Vergiss das Geburtsdatum: Was dein biologisches Alter über deine Gesundheit verrät

Das biologische Alter verrät mehr über die Gesundheit als das Geburtsdatum. Lebensstil, Gene und Umwelt beeinflussen das Altern.

Menschen altern unterschiedlich schnell: Gene tragen nur 20 bis 30 Prozent zum biologischen Alter bei, der Rest wird durch Lebensstil und Umwelt bestimmt. © Pexels

Menschen altern unterschiedlich schnell: Gene tragen nur 20 bis 30 Prozent zum biologischen Alter bei, der Rest wird durch Lebensstil und Umwelt bestimmt. © Pexels

Das biologische Alter ist ein besserer Gradmesser für die Gesundheit als die Anzahl der gelebten Jahre. Es verrät mehr über die körperliche Verfassung als das Geburtsdatum. Lebensstil, Gene und Umwelt beeinflussen, wie schnell der Körper altert. Während manche Menschen mit 70 noch topfit sind, kämpfen andere schon mit 50 mit gesundheitlichen Problemen. Doch wie lässt sich das biologische Alter messen, und was können wir tun, um langsamer zu altern?

Biologisches Alter statt Jahreszahlen

Aditi U. Gurkar, Wissenschaftlerin am Aging Institute der University of Pittsburgh, erklärt in The Conversation: „Altern ist unausweichlich und gleichzeitig der Hauptrisikofaktor für viele Krankheiten wie Krebs, Herzleiden oder Alzheimer.“ Dabei altern Menschen unterschiedlich schnell. Jemand mag mit 50 fitter sein als ein anderer mit 40. Während das chronologische Alter nur die Zeitspanne seit der Geburt zählt, zeigt das biologische Alter, wie gut der Körper diese Jahre bewältigt hat.

Warum ist das wichtig? Altern erhöht das Risiko für chronische Erkrankungen um bis zu 1000-fach – deutlich mehr als einzelne Risikofaktoren wie Rauchen oder Bewegungsmangel. Das macht die Frage nach dem biologischen Alter zentral für die Medizin und das individuelle Wohlbefinden.

Gene und Lebensstil: Wer beeinflusst das Altern?

Die Gene spielen eine Rolle, aber eine überschaubare. Sie machen nur 20 bis 30 Prozent des biologischen Alters aus. Der große Rest liegt in unserer Hand: Lebensstil, Stress, Ernährung, Bewegung – alles Faktoren, die darüber entscheiden, wie gesund wir altern. Studien zeigen, dass die Kinder langlebiger Eltern oder Geschwister oft selbst älter werden. Doch selbst bei eineiigen Zwillingen können Lebensweise und Umwelt große Unterschiede im biologischen Alter hervorrufen.

Was also können wir tun? Ein Blick in die „Blauen Zonen“ – Regionen mit besonders hoher Lebenserwartung – liefert Antworten. Menschen dort essen vorwiegend pflanzenbasiert, bewegen sich viel im Alltag und pflegen enge soziale Beziehungen. Diese Faktoren scheinen das Altern spürbar zu verlangsamen.

Biomarker: Wie man das wahre Alter misst

Die Suche nach einem präzisen Test für das biologische Alter läuft auf Hochtouren. Vielversprechend sind sogenannte epigenetische Uhren. Diese messen chemische Veränderungen am Erbgut, die sich mit der Zeit ansammeln. Allerdings korrelieren diese Uhren oft eher mit dem chronologischen Alter und weniger mit der biologischen Vitalität.

Ein weiterer Ansatz sind die sogenannten „Zombie-Zellen“. Diese seneszenten Zellen entstehen, wenn Zellen durch Stress geschädigt werden und nicht mehr korrekt arbeiten. Sie setzen entzündungsfördernde Stoffe frei, die das Altern beschleunigen. Studien an Tieren zeigen, dass die Entfernung dieser Zellen die Gesundheit deutlich verbessern kann.

Und dann gibt es noch die Telomere – Schutzkappen an den Enden der Chromosomen. Sie kürzen sich mit jedem Zellzyklus und gelten als Marker für das Altern. Bei Menschen über 70 sind diese Telomere oft signifikant kürzer, was mit einem höheren Krankheitsrisiko einhergeht.

Alltagstaugliche Tipps gegen das Altern

Was können wir tun, um das biologische Alter positiv zu beeinflussen? Forscher empfehlen ein Leben mit viel Bewegung, gesunder Ernährung und sozialer Verbundenheit. Studien zeigen, dass regelmäßiger Schlaf, genügend Wasser und der Verzicht auf übermäßigen Stress das biologische Alter senken können. Auch moderates Fasten oder eine pflanzenbasierte Ernährung werden als hilfreiche Maßnahmen angesehen.

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Die Botschaft ist klar: Obwohl das Altern nicht aufzuhalten ist, liegt es zu einem großen Teil an uns, wie gut wir die Jahre bewältigen. Wer frühzeitig auf seinen Körper achtet, kann nicht nur länger, sondern auch gesünder leben.

Die Wissenschaft steht hier noch am Anfang. Das Ziel ist, präzise Methoden zu entwickeln, um das biologische Alter zu messen und frühzeitig zu intervenieren. Das könnte nicht nur die individuelle Lebensqualität verbessern, sondern auch Gesundheitssysteme entlasten. Bis dahin bleibt die beste Strategie: gut essen, sich bewegen und Beziehungen pflegen. So wird das Alter wirklich nur eine Zahl.

Was du dir merken solltest:

  • Das chronologische Alter sagt weniger über die körperliche und funktionale Gesundheit aus als dein biologisches Alter, das von Lebensstil, Genen und Umwelt geprägt wird.
  • Faktoren wie Bewegung, pflanzenbasierte Ernährung, soziale Kontakte und Stressreduktion können das biologische Alter positiv beeinflussen und das Altern verlangsamen.
  • Wissenschaftliche Ansätze zur Messung des biologischen Alters, etwa über epigenetische Uhren, Zombie-Zellen oder Telomere, bieten wertvolle Einblicke, sind aber noch nicht gänzlich ausgereift.

Übrigens: Altern könnte laut einer neuen Studie evolutionäre Vorteile bringen und das Überleben der Menschheit sichern. Wie Altern Raum für neue Generationen schafft und die Evolution vorantreibt, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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