Studie warnt: Fertigessen macht Männer dick, unfruchtbar und hormonkrank

Ultraverarbeitete Lebensmittel schaden der Männergesundheit: mehr Körperfett, gestörte Hormone und sinkende Spermienqualität.

So schaden ultraverarbeitete Lebensmittel der Männergesundheit

Ultraverarbeitete Nahrung sorgt nicht nur für mehr Körperfett: Bei Männern leidet auch die Spermienqualität darunter. © Unsplash

Abend für Abend wandern Fertigprodukte in den Einkaufswagen: Tiefkühlpizza, Softdrinks, Snacks für zwischendurch. Für viele Männer sind sie längst selbstverständlicher Teil des Alltags – praktisch, günstig, verfügbar an jeder Ecke. Doch eine neue Studie der Universität Kopenhagen zeigt, dass dieser Komfort einen hohen Preis hat. Ultraverarbeitete Lebensmittel schaden der Männergesundheit: Sie verändern nicht nur Gewicht und Herz-Kreislauf-System, sondern auch Hormone und Spermienqualität.

Ultraverarbeitete Lebensmittel (UPFs) sind industriell hergestellte Produkte mit Zusatzstoffen, die mit ursprünglicher Nahrung kaum noch etwas gemeinsam haben – und das macht sie so problematisch. Sie liefern intensiven Geschmack, sind lange haltbar und kosten oft weniger als frische Lebensmittel. Doch die industrielle Bearbeitung – von Zusatzstoffen über Verpackungschemikalien bis hin zu veränderten Strukturen – steht im Verdacht, den Körper auf vielfältige Weise zu belasten.

Drei Wochen Fertigkost – mit spürbaren Folgen

43 Männer nahmen an der Untersuchung teil. Jeder von ihnen probierte beide Diäten: drei Wochen lang fast ausschließlich Fertigkost, drei Wochen lang überwiegend unverarbeitete Nahrung, jeweils mit Pause dazwischen. Die Kalorienmenge war exakt gleich – der Unterschied lag nur in der Verarbeitung.

Die Ergebnisse waren eindeutig:

  • Gewichtszunahme: Im Schnitt nahmen die Männer 1,3 bis 1,4 Kilogramm zu – fast ausschließlich Fett.
  • Cholesterinwerte: Das Verhältnis von „schlechtem“ LDL zu „gutem“ HDL verschlechterte sich deutlich.
  • Blutdruck: Besonders bei Kalorienüberschuss stieg der diastolische Blutdruck – ein Warnsignal für Herz und Kreislauf.

Schon wenige Wochen reichten also, damit sich Körperfett und Blutfettwerte messbar veränderten.

Hormone und Fruchtbarkeit geraten aus dem Gleichgewicht

Noch gravierender waren die Effekte auf den Hormonhaushalt. Unter Fertigkost sanken gleich mehrere Werte:

  • Testosteron, wichtig für Muskelkraft, Energie und Libido.
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH), das die Spermienproduktion steuert.
  • GDF-15, ein Botenstoff, der am Energieumsatz beteiligt ist.

Besonders alarmierend: Die Beweglichkeit der Spermien nahm bei Kalorienüberschuss ab. Für Männer im zeugungsfähigen Alter kann das direkte Folgen für die Fruchtbarkeit haben. Weltweit ist die Spermienzahl seit den 1970er-Jahren um rund 60 Prozent gesunken – Experten sehen ultraverarbeitete Lebensmittel als einen der Gründe.

Schadstoffe im Blut – und die Psyche leidet mit

Die Forscher fanden zudem im Blut einen erhöhten Wert des Phthalat-Metaboliten cxMINP. Dieser Stoff stammt vermutlich aus Verpackungen und ist dafür bekannt, das Hormonsystem zu beeinflussen. Gleichzeitig sanken Spurenelemente wie Lithium und Quecksilber. Lithium spielt eine Rolle bei der Stimmungsregulation – passend dazu berichteten die Männer nach drei Wochen Fertigkost über höhere Depressionswerte.

Das macht deutlich: Fertigprodukte wirken nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche.

Ultraverarbeitete Lebensmittel haben immer einen negativen Effekt auf die Gesundheit – ganz egal, ob man zu viele Kalorien zu sich nimmt oder nicht. (Preston et al., Cell Metabolism)
Ultraverarbeitete Lebensmittel haben immer einen negativen Effekt auf die Gesundheit – ganz egal, ob man zu viele Kalorien zu sich nimmt oder nicht. © Preston et al., Cell Metabolism

Warum das für uns alle relevant ist

Ultraverarbeitete Lebensmittel liefern in vielen westlichen Ländern bereits mehr als die Hälfte der täglichen Energieaufnahme. Sie sind billig, haltbar und geschmacklich oft so zugesetzt, dass wir mehr davon essen, als uns guttut. Die Folgen sind längst sichtbar: steigende Raten von Übergewicht, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und möglicherweise auch Krebs und Demenz.

Für den Alltag bedeutet das: Es reicht nicht, nur Kalorien zu zählen oder auf einzelne Nährwerte zu achten. Entscheidend ist, wie stark Lebensmittel verarbeitet sind.

Messbare Schäden nach nur kurzer Zeit

Die Studie macht klar: Schon in kurzer Zeit kann Fertigkost messbare Schäden anrichten – selbst dann, wenn sie nicht im Übermaß gegessen wird. Für eine gesunde Ernährung gilt deshalb:

  • Frische bevorzugen: Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Fisch und unverarbeitetes Fleisch.
  • Etiketten prüfen: Je länger die Zutatenliste, desto wahrscheinlicher handelt es sich um ein ultraverarbeitetes Produkt.
  • Fertigprodukte reduzieren: Tiefkühlpizza, Chips, Softdrinks und Co. sollten Ausnahmen bleiben.

Die Autoren der Studie fassen es drastisch zusammen: „Unsere Ergebnisse belegen, dass ultraverarbeitete Lebensmittel unserer Fortpflanzungs- und Stoffwechselgesundheit schaden – selbst dann, wenn sie nicht im Übermaß verzehrt werden.“

Kurz zusammengefasst:

  • Ultraverarbeitete Lebensmittel führen schon nach drei Wochen zu mehr Körperfett, schlechterem Cholesterin und höherem Blutdruck.
  • Sie senken wichtige Hormone wie Testosteron und FSH und verschlechtern die Spermienqualität, was die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann.
  • Auch Schadstoffe im Blut und höhere Depressionswerte zeigen: Die Verarbeitung selbst macht diese Produkte schädlich – unabhängig von Kalorien oder Nährwerten.

Übrigens: Schon bei Kleinkindern stammt ein Großteil der Kalorien aus stark verarbeiteten Lebensmitteln. Welche Auswirkungen das hat, ist Thema dieses Artikels.

Bild: © Unsplash

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert