Ernährungsreport 2024: Frauen setzen auf Gesundheit, Männer auf Geschmack
Der Ernährungsreport 2024 zeigt, dass Frauen mehr auf gesunde Ernährung achten, das Bewusstsein für Label steigt und der Fleischkonsum in Deutschland weiter sinkt.
Bundesernährungsminister Cem Özdemir hat den Ernährungsreport 2024 vorgestellt, der einen tiefen Einblick in das Essverhalten der Deutschen gibt. Ein zentrales Ergebnis: Frauen achten deutlich stärker auf ihre Gesundheit, wenn es ums Essen geht. So gaben 97 Prozent der befragten Frauen an, auf gesunde Lebensmittel zu achten. Bei den Männern sind es mit 85 Prozent deutlich weniger. Özdemir betonte außerdem laut ZDF heute: „Die Esskultur entwickelt sich weiter.“
Für beide Geschlechter bleibt jedoch der Geschmack das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von Lebensmitteln. 99 Prozent der Befragten gaben an, dass der Geschmack für sie sehr wichtig sei. Seit 2015 hat sich dieser Wert kaum verändert.
Özdemir nutzte die Vorstellung des Berichts, um den Vorwurf eines „Kulturkampfs ums Essen“ zu entkräften. Politiker wie CSU-Chef Markus Söder hatten den Grünen wiederholt vorgeworfen, den Menschen ihre Essgewohnheiten vorschreiben zu wollen. Der Minister stellte klar: „Feldzüge von Politikern über richtiges und falsches Essen sind der falsche Weg.“ Die Menschen wollen stattdessen Wahlfreiheit und Transparenz bei Lebensmitteln.
Mehr Informationen und Label gewünscht
Der Ernährungsreport, den das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft jährlich erstellt, zeigt außerdem, dass sich das Kaufverhalten der Deutschen verändert hat. Immer mehr Menschen achten auf Kennzeichnungen wie das Tierwohllabel oder das EU-Biosiegel. Besonders das Tierwohllabel spielt für die Verbraucher eine immer größere Rolle: 65 Prozent der Befragten gaben an, darauf zu achten. Im Jahr 2015 waren es noch 36 Prozent. Auch das EU-Biosiegel ist für viele Käufer entscheidend: Der Anteil stieg von 47 Prozent im Jahr 2015 auf 59 Prozent.
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Eine weitere Entwicklung zeigt, dass 39 Prozent der Befragten mittlerweile öfter zu vegetarischen oder veganen Alternativen greifen. Der Trend hin zu pflanzlichen Produkten setzt sich damit weiter fort.
Die Zuckerfrage: Weniger ist mehr
Ein weiteres zentrales Thema des Ernährungsreports 2024 ist die Reduzierung von Zucker in Lebensmitteln. Laut der Umfrage wünschen sich 85 Prozent der Deutschen weniger Zucker in Fertigprodukten. Özdemir erklärte dazu, dass es in der Verantwortung der Lebensmittelindustrie liege, auf diesen Wunsch zu reagieren. Er verwies auf die Rezepturen von Softdrinks, die in anderen Ländern weniger Zucker enthalten. „Wir wissen, dass zum Beispiel Softdrinks der exakt selben Marke in unterschiedlichen Ländern unterschiedliche Rezepturen und Zuckeranteile haben und die verkaufen dort nicht schlechter,“ erklärte er. Der Minister zeigte sich überzeugt, dass auch in Deutschland eine Zuckerreduktion ohne Einbußen beim Geschmack möglich sei.
Nur sieben Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass weniger Zucker durch Süßungsmittel ersetzt werden sollte. Sechs Prozent wünschen sich überhaupt keine Änderungen in der Zusammensetzung der Produkte.
Vegetarische und vegane Alternativen werden beliebter
Der Ernährungsreport 2024 zeigt zudem, dass der tägliche Fleischkonsum weiter sinkt. Nur 23 Prozent der Befragten gaben an, täglich Fleisch oder Wurst zu essen. Dieser Wert hat sich seit 2015 deutlich verringert, als noch 34 Prozent der Menschen täglich Fleisch konsumierten. Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen dagegen weiterhin hoch im Kurs. 62 Prozent der Befragten konsumieren täglich Milchprodukte, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.
Auch der Konsum von Obst und Gemüse bleibt auf einem hohen Niveau. 71 Prozent der Deutschen essen mindestens einmal täglich Obst oder Gemüse. Dies zeigt, dass ein bewusster Konsum von frischen Lebensmitteln für viele Menschen zur täglichen Routine gehört.
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Weniger Lebensmittelverschwendung, mehr Nachhaltigkeit
Neben der Frage nach gesundem Essen und dem Fleischkonsum beschäftigt sich der Ernährungsreport 2024 auch mit dem Thema Lebensmittelverschwendung. 91 Prozent der Befragten prüfen nach eigenen Angaben, ob Lebensmittel noch genießbar sind, auch wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Diese Zahl ist seit 2016 um 15 Prozentpunkte gestiegen und zeigt, dass immer mehr Menschen verantwortungsbewusst mit Lebensmitteln umgehen wollen.
Özdemir betonte in diesem Zusammenhang, dass Transparenz und detaillierte Informationen auf den Verpackungen der Lebensmittel entscheidend seien, um den Verbrauchern dabei zu helfen, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen.
Was du dir merken solltest:
- Der Ernährungsreport 2024 zeigt, dass Frauen deutlich mehr auf gesunde Ernährung achten als Männer.
- Immer mehr Deutsche legen Wert auf Label wie das Tierwohllabel und das EU-Biosiegel.
- Der tägliche Fleischkonsum sinkt, während vegetarische und vegane Alternativen immer beliebter werden.
Bild: © Unsplash
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