Autismus durch Luftverschmutzung? Wie die Umwelt das Gehirn ungeborener Kinder beeinflusst

Spezifische Umweltfaktoren und Gesundheitsprobleme während der Schwangerschaft können das Risiko für Autismus erhöhen.

Umweltfaktoren können die Schwangerschaft direkt beeinflussen. © Pexels

Umweltfaktoren können die Schwangerschaft direkt beeinflussen. © Pexels

Forscher der University of Alagoas haben mögliche Ursachen für Autismus untersucht. Laut ihrer neuen Studie stehen Umwelteinflüsse während der Schwangerschaft im Verdacht, das Risiko für Autismus zu erhöhen. Weltweit ist etwa 1 von 100 Kindern betroffen, besonders häufig Jungen. Trotz jahrelanger Forschung bleibt die genaue Ursache von Autismus bisher ungeklärt.

Was ist Autismus?

Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die sehr vielfältig und komplex ist. Oft wird er auch als Autismus-Spektrum-Störung (ASS) bezeichnet und betrifft die Verarbeitung von Informationen und Wahrnehmungen. Diese Störung beeinflusst vor allem die soziale Interaktion, die Kommunikation und bestimmte Verhaltensweisen.

Merkmale: Die Anzeichen des frühkindlichen Autismus treten meist schon vor dem 3. Lebensjahr auf und sind laut dem Bundesverband Autismus Deutschland e.V. in drei Bereichen besonders auffällig:

  • Im sozialen Umgang mit anderen.
  • In der Kommunikation.
  • In wiederholenden und stereotypen Verhaltensmustern.

Besonderheiten in sozialem Umgang und Kommunikation: Menschen mit Autismus fällt es schwer, soziale und emotionale Signale richtig zu deuten und zu senden. Ihre Reaktionen auf Gefühle und soziale Situationen sind oft nicht angepasst und auch das Imitationsverhalten ist eingeschränkt. In der Kommunikation sind Sprachgebrauch und -verständnis gleichermaßen betroffen, was den Austausch erschwert. Flexibilität in der Sprache sowie begleitende Gesten sind meist wenig ausgeprägt.

Verhaltensbesonderheiten: Autistische Menschen zeigen oft stereotype und wiederholende Verhaltensweisen. Routinen und Rituale werden starr beibehalten und Veränderungen können schwer akzeptiert werden. Häufig zeigen sie motorische Stereotypien wie Schaukeln oder ein besonderes Interesse an Details von Objekten.

Wahrnehmung und Reizverarbeitung: Viele Menschen mit Autismus reagieren empfindlich auf Umwelt- und Sinnesreize und können schnell überfordert sein.

Umweltfaktoren und ihr Einfluss auf die Entwicklung des Gehirns

Die Schwangerschaft ist eine entscheidende Phase für die Entwicklung des Fötus, insbesondere für das Gehirn. Verschiedene Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, chemische Substanzen und bestimmte Medikamente könnten das Risiko für Autismus laut der Frankfurter Rundschau erhöhen. Besonders bedenklich ist Luftverschmutzung. Studien zeigen, dass Schwangere, die Schadstoffen wie Feinstaub (PM2.5, PM10) ausgesetzt sind, ein höheres Risiko haben, Kinder mit ASS zur Welt zu bringen. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vermuten, dass diese Schadstoffe entzündliche Prozesse auslösen, die die Gehirnentwicklung des Kindes beeinflussen könnten.

Auch Pestizide könnten eine Rolle spielen. Organophosphate, eine Gruppe von Pestiziden, können die Plazentaschranke überwinden und die Entwicklung des Gehirns des Fötus beeinträchtigen. Studien an Schwangeren haben einen Zusammenhang zwischen Pestiziden und einem erhöhten Autismusrisiko gezeigt.

Gesundheitsprobleme der Mutter und Autismus

Neben Umwelteinflüssen spielen auch gesundheitliche Probleme der Mutter eine Rolle. Präeklampsie, eine schwerwiegende Komplikation während der Schwangerschaft, steht laut Forschern mit einem höheren Risiko für Autismus bei Kindern in Verbindung. Eine schwedische Studie mit über 1,6 Millionen Geburten zeigte, dass Kinder von Müttern mit Präeklampsie häufiger Autismus entwickelten.

Auch Virusinfektionen während der Schwangerschaft können die Gehirnentwicklung des Fötus beeinflussen. Infektionen wie das Zika- oder Rötelnvirus, die im ersten Schwangerschaftsdrittel auftreten, könnten das Risiko für Autismus erhöhen.

Medikamente und das Risiko für Autismus

Bestimmte Medikamente, die während der Schwangerschaft eingenommen werden, könnten ebenfalls das Autismusrisiko steigern. Die University of Alagoas untersuchte die Auswirkungen von Valproinsäure, einem Medikament gegen Epilepsie. Diese Substanz kann Verhaltensänderungen verursachen. Auch die Einnahme von Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), könnte das Risiko für Autismus erhöhen, obwohl die Datenlage hierzu nicht eindeutig ist.

Was du dir merken solltest:

  • Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und Pestizide könnten während der Schwangerschaft das Risiko für Autismus bei Kindern erhöhen, indem sie die Gehirnentwicklung des Fötus beeinflussen.
  • Gesundheitsprobleme der Mutter, wie Präeklampsie und Virusinfektionen, stehen laut Studien ebenfalls in Zusammenhang mit einem höheren Autismusrisiko.
  • Bestimmte Medikamente, wie Valproinsäure und Antidepressiva, könnten das Autismusrisiko während der Schwangerschaft erhöhen, obwohl weitere Untersuchungen notwendig sind.

Übrigens: Schwangerschaften könnten das biologische Altern von Frauen durch Veränderungen in der DNA-Methylierung beschleunigen. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.

Bild: © Pexels

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