Schlaflose Bienen in der Stadt – wie nächtliches Licht sie bedroht

Künstliches Licht stört den Schlafrhythmus der Bienen – ein Risiko für Ökosysteme und Ernten.

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Vor allem in warmen Nächten verbringen Bienen ihre Ruhezeit außerhalb des Nests und sind dann dem künstlichen Licht direkt ausgesetzt, was ihren Schlaf gefährdet. © Unsplash

Schlaflose Nächte sind nicht nur für uns Menschen ein Problem. Auch Bienen, die für das Gleichgewicht von Ökosystemen und die Bestäubung vieler Pflanzen unverzichtbar sind, leiden, wenn ihr Schlaf durch die Auswirkungen des modernen Lebens gestört wird. Forscher der University of California San Diego (UC San Diego) haben herausgefunden, dass künstliches Licht den Tag-Nacht-Rhythmus der Honigbienen empfindlich durcheinanderbringt, was ihren Schlaf und damit ihre Leistung beeinträchtigt. Schlaf ist dabei nicht nur für die Erholung der Bienen wichtig – er ist die Grundlage für ihre komplexe Kommunikation und ihr Bestäubungsverhalten, das unsere Nahrungsmittelproduktion sichert.

Lichtverschmutzung und Schlaf: Warum künstliches Licht Bienen stört

Honigbienen orientieren sich nach einem natürlichen Tagesrhythmus, der durch Licht und Dunkelheit geregelt wird, ähnlich wie unser menschlicher Schlaf-Wach-Rhythmus. Künstliches Licht, wie es etwa in Städten weit verbreitet ist, kann diesen natürlichen Rhythmus jedoch durcheinanderbringen. Die Studie der UC San Diego zeigt, dass Bienen in beleuchteten Umgebungen deutlich weniger schlafen und häufiger unruhige Bewegungen zeigen, was ihre gesamte Kolonie beeinflusst.

Bienen brauchen Schlaf für ihre Kommunikation

Schlaf ist nicht nur Erholung für die Bienen – er ist auch der Motor ihrer speziellen Art der Kommunikation. Über den sogenannten „Schwänzeltanz“ informieren Bienen ihre Artgenossen über die Position von Blüten und Nahrungsquellen. Bei Schlafmangel wird dieser Tanz jedoch ungenau, und die Verständigung im Bienenstock leidet. Das schwächt letztlich die Bestäubungsleistung, auf die viele Pflanzen angewiesen sind. In städtischen Umgebungen, in denen das künstliche Licht intensiv und allgegenwärtig ist, leiden die Bienen daher besonders unter Schlafmangel.

Urbanes Licht: Ein zunehmendes Problem für die Bienengesundheit

In Städten nimmt die Zahl der künstlich beleuchteten Flächen stetig zu, und viele Bienenstöcke in diesen Gebieten sind dem Licht fast ununterbrochen ausgesetzt. Besonders in warmen Nächten, wenn Bienen sich außerhalb des Nests niederlassen – sei es, um zu „schwärmen“ oder wegen der sogenannten „Bienentrauben“, die sich an den äußeren Rändern des Stocks bilden – wirkt das künstliche Licht direkt auf sie ein. Der Studie zufolge beeinträchtigt das nicht nur ihren Schlaf, sondern erhöht auch die Unruhe innerhalb der Kolonie, da die Bienen häufiger durch ihre Nestgenossen gestört werden. Mit den Temperaturen, die durch den Klimawandel steigen, könnte das Problem noch zunehmen, da Bienen vermehrt draußen übernachten.

Verhaltensänderungen durch Lichtquellen

Die Forscher von UC San Diego beobachteten die Auswirkungen des Lichts auf Bienenkolonien über einen längeren Zeitraum und dokumentierten ihre Schlafmuster und ihr Verhalten. Dabei fanden sie heraus, dass die Bienen, die dauerhaft künstlichem Licht ausgesetzt waren, ihre Aktivität veränderten und instinktiv die dunkleren Bereiche innerhalb ihrer Umgebung aufsuchten. Solche Verhaltensänderungen sind alarmierend, da sie zeigen, wie sehr der natürliche Lebensrhythmus der Bienen durch menschliche Lichtquellen gestört wird.

Neue Schutzstrategien gegen Lichtverschmutzung nötig

Wirksame Schutzmaßnahmen sind notwendig, um die Gesundheit der Bestäuber zu sichern. James Nieh, einer der Hauptautoren der Studie, erklärt, dass Lichtverschmutzung nicht nur Bienen betrifft, sondern eine wachsende Herausforderung für viele Tierarten und Ökosysteme darstellt. Heute ist bereits ein Viertel der Erdoberfläche von künstlichem Licht betroffen. Maßnahmen wie die Reduktion von Straßen- und Gebäudebeleuchtung sowie die Wahl von insektenfreundlicher Beleuchtung könnten den Bienen und anderen nachtaktiven Bestäubern helfen, ihre natürlichen Rhythmen zu bewahren.

Was du dir merken solltest:

  • Künstliches Licht stört den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus von Bienen und führt zu Schlafmangel, was ihre Erholung und Bestäubungsleistung beeinträchtigt.
  • Schlaf ist für die Kommunikation der Bienen entscheidend, da er die Ausführung des Schwänzeltanzes ermöglicht, mit dem sie Nahrungsquellen übermitteln. Schlafmangel verschlechtert diese Fähigkeit.
  • Die Studie der UC San Diego zeigt, dass Lichtverschmutzung ein wachsendes Problem für Bienen und andere Bestäuber ist. Die Wissenschaftler fordern daher Maßnahmen zur Reduzierung künstlicher Beleuchtung.

Übrigens: Pestizide gefährden das Überleben von Bienen stark. Winzige Hydrogelpartikel bieten jetzt eine mögliche Lösung zum Schutz der Bestäuber und ihrer Ökosysteme. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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