Unerwartete Nebenwirkungen des Geoengineering: Wie das Abkühlen der Erde zu regionaler Klimaerwärmung führen kann

Forscher der ETH Zürich untersuchen die Auswirkungen von Geoengineering auf das Klima. Ihre Studie warnt, dass künstliches Abkühlen der Erde regional sogar Klimaerwärmung zur Folge haben kann.

Geoengineering

Ein Sandsturm in der Black Rock Desert, Nevada (USA): Atmosphärenforscher wollen die Erde durch Aerosole künstlich kühlen, um der Hitze entgegenzuwirken. © Wikimedia

Forscher des Institute for Atmospheric and Climate Science der ETH Zürich haben eine gründliche Untersuchung durchgeführt, um die potenziellen Auswirkungen von Geoengineering-Maßnahmen auf die Erde zu ermitteln. In ihrer Studie konzentrierten sie sich laut einem Bericht der WELT insbesondere auf das Einbringen von Schwefelaerosolen in die Stratosphäre, eine Form des Geoengineerings, die darauf abzielt, die Sonneneinstrahlung zu reduzieren und damit den Treibhauseffekt zu mindern.

Der Treibhauseffekt und seine Folgen

Der Treibhauseffekt ist ein natürlicher Prozess, der durch die Ansammlung von Klimagasen wie Kohlendioxid in der Atmosphäre verstärkt wird. Diese Gase fungieren wie eine Decke, die die Wärme in der Atmosphäre zurückhält und so die globale Erwärmung vorantreibt. Geoengineering-Maßnahmen zielen darauf ab, den Treibhauseffekt zu verringern, indem sie die Sonneneinstrahlung reduzieren und so die Erde kühlen.

Erkenntnisse aus dem Model

Die Modellstudie des ETH Zürich-Forschungsteams liefert jedoch wichtige Erkenntnisse darüber, dass diese Maßnahmen nicht nur die erwarteten Ergebnisse liefern könnten. Die Injektion von Schwefelaerosolen in die Stratosphäre über den Tropen könnte zu unerwünschten regionalen Erwärmungseffekten führen. Insbesondere in Regionen zwischen dem 50. Breitengrad und dem Äquator könnte das Geoengineering sogar zu einer verstärkten Erwärmung der Atmosphäre führen.

Bedenkliche Befunde: Geoengineering verursacht Erwärmung in der Stratosphäre

Das Forschungsteam berichtet in ihrem Artikel über die Nebenwirkungen des Geoengineerings in „Advancing Earth and Space Sciences„: „Wir haben herausgefunden, dass einige schädliche Auswirkungen dieser Injektion in einigen Regionen von ähnlicher Größenordnung sind wie die des Klimawandels selbst.“ Des Weiteren erklären sie, dass „eine starke Erwärmung fünfzehn Kilometer über den Tropen die Wettermuster in der Atmosphäre großräumig verändert.“ Diese Erwärmung führt zu verstärkter Wärme an den Polen und veränderten Niederschlagsmustern auf dem Land. Laut ihrer Analyse wird die Erwärmung in den nördlichen Breiten jedoch nicht vollständig abgemildert.

Überraschende Enthüllung: Geoengineering und regionale Erwärmung

Helene Muri, eine norwegische Ingenieurin, die im Auftrag der EU die Möglichkeiten von Geoengineering untersucht, äußerte gegenüber dem Fachblatt „Chemistry World“ ihre Überraschung darüber: „Tatsächlich ist es auch für mich neu, dass es statt einer Abkühlung eine regionale Erwärmung geben könnte, wenn Aerosole in den niedrigen Breiten injiziert würden.“

Sie betont, dass die kritischen Breitengrade, in denen kein Geoengineering mit Sulfat durchgeführt werden sollte, zwischen dem 50. Breitengrad und dem Äquator liegen, was von Afrika bis Mitteleuropa auf der Nordhalbkugel reicht. Sie erklärt weiter, dass die Aerosole stattdessen in die Stratosphäre an den Polkappen gebracht werden müssten, wo die Erwärmung durch den Treibhauseffekt bereits ein großes Problem darstellt und die Eismassen rasch schmelzen lässt.

Forscher setzen nun auf wärmeabweisendere Teilchen

Die Forscher aus der Schweiz verfolgen trotz der Risiken von Sulfatteilchen für das Geoengineering weiterhin alternative Ansätze, um das Klima zu kühlen. Ihre Favoriten umfassen Teilchen, die weniger Wärme aufnehmen, darunter Kalkspat, eine robuste Form von Calciumcarbonat, sowie Aluminiumoxid und sogar Diamanten. Es bleibt abzuwarten, ob die Wolken durch diese Materialien einen glitzernden Effekt erhalten.

Was du dir merken solltest:

  • Die Forscher der ETH Zürich haben die potenziellen Auswirkungen von Geoengineering-Maßnahmen auf das Klima untersucht.
  • Besonders die Injektion von Schwefelaerosolen könnte zu unerwarteter regionaler Erwärmung führen.
  • Eine norwegische Ingenieurin äußerte sich überrascht über diese Ergebnisse und betonte die kritischen Breitengrade für solche Maßnahmen. Die Forscher suchen nun nach alternativen Ansätzen wie wärmeabweisenden Teilchen, darunter Kalkspat und Diamanten, um das Klima zu beeinflussen.

Bild: © Brocken Inaglory via Wikimedia unter CC3-Lizenz

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