Supermärkte reduzieren Billigfleisch – das reicht aber nicht

Supermärkte in Deutschland reduzieren Billigfleisch aus schlechter Tierhaltung langsam – trotzdem gibt es noch einige Lücken.

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Fleischprodukte der untersten Haltungsformen machen immer noch einen Großteil des Supermarktsortiments aus. © Unsplash

In den letzten Jahren haben Supermärkte in Deutschland kleine, aber bedeutende Schritte unternommen, um den Anteil von Fleisch aus schlechter Tierhaltung zu reduzieren. Ein aktueller Bericht der Umweltorganisation Greenpeace zeigt, dass die großen Handelsketten Fortschritte machen, auch wenn diese teilweise schleppend voranschreiten. Insbesondere bei Geflügelfleisch ist ein deutlicher Rückgang von Produkten aus den niedrigsten Haltungsformen zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist ein positives Signal im Kampf gegen Billigfleisch, wie auch von der Tagesschau berichtet wird.

Greenpeace hat im Mai 2024 eine umfassende Abfrage bei zehn großen Lebensmittelhändlern durchgeführt, um den aktuellen Stand der Haltungskennzeichnung im Fleischsortiment zu überprüfen. Dabei fiel auf, dass die untersten Haltungsformen 1 und 2 nach wie vor 82,5 Prozent des Sortiments ausmachen, wobei dies dennoch eine Verbesserung gegenüber den 87,4 Prozent im Vorjahr darstellt. Besonders positiv: Geflügelfleisch der untersten Haltungsform 1 ist bei keiner der beteiligten Ketten mehr im Angebot.

Was ist Billigfleisch?

Der Begriff „Billigfleisch“ steht für Fleischprodukte, die unter extrem niedrigen Standards in der Tierhaltung produziert werden. Solches Fleisch wird meist unter Bedingungen hergestellt, die den Tieren kein artgerechtes Leben ermöglichen. Die Tiere leben auf engstem Raum, oft ohne Zugang zu Frischluft oder Auslauf. Sie haben keine Möglichkeit, ihren natürlichen Bedürfnissen nachzugehen, und verbringen ihr kurzes Leben in oft qualvollen Zuständen.

Seit 2019 helfen vier Zahlen auf den Verpackungen vieler Supermärkte, die Haltungsbedingungen der Tiere hinter den Fleischprodukten zu erkennen. Die Haltungsform 1 steht dabei für den gesetzlichen Mindeststandard, also für Stallhaltung auf engstem Raum ohne Auslauf. Die Haltungsform 4 hingegen steht für eine annähernd artgerechte Tierhaltung, wie etwa bei ökologisch produzierten oder Neuland-Fleisch. Greenpeace stuft Fleisch der Haltungsform 1 und 2 als tierschutzwidrig ein. Sie fordern deshalb vom gesamten Handel den Ausstieg aus dieser Art der Tierhaltung.

Die vier Haltungsformen am Beispiel der Schweinehaltung.
Die vier Haltungsformen am Beispiel der Schweinehaltung. © PETA

Rindfleisch bleibt problematisch

Während beim Geflügel deutliche Fortschritte erzielt wurden, zeigt sich beim Rindfleisch ein weitaus düsteres Bild. Hier stammen immer noch 60,5 Prozent der Produkte aus der niedrigsten Haltungsform 1. Dies ist ein klares Zeichen dafür, dass der Weg zu mehr Tierwohl in der Fleischproduktion noch lang ist. Greenpeace betont, dass diese hohen Anteile von Fleisch aus problematischer Tierhaltung nicht nur den Tieren schaden, sondern auch Verbrauchern eine falsche Sicherheit bieten.

Ab 2025 soll eine staatliche Haltungskennzeichnung eingeführt werden, die zunächst für frisches Schweinefleisch verpflichtend wird. Diese neue Kennzeichnung wird aus fünf Stufen bestehen und sich an dem bereits bestehenden privaten Logo orientieren. Ziel ist es, für mehr Transparenz im Handel zu sorgen und den Konsumenten eine bessere Orientierung zu bieten.

Ehrenamtlicher Einsatz für mehr Transparenz

Seit 2019 setzen sich Ehrenamtliche von Greenpeace dafür ein, dass Fleischprodukte im Handel klar gekennzeichnet werden, um den Konsumenten mehr Transparenz zu bieten. Besonders die freiwillige Kennzeichnung von Eigenmarken durch große Handelsketten wie Edeka und Lidl war ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Doch trotz dieser Bemühungen bleibt die Transparenz an den Bedientheken in den Supermärkten weiterhin unzureichend. Wie Greenpeace in einer aktuellen Untersuchung herausfand, sind lediglich ein Drittel der unverarbeiteten Fleischprodukte an den Bedientheken entsprechend gekennzeichnet. Besonders Edeka schneidet in diesen Tests schlecht ab: Nur etwa zehn Prozent der Produkte waren korrekt gekennzeichnet. „An den renommierten Fleischtheken ist für Kunden auch Jahre nach Einführung der Haltungsform kaum ersichtlich, wie die Tiere gehalten wurden, deren Fleisch sie kaufen“, kritisiert Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace. Diese fehlende Transparenz könne als Verbrauchertäuschung angesehen werden, so Huxdorff weiter.

Ein langsamer Wandel mit Hindernissen

Trotz der kleinen Fortschritte gibt es noch erhebliche Herausforderungen auf dem Weg zu einer besseren und transparenteren Fleischproduktion in Deutschland. Die Greenpeace-Checks zeigen, dass der Wandel im Fleischsortiment zwar voranschreitet, jedoch weit langsamer, als es viele erwartet hätten. Bis 2030 sollen die schlechtesten Haltungsformen aus den Regalen verschwinden, doch bis dahin bleibt noch viel zu tun.

Der Preisdruck auf die Landwirtschaft trägt dazu bei, dass viele Tiere unter tierschutzwidrigen Bedingungen gehalten werden. Billigfleisch ist weiterhin in großem Umfang erhältlich, und viele Supermärkte haben es bislang nicht geschafft, ihre Versprechen vollständig umzusetzen. Während der Anteil von Billigfleisch im Selbstbedienungsbereich schneller reduziert wurde, bleibt die Situation an den Bedientheken problematisch.

Was du dir merken solltest:

  • Supermärkte in Deutschland machen Fortschritte bei der Reduktion von Fleisch aus schlechter Tierhaltung, sogenanntem Billigfleisch, insbesondere bei Geflügelfleisch, obwohl der Wandel insgesamt langsam voranschreitet.
  • Trotz Verbesserungen machen Fleischprodukte der untersten Haltungsformen noch einen Großteil des Sortiments aus, wobei die Kennzeichnung an Bedientheken oft unzureichend bleibt.
  • Greenpeace fordert weiterhin den Ausstieg aus tierschutzwidriger Haltung und betont die Notwendigkeit einer besseren staatlichen Haltungskennzeichnung, die ab 2025 bereits für Schweinefleisch eingeführt wird.

Übrigens: Greenpeace hat schwere Vorwürfe gegen die Molkerei Hochwald erhoben, zu der auch die Marke Bärenmarke gehört. Der Hauptgrund: tierschutzwidrige Zustände in der Milchkuhhaltung. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Unsplash

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