukunft vieler Menschen.
Fettleibigkeit steigt deutlich durch soziale Ungleichheiten
Die wachsende Fettleibigkeit sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen ist ein Ergebnis von schlechter Ernährung und Bewegungsmangel. 2022 waren über 20 Prozent der 15-Jährigen übergewichtig oder fettleibig, wobei die Raten in Ländern wie Malta, Griechenland und Rumänien sogar 25 Prozent überstiegen. Ein entscheidender Faktor dabei sind soziale Ungleichheiten: Jugendliche aus einkommensschwachen Familien weisen eine um 60 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auf, fettleibig zu sein, als ihre wohlhabenderen Altersgenossen.
Bei Erwachsenen zeigt sich ein ähnlich alarmierender Trend: Mehr als die Hälfte war 2022 übergewichtig oder fettleibig, wobei Menschen mit geringerer Bildung deutlich häufiger betroffen waren – ihre Rate lag 14 Prozentpunkte höher als bei besser Gebildeten.
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Unterschiede zwischen Ost und West bleiben ein Problem
Auch geografisch lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Während in Spanien, Italien und Malta die Menschen im Schnitt länger und gesünder leben, hinken osteuropäische Länder wie Lettland und Bulgarien hinterher. Hier liegt die Lebenserwartung bis zu fünf Jahre unter dem EU-Durchschnitt.
Was du dir merken solltest:
- Lebenserwartung gesunken: Deutschland liegt mit 81,2 Jahren erstmals unter dem EU-Durchschnitt, trotz der höchsten Gesundheitsausgaben in Europa.
- Ursachen für Unterschiede: Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen bleiben führende Todesursachen, während Prävention und gesunde Lebensstile in Ländern wie Italien und der Schweiz besser greifen.
- Jugendgesundheit in Gefahr: Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und psychische Belastungen bei Jugendlichen nehmen zu und beeinflussen langfristig die gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität.
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