Gewichtszunahme durch Medikamente: Was Betroffenen helfen kann
Gewichtszunahme durch Medikamente kann die Therapietreue senken und den Stoffwechsel belasten. Besonders Antipsychotika und Antidepressiva wirken oft gewichtssteigernd.
Viele Menschen setzen ihre Medikamente ab, wenn sie dadurch stark an Gewicht zunehmen. Besonders bei Psychopharmaka, die bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie eingesetzt werden, kommt es oft zu diesem Problem. Laut der Pharmazeutischen Zeitung betrifft dies bis zu 80 Prozent der mit Antipsychotika behandelten Personen. Die Gewichtszunahme durch die Einnahme dieser Medikamente kann zu Stoffwechselproblemen wie erhöhten Blutzucker- und Cholesterinwerten führen. Diese gesundheitlichen Belastungen verschlechtern die Lebensqualität und senken die Bereitschaft, das Medikament weiter einzunehmen, was entscheidenden Einfluss auf die Adhärenz (Therapietreue) hat, also die Einhaltung der vereinbarten Behandlungsziele durch Patient und Arzt, wie zum Beispiel Dosierung.
Der Grund für die zusätzlichen Kilos liegt oft darin, dass bestimmte Medikamente den Appetit steigern oder die Bewegung einschränken. Dies sorgt für ein Ungleichgewicht zwischen der aufgenommenen Energie und dem Energieverbrauch. Auch das Hunger- und Belohnungssystem im Gehirn kann durch die Medikamente beeinflusst werden, was den Appetit weiter anregt.
Antipsychotika mit besonders starkem Einfluss auf das Gewicht
Bei Psychopharmaka wie Olanzapin und Clozapin, die bei Schizophrenie eingesetzt werden, ist die Gewichtszunahme besonders ausgeprägt. Die Pharmazeutische Zeitung erklärt, dass die Dosierung hierbei eine Rolle spielt: Je höher die Dosis, desto mehr nehmen die Betroffenen zu. Bei manchen Medikamenten bleibt die Gewichtszunahme sogar ohne Obergrenze – je mehr davon eingenommen wird, desto höher ist die Zunahme. Bei anderen Präparaten hingegen steigt das Gewicht bis zu einer bestimmten Menge und flacht dann ab.
Die genauen Ursachen für diese Nebenwirkungen sind noch nicht vollständig erforscht. Viele Experten vermuten, dass der Effekt auf die Blockierung bestimmter Rezeptoren im Gehirn zurückgeht, die das Hunger- und Sättigungsgefühl beeinflussen. Medikamente, die auf mehrere Rezeptoren einwirken, haben oft einen stärkeren Einfluss auf das Gewicht.
Auch Antidepressiva und andere Medikamente beeinflussen das Körpergewicht
Nicht nur Psychopharmaka, sondern auch Antidepressiva führen häufig zu einer Gewichtszunahme. Wissenschaftler, die im Zuge einer Studie Daten von über 183.000 Patienten untersucht haben, fanden Unterschiede bei den einzelnen Antidepressiva. Während die meisten dieser Medikamente zu einer leichten Gewichtszunahme führten, war Bupropion eine Ausnahme: Bei vielen Patienten führte es sogar zu einer kleinen Gewichtsabnahme. Auch einige Epilepsiemedikamente wie Valproinsäure oder Gabapentin können das Gewicht durch gesteigerten Appetit und eine Verlangsamung des Stoffwechsels erhöhen.
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Das Problem betrifft auch Menschen mit Diabetes oder Bluthochdruck, die auf Medikamente wie Betablocker oder Insulin angewiesen sind. Diese Mittel verlangsamen oft den Stoffwechsel oder hemmen den Fettabbau, was ebenfalls zu einer Gewichtszunahme führen kann – und das ist besonders problematisch für Menschen, die ohnehin schon übergewichtig sind.
Beratung und Alternativen können helfen
Medikamente wie hormonelle Verhütungsmittel und Glucocorticoide, die oft langfristig eingenommen werden, können ebenfalls das Gewicht erhöhen, vor allem durch Wassereinlagerungen. Die Pharmazeutische Zeitung empfiehlt, das Gewicht regelmäßig zu überprüfen, besonders bei längerer Einnahme. Wenn eine deutliche Gewichtszunahme auffällt, können Ärzte oder Apothekenmitarbeiter Alternativen anbieten oder die Dosierung anpassen.
Eine umfassende Beratung durch Ärzte und Apotheken hilft Betroffenen, mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und die Therapie trotzdem fortzuführen. Diese Unterstützung kann die Therapietreue erhöhen und dazu beitragen, dass Patienten weniger stark unter Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme leiden.
Was du dir merken solltest:
- Medikamente wie Antipsychotika und Antidepressiva führen häufig zu unerwünschter Gewichtszunahme, was die Therapietreue beeinträchtigen kann
- Die Gewichtszunahme entsteht durch einen gesteigerten Appetit, veränderten Stoffwechsel oder reduzierte Bewegung.
- Regelmäßige Gewichtskontrollen und professionelle Beratung können helfen, Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und den Therapieerfolg zu sichern.
Übrigens: Viele Abnehmwillige suchen nach einfachen Wegen, um Gewicht zu verlieren. So erging es auch Daria: Sie fragte sich, ob Spazieren tatsächlich beim Abnehmen hilft. Ihre Geschichte könnt ihr in unserem Artikel nachlesen.
Bild: © Vecteezy