Weniger Zähne, mehr Gewicht? Studie zeigt überraschenden Zusammenhang

Weniger Zähne, mehr Gewicht? Eine Studie zeigt: Zahnverlust erhöht das Risiko für Übergewicht. Besonders der Verlust von Backenzähnen spielt eine entscheidende Rolle.

Zähne Gewicht

Studienergebnisse zeigen: Der Verlust von Zähnen kann das Risiko für Übergewicht erheblich erhöhen. Eine gute Zahngesundheit trägt somit auch zur Gewichtskontrolle bei. © Vecteezy

Ein Forschungsteam aus den USA hat einen möglichen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Zähne und dem Gewicht entdeckt. Die Studie, durchgeführt an der Rutgers School of Dental Medicine, basiert auf Daten von 1.765 Patienten im Alter von 65 bis 89 Jahren. Sie wurden zwischen Juli 2016 und April 2022 behandelt. Die Forscher analysierten den Body-Mass-Index (BMI) der Teilnehmer sowie deren Zahngesundheit anhand von Odontogrammen. Laut den Wissenschaftlern hatten 40,6 Prozent der Probanden einen BMI über 25, was auf Übergewicht hindeutet, 31,9 Prozent galten als adipös.

Fehlende Zähne erhöhen das Risiko für Fettleibigkeit

Im Durchschnitt verfügten die Teilnehmer noch über 20 Zähne – knapp unterhalb der Grenze für ein funktionales Gebiss, die bei 21 Zähnen liegt. Zum Vergleich: Ein vollständiges Erwachsenen-Gebiss hat mit Weisheitszähnen 32, ohne diese 28 Zähne. 44,9 Prozent der Teilnehmer hatten noch mindestens 21 Zähne. Die Studie ergab, dass Personen mit weniger als 21 Zähnen ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko für Fettleibigkeit hatten – selbst unter Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht oder bestehenden Erkrankungen. Interessant: Jeder zusätzlich erhaltene Zahn senkte das Risiko um zwei Prozent.

Backenzähne spielen eine Schlüsselrolle

Besonders der Verlust von Backenzähnen hatte deutliche Auswirkungen. Diese Zähne sind essenziell für das Kauen, während Vorderzähne vor allem zum Abbeißen dienen. Die Untersuchung zeigte: Wer gegenüberliegende Backenzähne verlor, hatte ein um sieben Prozent höheres Risiko für Übergewicht. Der Verlust von Vorderzähnen hatte hingegen kaum Einfluss auf den BMI.

Zahnverlust verändert die Ernährung

Rena Zelig, die Leiterin der Studie, erklärt: „Viele gesunde Lebensmittel, insbesondere Obst und Gemüse, sind ohne funktionales Gebiss schwer zu essen.“ Das führe dazu, dass Betroffene auf weichere, oft kalorienreiche Alternativen umsteigen. „Lebensmittel wie Kartoffelbrei, Kekse oder Donuts sind leichter zu kauen, enthalten aber mehr Zucker, Fett und Kalorien, was zu einer Gewichtszunahme führt“, so Zelig. Prävention und Zahnpflege sind daher essenziell, um den Erhalt der Zähne und eine gesunde Ernährung zu unterstützen.

Zahnärzte als Ernährungsberater?

Zelig sieht auch Zahnärzte in der Verantwortung. „Sie könnten ihren Patienten beibringen, wie sie gesunde Lebensmittel leichter konsumieren können – durch Schälen, Schneiden, Kochen oder Mixen.“ Gemüse könne etwa in Suppen oder Eintöpfen verarbeitet, Obst zu Smoothies oder Parfaits püriert werden.

Die Untersuchung hat einige Stärken, darunter die große Teilnehmerzahl und die detaillierte Erfassung der Zahnsituation. Es gibt jedoch Einschränkungen: Alle Daten stammen aus einer einzigen Klinik, was die Übertragbarkeit auf die Gesamtbevölkerung erschwert. Zudem wurde der BMI als alleiniges Maß für Übergewicht genutzt, ohne Muskel- oder Fettanteile zu berücksichtigen. Die Forscher stützten sich teilweise auf selbstberichtete Angaben, und Informationen zu Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten fehlten. Auch ob und wie Zahnersatz genutzt wurde, blieb unklar.

Um den Zusammenhang zwischen Zahnverlust und Gewichtszunahme besser zu verstehen, sind weitere Studien erforderlich. Besonders die Rolle von Prothesen oder Implantaten sollte untersucht werden, um praxisnahe Empfehlungen für Zahnärzte und Ernährungsberater zu entwickeln.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Anzahl der Zähne hat laut einer neuen Studie Einfluss auf das Gewicht. Zahnverlust, insbesondere der Verlust von Backenzähnen, erhöht das Risiko für Übergewicht um bis zu 40 Prozent.
  • Jeder zusätzliche verbleibende Zahn senkt das Risiko für Übergewicht um zwei Prozent.
  • Eine bessere Zahngesundheit und Aufklärung durch Zahnärzte könnten helfen, gesündere Ernährungsgewohnheiten zu fördern und Übergewicht zu verhindern.

Bild: © Vecteezy

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