Null Promille, null Gefahr: Warum Alkohol schädlicher ist als gedacht
Die DGE empfiehlt nun einen vollständigen Verzicht auf Alkohol. Selbst geringe Mengen bergen Risiken für Gesundheit und Gesellschaft
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt in ihrem neuen Positionspapier, komplett auf Alkohol zu verzichten. Sie revidiert damit ihre frühere Einschätzung, die moderaten Alkoholkonsum als akzeptabel ansah. „Alkohol ist eine psychoaktive Droge“, warnt die DGE und betont, dass Alkohol über 200 negative gesundheitliche Folgen verursachen kann, darunter Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Probleme und Lebererkrankungen.
Auch kleine Mengen Alkohol bieten laut der DGE keine gesundheitlichen Vorteile. Die Fachgesellschaft betont, dass es keine sichere Menge gibt, die keine Gesundheitsrisiken birgt. Die DGE fordert deshalb einen völligen Verzicht auf alkoholische Getränke, besonders für gefährdete Gruppen wie junge Menschen, Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende. Diese sollten Alkohol komplett meiden. Die DGE begründet ihre Empfehlungen mit der hohen Krankheits- und Sterberate, die Alkohol weltweit und besonders in Europa verursacht.
DGE sieht keine sichere Menge Alkohol
Mit ihrem neuen Positionspapier ersetzt die DGE den bisherigen Referenzwert für den Alkoholkonsum und hebt hervor, dass selbst moderate Mengen schädlich sind. Studien, die in der Vergangenheit positive Effekte von moderatem Alkoholkonsum propagierten, kritisiert die DGE wegen methodischer Mängel. Forscher der Universität Victoria in Kanada untersuchten 107 Langzeitstudien und bestätigten diese Bedenken.
Die DGE betont auch die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Alkoholkonsums in Deutschland. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) trinkt die deutsche Bevölkerung doppelt so viel Alkohol wie der weltweite Durchschnitt. Der hohe Alkoholkonsum verursacht gravierende gesellschaftliche Folgen. Deutschland rangiert mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von 12,2 Litern unter den Hochkonsumländern. Alkoholkonsum kostet die Gesellschaft jährlich etwa 57 Milliarden Euro. Davon entfallen 16,6 Milliarden Euro auf die Behandlung von alkoholbedingten Krankheiten und Arbeitsunfähigkeit. Weitere 40 Milliarden Euro werden durch Personen- und Sachschäden sowie Frühverrentung verursacht.
Alkohol belastet Gesundheit und Gesellschaft
Neben den gesundheitlichen Risiken weist die DGE auf die psychosozialen Folgen des Alkoholkonsums hin. Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko für Unfälle, Gewalt und soziale Ausgrenzung. Alkohol belastet Familien finanziell und senkt deren sozioökonomischen Status. Besonders Kinder aus alkoholbelasteten Familien sind sozial benachteiligt und haben schlechtere schulische Leistungen.
Die DGE fordert verstärkte Alkoholprävention in Deutschland. Sie kritisiert, dass Deutschland im internationalen Vergleich bei der Umsetzung von Maßnahmen wie der Einschränkung der Alkoholverfügbarkeit oder strikteren Regeln für Alkohol am Steuer hinterherhinkt. Dies trägt dazu bei, dass die Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung im Vergleich zu anderen Ländern niedriger ist. Die DGE fordert deshalb einen Mix aus verschiedenen präventiven Maßnahmen, um die gesundheitlichen Risiken und die alkoholbedingte Sterblichkeit zu reduzieren.
Zu den zentralen Maßnahmen gehören:
- Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol: Die DGE schlägt vor, den Zugang zu alkoholischen Getränken durch räumliche oder zeitliche Beschränkungen zu limitieren. Dies könnte beispielsweise durch strengere Verkaufszeiten oder die Begrenzung der Verkaufsstellen geschehen.
- Werbebeschränkungen: Die DGE fordert striktere Regeln für die Werbung von Alkoholprodukten. Damit soll die Attraktivität des Alkoholkonsums, insbesondere bei jungen Menschen, reduziert werden.
- Verbesserung des Screenings und der Beratung im Gesundheitssystem: Menschen mit hohem Alkoholkonsum sollen besser identifiziert und durch gezielte Beratungsangebote unterstützt werden. Das Gesundheitssystem soll eine aktivere Rolle in der Prävention und Behandlung von Alkoholproblemen übernehmen.
- Kombination von Verhaltens- und Verhältnisprävention: Die DGE sieht die Notwendigkeit, sowohl das Verhalten der Individuen als auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu beeinflussen, um den Alkoholkonsum effektiv zu senken. Dies erfordert eine koordinierte Umsetzung von Bildungs- und Informationskampagnen sowie regulatorischen Maßnahmen.
Was du dir merken solltest:
- Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt in ihrem neuen Positionspapier, vollständig auf Alkohol zu verzichten, da selbst kleine Mengen gesundheitliche Risiken bergen und keine positiven Effekte haben.
- Die DGE betont, dass Alkohol über 200 gesundheitliche Schäden verursachen kann, darunter Krebserkrankungen und Herz-Kreislauf-Probleme, und fordert besonders gefährdete Gruppen wie Kinder und Schwangere auf, gänzlich auf Alkohol zu verzichten.
- Zusätzlich hebt die DGE die sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Alkoholkonsums hervor und fordert verstärkte Präventionsmaßnahmen, darunter eine Einschränkung der Verfügbarkeit von Alkohol und striktere Werberegelungen.
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