Diät-Trend Intervallfasten: Keine klare Empfehlung von Experten

Intervallfasten ist populär, doch seine Effektivität bleibt umstritten. Experten betonen die Notwendigkeit längerer Studien, um die gesundheitliche Vorteile zu bestätigen.

Intervallfasten

Intervallfasten beschränkt die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeitfenster, doch die Effektivität bei Gewichtsverlust und gesundheitlichen Verbesserungen ist wissenschaftlich unklar. © Pexels

Intervallfasten gewinnt weltweit an Popularität als Methode zur Gewichtsreduktion und allgemeinen Gesundheitsförderung, doch Experten sind skeptisch. Diese Form des Fastens variiert in der Methode, wobei einige Menschen für 16 Stunden des Tages fasten und in den verbleibenden acht Stunden ihre Mahlzeiten einnehmen, während andere zwei Tage pro Woche komplett auf feste Nahrung verzichten.

Die Anziehungskraft des Intervallfastens liegt in seinen behaupteten Vorteilen, die von einer verbesserten Stoffwechselfunktion bis hin zu einem verringerten Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen reichen. Doch laut der Tagesschau sind die wissenschaftlichen Belege, die diese Behauptungen stützen, eher dünn.

Skepsis bei Experten

Christian Sina, ein Experte für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, weist darauf hin, dass Intervallfasten nicht für jeden gleich wirksam ist:

Manche können damit hervorragend abnehmen, manche gar nicht, und einige nehmen darunter sogar zu.

Christian Sina

Die durchschnittliche Gewichtsreduktion, die er feststellt, liegt bei nur drei bis sechs Prozent des Körpergewichts über ein Jahr.

Stefan Kabisch von der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin der Charité in Berlin geht noch weiter und sagt, dass es derzeit keinen nachgewiesenen Vorteil des Intervallfastens beim Abnehmen gibt. Die Experten sind sich einig, dass die Art der aufgenommenen Nahrung und deren Qualität weit wichtiger sind als das Timing der Mahlzeiten.

Forschungsergebnisse aus Tierstudien

Obwohl Studien mit Mäusen beeindruckende Ergebnisse gezeigt haben, wie verbesserte Stoffwechselraten und verlängerte Lebensspannen, warnt Kabisch davor, diese Ergebnisse unkritisch auf den Menschen zu übertragen. „Beim Menschen hat es sich bislang gar nicht gezeigt“, erklärt Kabisch. Er merkt an, dass die meisten Studien zum Intervallfasten zu kurz sind, um langfristige Auswirkungen wie Demenz oder Krebs angemessen beurteilen zu können.

Die Dauer der Studien ist ein Problem

Die begrenzte Dauer der Studien ist ein wesentliches Hindernis für das Verständnis der langfristigen Effekte des Intervallfastens. „Demenz, Krebserkrankung und Herzinfarkte. Das braucht zehn, 20, 30 Jahre, um so etwas zu beurteilen. Und die längste Intervallfasten-Studie, die mir erinnerlich ist, ging ein Jahr“, sagt Stefan Kabisch.

Die Müllabfuhr unseres Körpers

Laut Christian Sina zeigt sich, dass das Prinzip der Autophagie, also die Aktivierung der zelleigenen Reinigungsfunktionen, auch beim Menschen nachweisbar ist. Intervallfasten könnte zudem in einigen Fällen den Blutdruck positiv beeinflussen. Dennoch sind längere Studien erforderlich, um die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen dieser kleinen Veränderungen zu verstehen.

Nebenwirkungen des Intervallfastens

Neben den unklaren Vorteilen gibt es auch bekannte Nebenwirkungen des Intervallfastens. Ein signifikantes Problem ist der Muskelabbau, besonders bei älteren Menschen. Durch die reduzierte Nahrungsaufnahme wird laut Kabisch oft nicht genug Eiweiß aufgenommen. Das kann zu einem überproportionalen Verlust an Muskelmasse führen, auch wenn die verbleidenden Mahlzeiten besonders viel Eiweiß enthalten, wie beispielsweise beim sogenannten Proteinfasten, das sich im Moment großer Beliebtheit erfreut. Auch sei nicht erwiesen, dass Intervallfasten besonders effektiv sei, um das gefährliche Bauchfett loszuwerden.

Keine generelle Empfehlung

Obwohl das Intervallfasten als Methode zur Gesundheitsförderung und Gewichtsreduktion beliebt ist, gibt es derzeit keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege, die eine breite Empfehlung von Experten unterstützen. Stefan Kabisch betont abschließend, dass es derzeit keinen Grund gibt, das Intervallfasten aktiv zu empfehlen. Wer sich dennoch dafür entscheidet, sollte dies nur in einer gut betreuten medizinischen Umgebung tun.

Was du dir merken solltest:

  • Intervallfasten ist eine Diätform, bei der die Nahrungsaufnahme auf bestimmte Zeitfenster beschränkt wird. Seine Effektivität bei Gewichtsverlust und gesundheitlichen Verbesserungen ist jedoch wissenschaftlich nicht eindeutig belegt.
  • Studien mit Mäusen zeigten positive Effekte auf Stoffwechsel und Lebensdauer. Ähnliche Langzeitergebnisse beim Menschen fehlen aufgrund der Kürze der durchgeführten Studien.
  • Experten empfehlen, Intervallfasten nur unter fachlicher Aufsicht zu praktizieren, besonders wegen der Risiken wie Muskelabbau und der ungewissen langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit.

Übrigens: Wer abnehmen will, dem wird empfohlen genügend Eiweiß zu essen. Aber es gibt auch ein zu viel des Guten. Wie übermäßiger Proteinkonsum den Körper schädigen kann, erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

2 thoughts on “Diät-Trend Intervallfasten: Keine klare Empfehlung von Experten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert