Dieser Faktor beeinflusst die Lebenserwartung stärker als Sport oder Ernährung

Zu wenig Schlaf verkürzt die Lebenserwartung deutlicher als Bewegungsmangel oder schlechte Ernährung – schon unter sieben Stunden pro Nacht steigt das Risiko.

Frau im Fitnessstudio

Regelmäßiger Sport hält fit – doch wer zu wenig schläft, schwächt diesen Effekt. Forscher zeigen, dass Schlafmangel die Lebenserwartung stärker verkürzt als Bewegungsmangel. © Pexels

Viele achten auf Ernährung, Bewegung und Stressabbau, wenn es um ein langes Leben geht. Doch ein oft unterschätzter Faktor wiegt schwerer als vieles andere: Schlafmangel kann die Lebenserwartung stärker verkürzen als ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel. Schon dauerhaft weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht haben messbare Folgen für die Lebenszeit, wie eine neue Studie aus den USA zeigt.

Die Untersuchung stammt von der OHSU School of Nursing in Oregon. Für ihre Analyse werteten die Forscher umfangreiche Daten der US-Gesundheitsbehörde CDC aus, die über sieben Jahre hinweg erhoben wurden. Grundlage waren Informationen aus 3143 Landkreisen – eine der bislang umfassendsten Auswertungen, die den Zusammenhang zwischen Schlafverhalten und Lebenserwartung untersuchen.

Schlafmangel senkt die Lebenserwartung deutlich

In fast allen US-Bundesstaaten zeigte sich derselbe Trend: Je weniger Menschen im Durchschnitt schlafen, desto niedriger ist ihre Lebenserwartung. Der Zusammenhang blieb über den gesamten Zeitraum von 2019 bis 2025 stabil. 2019 war er in 84 Prozent der Staaten nachweisbar, 2024 sogar in allen.

„Ich hätte nicht erwartet, dass der Zusammenhang so stark ist“, sagte Studienleiter Andrew McHill, Schlafphysiologe an der OHSU. „Wir wussten, dass Schlaf wichtig ist, aber diese Ergebnisse bringen es wirklich auf den Punkt.“

Sieben Stunden Schlaf als gesundheitliche Basis

Als ausreichend galt in der Untersuchung eine Nachtruhe von mindestens sieben Stunden. Wer regelmäßig weniger schläft, hat laut Analyse ein deutlich höheres Risiko, früher zu sterben. Der Effekt fiel stärker aus als bei Bewegungsmangel, schlechter Ernährung oder sozialer Isolation. Nur Rauchen und starkes Übergewicht hatten noch gravierendere Folgen.

Eine gute Nacht verbessert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Lebensdauer.

Andrew McHill

Warum Schlafmangel den Körper schwächt

Schlaf ist aktive Regeneration. Herz und Kreislauf stabilisieren sich, das Immunsystem arbeitet stärker, das Gehirn verarbeitet Reize und Erlebnisse. Fehlt diese Phase dauerhaft, steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depressionen. Auch Stoffwechselstörungen und chronische Entzündungen treten häufiger auf.

Die Experten gehen davon aus, dass diese Prozesse erklären, warum Menschen mit dauerhaftem Schlafmangel im Schnitt kürzer leben.

Deutlicher Zusammenhang trotz anderer Einflüsse

Die Wissenschaftler nutzten für ihre Analyse ein Verfahren, das auch dann zuverlässige Ergebnisse liefert, wenn einzelne Angaben fehlen. So ließ sich der Einfluss von Schlaf unabhängig von Faktoren wie Einkommen, Bildung oder Krankenversicherung bewerten.

Im Vergleich zeigte sich: Schlafmangel wirkte sich deutlich auf die Lebenserwartung aus – fast so stark wie Rauchen oder starkes Übergewicht. Der Zusammenhang blieb selbst dann bestehen, wenn Menschen in wohlhabenden oder ärmeren Regionen lebten.

Weil es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, lässt sich nicht beweisen, dass Schlafmangel direkt das Leben verkürzt. Doch über Millionen Datensätze hinweg zeigt sich ein konsistentes Muster: Ausreichender Schlaf ist ein entscheidender Baustein für ein langes Leben.

Was den Schlaf verbessert

Laut CDC leiden Millionen Erwachsene unter chronischem Schlafmangel. Viele halten ihn für unvermeidlich – etwa durch Schichtarbeit, Kinderbetreuung oder abendliche Bildschirmnutzung. Dabei gehört Schlaf zu den Gesundheitsfaktoren, die sich gezielt beeinflussen lassen.

Tipps für besseren Schlaf:

  • feste Schlafenszeiten einhalten
  • Koffein und Bildschirme am Abend meiden
  • regelmäßig Bewegung einplanen
  • für Dunkelheit und Ruhe im Schlafzimmer sorgen

Das Team um McHill fordert, Schlaf künftig in Gesundheitsprogrammen ebenso ernst zu nehmen wie Ernährung und Bewegung. Auch die American Academy of Sleep Medicine und die Sleep Research Society empfehlen mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht.

Kurz zusammengefasst:

  • Laut einer US-Analyse leben Menschen, die regelmäßig weniger als sieben Stunden pro Nacht schlafen, im Durchschnitt deutlich kürzer als gut ausgeruhte Personen.
  • Schlafmangel wirkte sich in den Daten stärker auf die Lebenserwartung aus als schlechte Ernährung, Bewegungsmangel oder Einsamkeit – nur Rauchen und starkes Übergewicht hatten größere Effekte.
  • Wer feste Schlafenszeiten einhält, auf Koffein und Bildschirme am Abend verzichtet und für Dunkelheit sorgt, kann die Schlafqualität verbessern – und damit auch die eigene Lebenszeit verlängern.

Übrigens: Zu wenig Schlaf wirkt sich nicht nur negativ auf die Lebenserwartung aus, sondern auch auf das Herz. Forscher fanden heraus, dass bestimmte Schlafstörungen den Blutdruck gefährlich erhöhen – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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