Nicht für alle gesund? Intervallfasten kann Jugendlichen schaden
Eine neue Studie zeigt unerwartete Risiken: Intervallfasten könnte bei jungen Menschen die Insulinproduktion beeinträchtigen.
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Intervallfasten kann gesund sein – aber bei Jugendlichen warnen Forscher jetzt vor den Risiken. © Pexels
Viele Menschen schwören auf Intervallfasten, um Gewicht zu verlieren oder ihre Gesundheit zu verbessern. Doch eine neue Studie von Helmholtz Munich zeigt, dass diese Ernährungsweise nicht für alle Altersgruppen gleich gut ist. Während Erwachsene davon profitieren, könnte Intervallfasten für Kinder und Jugendliche unerwartete Risiken mit sich bringen. Forscher fanden heraus, dass es bei Heranwachsenden die Entwicklung wichtiger Zellen in der Bauchspeicheldrüse stören kann – mit möglichen Folgen für die Produktion von Insulin.
Wie Intervallfasten den Körper beeinflusst
Beim Intervallfasten wechseln sich Phasen ohne Nahrung mit Essenszeiten ab. Viele Menschen essen zum Beispiel nur innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden und fasten die restlichen 16 Stunden des Tages. Diese Methode kann den Stoffwechsel anregen, beim Abnehmen helfen und sogar vor Krankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Problemen schützen.
Doch ob Intervallfasten auch für Kinder und Jugendliche geeignet ist, wurde bisher kaum untersucht. Forscher von Helmholtz Munich, der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) wollten genau das herausfinden. Sie führten eine Studie mit Mäusen durch, um zu testen, wie sich das Fasten auf verschiedene Altersgruppen auswirkt.
Studie zeigt überraschende Ergebnisse
Die Wissenschaftler untersuchten drei Gruppen von Mäusen: junge, erwachsene und ältere Tiere. Alle Mäuse mussten einen Tag lang fasten, danach durften sie zwei Tage normal fressen. Nach zehn Wochen analysierten die Forscher ihre Körperfunktionen.
Bei erwachsenen und älteren Mäusen zeigte das Fasten positive Effekte: Ihr Körper reagierte sensibler auf Insulin – ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Dadurch konnten sie Zucker aus dem Blut besser verwerten.
Ganz anders sah es bei den jungen Mäusen aus. Hier verschlechterte sich die Funktion der sogenannten Betazellen in der Bauchspeicheldrüse. Diese Zellen produzieren Insulin und sind entscheidend für einen stabilen Blutzucker. Leonardo Matta von Helmholtz Munich erklärt:
Intervallfasten wirkt sich eigentlich positiv auf die Betazellen aus. Dass junge Tiere dann weniger Insulin produzierten, hat uns deshalb überrascht.
Leonardo Matta
Unreife Zellen und Parallelen zu Diabetes
Um die Ursache zu verstehen, analysierten die Forscher die Zellen der Bauchspeicheldrüse mit einer speziellen Methode – der Einzelzellsequenzierung. Das Ergebnis: Die Betazellen der jungen Mäuse entwickelten sich nicht vollständig. „Die Zellen der heranwachsenden Mäuse hörten an einem bestimmten Punkt auf zu reifen und produzierten dann weniger Insulin“, sagt Peter Weber von Helmholtz Munich.
Dieser Effekt erinnert an Muster, die man von Typ-1-Diabetes kennt. Bei dieser Krankheit zerstört das Immunsystem die Betazellen, sodass nicht genug Insulin produziert wird. Das Fasten könnte also ähnliche Auswirkungen auf junge Organismen haben.
Welche Konsequenzen hat das?
Stephan Herzig, Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs bei Helmholtz Munich, sieht in den Ergebnissen eine wichtige Erkenntnis:
Unsere Studie bestärkt, dass sich Intervallfasten für Erwachsene günstig auswirkt, bei Kindern und Jugendlichen besteht aber eventuell ein Risiko.
Stephan Herzig
Die Forscher wollen nun herausfinden, wie sich die Reifung der Betazellen gezielt fördern lässt. Sollte dies gelingen, könnte dies neue Ansätze zur Behandlung von Diabetes mit sich bringen. Gleichzeitig verdeutlicht die Studie, dass Ernährungsweisen wie Intervallfasten nicht für alle Altersgruppen gleichermaßen geeignet sind.
Kurz zusammengefasst:
- Intervallfasten kann für Erwachsene gesundheitliche Vorteile haben, doch bei Kindern und Jugendlichen könnte es die Entwicklung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse stören.
- Eine Studie von Helmholtz Munich zeigte, dass junge Mäuse nach regelmäßigem Fasten weniger Insulin produzierten, was langfristig das Risiko für Stoffwechselstörungen erhöhen könnte.
- Die Forscher vermuten Parallelen zu Typ-1-Diabetes und wollen nun genauer untersuchen, wie sich die Entwicklung der Betazellen gezielt steuern lässt.
Bild: © Pexels