Mikroplastik greift Organe an – und kann erheblichen Schaden anrichten
Wissenschaftler fordern eine Begrenzung der Plastikproduktion, da Mikroplastik gesundheitsschädlich ist und in menschlichen Organen nachgewiesen wurde.
Wissenschaftler fordern eine Begrenzung der globalen Plastikproduktion: Der Plastikstaub ist bereits in unseren Körpern vorhanden. Der Guardian berichtete kürzlich, dass Mikroplastik weltweit vorkommt – auch im menschlichen Körper, es wandert dort sogar bis in die Organe. „Das Schlimmste an Mikroplastik steht uns noch bevor“, hieß es. Forscher fanden Mikroplastik in Plazentagewebeproben, menschlichen Arterien, Hoden und im Sperma gesunder Patienten.
Diese Funde verstärken die Befürchtung, dass Plastik, das hormonstörende Chemikalien enthält, die Spermiengesundheit weltweit verschlechtern könnte. Mikroplastik gelangt über Atemluft, Wasser und Nahrung in die menschlichen Organe. Hinweise, dass winzige Plastikstücke dort Schaden anrichten, häufen sich.
Mikroplastik: Das Schlimmste steht noch bevor
Eine chinesische Studie von Februar 2024 besagt, dass die derzeit nachweisbaren Werte der Mikroplastikverschmutzung wahrscheinlich erst der Anfang sind. Viele Plastikprodukte aus den 1980er-Jahren bis in die Nullerjahre zerfallen erst jetzt zu Mikro- und Nanoplastik. Die Herstellungsmengen sind seit den 1970er-Jahren deutlich gewachsen. Zwischen 2000 und 2019 hat sich die globale Plastikproduktion verdoppelt, und bis 2040 wird sie voraussichtlich erneut steigen.
Hinweise auf gesundheitliche Schäden mehren sich
Ob Mikro- und Nanoplastik schädlicher sind als andere kleine Partikel, ist umstritten. Untersuchungen zum Thema sind oft vorsichtig formuliert. Es gibt jedoch immer mehr Hinweise, dass winzige Plastikteile im Körper schädliche Wirkungen haben könnten. Eine aktuelle Untersuchung der Universität Birmingham legt nahe, dass Mikro- und Nanoplastik Entzündungsprozesse auslösen und verstärken.
Italienische Forscher fanden laut INFO Sperber heraus, dass kleine Plastikteilchen in Gefäßablagerungen die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls erhöhen könnten. Sie untersuchten Gefäßablagerungen von rund 300 Personen und verfolgten deren Krankheitsgeschichte. Forscher aus Großbritannien wiesen vor drei Jahren in Experimenten nach, dass Mikroplastik in Zellkulturen menschliche Zellen schädigt.
Die Chemikalien im Plastik
Plastik enthält viele Chemikalien, die bei der Herstellung verwendet werden. Nach Schätzungen der Minderoo-Monaco-Kommission für Kunststoffe und menschliche Gesundheit verursachten Zusatzstoffe in Plastik im Jahr 2015 allein in den USA Gesundheitskosten von 675 Milliarden Dollar. Dazu zählten bekannte Gesundheitsschäden durch die Nutzung des Weichmachers DEHP (ein chemischer Stoff, der Plastik weich und flexibel macht) und der Chemikaliengruppe der polybromierten Diethylether (PBDE, chemische Verbindungen, die als Flammschutzmittel verwendet werden). Auch durch Bisphenol A (BPA, eine Chemikalie, die in vielen Plastikprodukten vorkommt) verursachte Schlaganfälle und koronare Herzkrankheiten wurden berücksichtigt.
Heather Leslie, eine Wissenschaftlerin, verglich den Sachverhalt kürzlich in einem Gespräch mit der Washington Post mit einem Pasta-Gericht: Wo immer man Spaghetti (Polymere in Mikro- und Nanoplastik, winzige Plastikteile) findet, gibt es eine Sauce aus zahlreichen Additiven (Zusatzstoffen).
Wissenschaftler fordern Maßnahmen
Die Forderung nach einer weltweiten Produktionsobergrenze für Plastik setzte sich auf der vierten Weltplastikkonferenz in Ottawa im April 2024 nicht durch. Greenpeace sprach von einem „schwachen Kompromiss“, die Organisation „Exit Plastic“ von „Lobby statt Lösung“. Erdölstaaten und die fossile und chemische Industrie lehnten die „Plastic Cap“ ab. Sie plädierten stattdessen für optimierte Abfallsysteme und Recycling.
Wissenschaftler und Aktivisten fordern weiterhin eine Begrenzung der Plastikproduktion. Besonders wichtig ist ihnen eine Begrenzung für Einmalartikel. Der Guardian zitiert den Epidemiologen Philip Landrigan:
Die Weltöffentlichkeit ist wegen Mikroplastik weit weniger besorgt, als sie es sein müsste.
Er fordert eine Plastik-Obergrenze analog zum Montrealer Protokoll oder zum Pariser Klimaabkommen.
Forderung nach Transparenz und Verboten
Der norwegische Wissenschaftler Martin Wagner weist darauf hin, dass über 3.600 der mehr als 16.000 bekannten Chemikalien in Kunststoffen nicht regulierte „bedenkliche Kunststoffchemikalien“ sind. Fast 400 davon werden in Kunststoffen verwendet, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Bei 97 ist festgestellt worden, dass sie in Lebensmittel übergehen.
Wagner plädiert dafür, 15 Chemikaliengruppen zu regulieren. Darunter Bisphenole wie BPA, Phthalate und PFAS. Hersteller sollen verpflichtet werden, alle Chemikalien in ihren Produkten transparent zu machen.
Was du dir merken solltest:
- Wissenschaftler warnen vor den gesundheitlichen Risiken von Mikroplastik, das weltweit verbreitet ist: Es gelangt in die menschlichen Organe und wurde dort gefunden. Deshalb fordern die Forscher eine Begrenzung der globalen Plastikproduktion.
- Studien zeigen, dass Mikro- und Nanoplastik Entzündungen auslösen und das Risiko von Schlaganfällen erhöhen können, wobei die Chemikalien in Plastik zusätzliche gesundheitliche Schäden verursachen.
- Trotz Forderungen nach einer weltweiten Produktionsobergrenze für Plastik setzten sich Lobbyinteressen durch, während Wissenschaftler Transparenz über verwendete Chemikalien und die Regulierung schädlicher Substanzen fordern.
Bild: © European Union, 2024 / Audiovisual Service via Wikimedia unter CC BY 4.0
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