Fastfood stört Darm und Stimmung – Sport bringt beides wieder ins Gleichgewicht

Sport aktiviert hormonelle Signale zwischen Darm und Gehirn – und schwächt so die depressionsähnlichen Effekte von Junkfood deutlich ab.

Sport schützt den Darm vor Junkfood-Stress

Drei wichtige Stoffwechselprodukte im Darm sanken bei Junkfood – Bewegung ließ sie wieder ansteigen und beeinflusste Stimmung und Gedächtnis. © Unsplash

Fertiggerichte, Snacks, süße Getränke – wer regelmäßig zu stark verarbeiteten Lebensmitteln greift, riskiert nicht nur Übergewicht, sondern auch psychische Einbußen. Dass schlechte Ernährung die Stimmung trüben kann, gilt als wissenschaftlich gesichert. Jetzt zeigt eine neue Tierstudie: Sport kann helfen, die negativen Effekte von Junkfood auf das Gehirn abzumildern – über einen komplexen Austausch zwischen Darm, Stoffwechsel und Nervensystem.

Das Forschungsteam vom University College Cork und dem APC Microbiome Ireland untersuchte, wie sich Sport auf Tiere auswirkt, die regelmäßig zu fettreichem und zuckerhaltigem Futter greifen. Die Daten legen nahe: Körperliche Aktivität entfaltet selbst dann eine stimmungsaufhellende Wirkung, wenn die Ernährung unausgewogen bleibt. Entscheidend sind Stoffwechselprozesse, die über den Darm das Gehirn beeinflussen.

Bewegung wirkt auf Stimmung – auch bei schlechter Ernährung

In dem Versuch bekamen junge, männliche Ratten über sieben Wochen entweder Standardfutter oder eine „Cafeteria-Diät“ mit wechselnden Snacks aus Fett und Zucker. Die Hälfte der Tiere konnte sich zusätzlich in einem Laufrad bewegen.

Die sportlich aktiven Tiere zeigten deutlich weniger Anzeichen von Antriebslosigkeit und depressivem Verhalten – selbst wenn sie Junkfood fraßen. In einem Test mit einem Wasserbecken blieben die unbewegten Tiere länger passiv, während aktive Ratten versuchten, sich über Wasser zu halten. Das wird in der Forschung als Zeichen besserer Stimmung gewertet.

Bewegung gleicht biochemisches Ungleichgewicht aus

Neben dem Verhalten untersuchte das Team auch den Stoffwechsel. Besonders auffällig war der Einfluss auf zwei Hormone, die eng mit Appetit, Gewicht und Stimmung verbunden sind:

  • Insulin: erhöht durch Junkfood, gesenkt durch Bewegung
  • Leptin: stark angestiegen bei Junkfood-Tieren, normalisiert durch Bewegung

Auch andere Hormone wie GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1) und PYY wurden durch Sport beeinflusst – allerdings nur bei gesunder Ernährung. In Kombination mit der Cafeteria-Diät fiel die Reaktion abgeschwächt aus. Die Forscher vermuten, dass körperliche Aktivität bei gesunder Ernährung stärkere hormonelle Impulse sendet, die direkt auf das Gehirn wirken.

Sport bringt wichtige Darm-Stoffe ins Gleichgewicht

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Blinddarm – bei Nagetieren ein zentraler Ort für die Aktivität der Darmbakterien. Bei Tieren mit Junkfood-Ernährung veränderten sich über 100 von 175 untersuchten Stoffen. Drei Substanzen fielen besonders auf:

  • Anserin – ein Peptid mit möglicher stimmungsaufhellender Wirkung
  • Indol-3-Carboxylat – ein Abbauprodukt des Serotonin-Vorläufers Tryptophan
  • Deoxyinosin – ein Molekül mit Bezug zur Gehirnfunktion

Alle drei sanken durch die ungesunde Diät. Sportliche Aktivität konnte die Werte zumindest teilweise wieder anheben. „Bewegung glich die durch die Cafeteria-Diät verursachten Verluste dieser Stoffe teilweise aus“, fassen die Experten zusammen.

Gedächtnis und Lernverhalten hängen mit Darmprodukten zusammen

Auch das Gedächtnis war betroffen. Tiere mit hohen Werten bestimmter Darmstoffe – etwa Aminoadipinsäure und 5-Hydroxyindol-3-Essigsäure – schnitten in Lernaufgaben schlechter ab. Beide Stoffe stiegen durch Junkfood an und stehen in engem Zusammenhang mit dem Serotoninhaushalt im Gehirn.

Neue Nervenzellen wachsen nur mit gesunder Ernährung

Zudem untersuchten die Forscher die Neubildung von Nervenzellen im Hippocampus. Bewegung regte bei normal ernährten Tieren das Wachstum junger Nervenzellen an – erkennbar am Protein DCX. Bei Junkfood-Ratten fiel dieser Effekt aus. Sport allein genügte nicht.

Sport kann also einzelne Schäden ausgleichen – aber nicht alle. Wer das volle Potenzial von Bewegung für die seelische Gesundheit nutzen will, braucht auch eine ausgewogene Ernährung.

Kurz zusammengefasst:

  • Sport wirkt den depressiven Folgen von Junkfood entgegen – indem er den Darm-Hirn-Stoffwechsel aktiviert und hormonelle Ungleichgewichte ausbalanciert.
  • Drei zentrale Darmstoffe – Anserin, Indol-3-Carboxylat und Deoxyinosin – steigen durch Sport wieder an und könnten für Stimmung und Antrieb wichtig sein.
  • Damit Bewegung neue Nervenzellen im Gehirn anregen kann, spielt die Qualität der Ernährung eine entscheidende Rolle.

Übrigens: Dauerhafter Straßenlärm kann mehr als nur nerven. Eine große deutsche Studie zeigt, dass selbst leiser Verkehrslärm den Stoffwechsel verändert und die Fetteinlagerung in der Leber fördert – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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