Mikroplastik in der Luft: Was du über den neuen „atmosphärischen Schadstoff“ wissen musst

Mikroplastik in der Luft beeinflusst zunehmend unsere Gesundheit, enthüllen Forschungen in „Physics of Fluids“.

Mikroplastik in der Luft

Mikroplastik ist überall: Im Wasser, im Boden und jetzt auch in der Luft. Viele Menschen sind besorgt über die möglichen Gesundheitsauswirkungen. © Midjourney

Mikroplastik, winzige Kunststoffteilchen und kleiner als fünf Millimeter, sind ein wachsendes Umweltproblem. Diese Partikel entstehen einerseits durch den Zerfall größerer Kunststoffteile. Andererseits sind sie ein direktes Produkt von Industrieprozessen. Man benutzt sie in Kosmetika, Reinigungsmitteln oder als industrielle Schleifmittel. Die Allgegenwart von Mikroplastik in unserer Umwelt – im Wasser, im Boden und auch in der Luft – löst zunehmend Besorgnis aus.

Mikroplastik aus der Luft lagert sich verstärkt in Nase und Rachen ab

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift „Physics of Fluids„, hat untersucht, wie sich Mikroplastikpartikel in der menschlichen Atemluft verteilen und speziell in der Nase und im Rachen ablagern.

So gelangt Mikroplastik in die Umwelt.
So gelangt Mikroplastik in die Umwelt. Quelle: Physics of Fluids

Erstmals Mikroplastik tief in Atemwegen nachgewiesen

2022 wurde erstmals Mikroplastik tief in menschlichen Atemwegen nachgewiesen, was laut Mohammad Islam, einem Mitautor der Studie, „besorgniserregend“ ist. Jeder Mensch würde laut der Studie ungefähr 16,2 Mikroplastikpartikel pro Stunde einatmen. Das ergibt in einer Woche die Menge einer Kreditkarte. Islam und sein Team setzten eine Computersimulation ein, um zu analysieren, wie Mikroplastik sich im Körper bewegt, abhängig von Partikelform und -größe sowie der Atemgeschwindigkeit der betroffenen Person.

Komplexe Strömungen führen Mikroplastik in Nase und Rachen

Die Simulation zeigte, dass sich Mikroplastik vor allem in der Nasenhöhle und im Rachen ansammelt. „Die komplizierte und stark asymmetrische anatomische Form der Atemwege sowie das komplexe Strömungsverhalten in der Nasenhöhle und im Oropharynx bewirken, dass Mikroplastik von der normalen Strömungslinie abweicht und sich in diesen Bereichen ablagert“, erklärt Islam. Die Studie offenbarte zudem, dass größere Mikroplastikpartikel häufiger als kleinere in den Atemwegen verbleiben, insbesondere bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit.

Viele Parameter, die die Verteilung von Mikroplastik beeinflussen könnten, wurden noch nicht in das Modell integriert. Zukünftig planen sie, ein umfassenderes Modell zu entwickeln, das patientenspezifisch angepasst ist und auch Umwelteinflüsse wie Feuchtigkeit und Temperatur berücksichtigt, um ein präziseres Verständnis von Mikroplastiktransport und -ablage im menschlichen Körper zu gewinnen.

Wie gelangt Mikroplastik in die Luft?

Die Verbreitung von Mikroplastik in der Luft erfolgt durch verschiedene Wege. Ein signifikanter Anteil gelangt durch die Verdunstung von mikroplastikhaltigem Wasser in die Atmosphäre. Andere Quellen sind der Abrieb von Kunststoffgegenständen wie Autoreifen und synthetischen Textilien. Jede mechanische Beanspruchung dieser Materialien, wie das Fahren eines Autos oder das Waschen von Kleidung, setzt Mikroplastik frei, das dann in die Luft gelangen und weiter getragen werden kann.

Mikroplastik wird über die Luft transportiert

Selbst in scheinbar unberührten Bergregionen offenbart sich die weitreichende Verschmutzung durch Mikroplastik. In einer Untersuchung 2019 wurde aufgedeckt, wie in den französischen Pyrenäen täglich 365 Mikroplastikteilchen pro Quadratmeter aus der Luft niedergingen. Auch weit entfernt von größeren Städten sind demnach Natur und Mensch den Folgen der Verschmutzung durch Mikroplastik ausgesetzt.

„Das war unglaublich, wie viel Mikroplastik sich da ablagerte“, sagte Deonie Allen, Forscherin am EcoLab der Ecole Nationale Supérieure Agronomique in Toulouse gegenüber National Geographic. Ihre Studie in Nature Geoscience zeigt die Brisanz der Verbreitung von Mikroplastik in der Atmosphäre. Trotz intensiver Suche konnten im Umkreis von 100 Kilometern keine direkten Quellen für das Mikroplastik ausgemacht werden.

Mikroplastik stellt mittlerweile einen neuen atmosphärischen Schadstoff dar,

stellt Allen fest.

Was du dir merken solltest:

  • Mikroplastik, winzige Kunststoffpartikel unter fünf Millimetern, befindet sich in Luft, Wasser und Boden und wird von Menschen täglich eingeatmet.
  • Mikroplastik lagert sich insbesondere in den oberen Atemwegen wie Nase und Rachen ab, was potenziell schädliche Langzeiteffekte haben könnte.
  • Forschende betonen die Dringlichkeit weiterer Untersuchungen, um die Verteilung und Auswirkungen von Mikroplastik auf die menschliche Gesundheit präziser zu verstehen und entsprechende Schutzmaßnahmen zu entwickeln.

Bild: © Midjourney

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