Gefährliche Fälschungen: Krebserregende Stoffe in Olivenöl entdeckt
Steigende Olivenölpreise durch Ernteausfälle führen zu mehr Betrugsfällen, oft mit gefährlichen Verunreinigungen.
Trockenheit und Überschwemmungen in Südeuropa haben die Olivenernten massiv beeinträchtigt. Die Preise für Olivenöl sind deshalb stark gestiegen, besonders in Spanien, dem größten Produzenten weltweit: Die Preise sollen sich in den letzten fünf Jahren verdreifacht haben – diese Entwicklung fördert Betrug.
Die EU verzeichnet seit 2018 einen deutlichen Anstieg an Betrugsfällen und Falschetikettierungen im Olivenölmarkt. Allein im ersten Quartal 2024 registrierte die EU 50 Fälle, während es im gleichen Zeitraum 2018 nur 15 waren. Diese Zahlen beziehen sich laut dem Kurier ausschließlich auf importiertes Olivenöl. Experten vermuten eine hohe Dunkelziffer. Betrüger strecken das Öl oft mit billigeren Ölen oder verunreinigen es mit gefährlichen Substanzen wie Pestiziden und Mineralölen. In einem besonders alarmierenden Fall entdeckten Prüfer sogar Glasscherben im Öl.
Betrüger nutzen hohe Preise aus
Günther Bonn, Leiter des Austrian Drug Screening Institute (ADSI) an der Universität Innsbruck, untersucht seit Jahren die Qualität von Olivenölen. Sein Institut testet regelmäßig Öle aus verschiedenen Quellen, darunter auch Produkte aus großen Lebensmittelketten. Die großen Handelsketten setzen strenge Kontrollen ein, bevor sie Olivenöl ins Sortiment aufnehmen. Er warnt jedoch davor, Olivenöl im Internet zu kaufen, da dort die Gefahr von Fälschungen und Verunreinigungen höher ist.
Besondere Sorgen bereiten ihm Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen, die in hohen Konzentrationen krebserregend wirken können. Diese Schadstoffe gelangen oft durch alte Produktionsanlagen ins Öl. Bonn und sein Team entdeckten solche verunreinigten Öle bisher rechtzeitig und verhinderten so, dass diese in den Handel gelangten.
Experten raten zu Vorsicht beim Olivenölkauf
Beim Kauf von Olivenöl sollten Verbraucher auf die Güteklassen achten. „Natives Olivenöl extra“ bietet die höchste Qualität und darf nur durch Kaltpressung hergestellt werden. „Natives Olivenöl“ liegt qualitativ knapp darunter, während „Olivenöl“ oft ein Verschnitt aus raffiniertem und nativem Öl ist. Das niedrigste Qualitätsniveau stellt „Oliventresteröl“ dar, das aus Pressrückständen gewonnen wird.
Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) führt jedes Jahr zahlreiche Kontrollen durch und untersucht dabei auch Olivenöle. Im Jahr 2024 beanstandete die AGES 23 von 61 Proben in der Kategorie „Natives Olivenöl extra“. Die meisten Beanstandungen betrafen Verstöße gegen die EU-Vermarktungsnormen, aber auch Kennzeichnungsfehler kamen vor. In einem Fall entdeckten die Prüfer Pestizidrückstände.
Preis und Herkunft als Qualitätsindikatoren
Lebensmittelexperten der AGES empfehlen, beim Kauf von Olivenöl neben der Güteklasse auch auf den Preis zu achten. Sehr günstiges „Natives Olivenöl extra“ deutet oft auf geringere Qualität hin. Der Fachhandel bietet häufig Beratung und Verkostungen an, was den Konsumenten eine informierte Kaufentscheidung ermöglicht.
Was du dir merken solltest:
- Die steigenden Preise für Olivenöl aufgrund von Wetterextremen in Südeuropa haben zu einem Anstieg der Fälle von Betrug geführt. Dabei wird das Öl oft mit minderwertigen oder gefährlichen Substanzen gestreckt.
- Experten warnen vor dem Kauf von Olivenöl im Internet und raten dazu, auf Güteklassen und Preis zu achten, um qualitativ hochwertiges Öl zu erwerben.
- Die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) kontrolliert regelmäßig Olivenöle, wobei sie in vielen Fällen Verstöße gegen EU-Normen und Verunreinigungen feststellt.
Bild: © Vecteezy
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