„Der Körper ist Gott“ – Langlebigkeit-Star Bryan Johnson gründet eigene Religion

Der US-Multimillionär Bryan Johnson erklärt den Körper zur Gottheit – und gründet eine eigene Religion als Antwort auf den Vormarsch der KI.

Langlebigkeit-Star Bryan Johnson gründet eigene Religion

Tech-Milliardär Bryan Johnson erklärt den eigenen Körper zum Gott – und startet eine Religion, die der Künstlichen Intelligenz trotzen soll. © Wikimedia

Er zählt jede Kalorie, überwacht jede Herzschlagfrequenz und schluckt täglich Dutzende Pillen: Bryan Johnson will nicht sterben. Doch dem US-Unternehmer reicht sein strenges Langzeit-Experiment für ein längeres Leben nicht mehr – jetzt gründet er eine Religion. Ihr Kern: Der Körper ist Gott. Was absurd klingt, ist für Johnson ein überlebenswichtiger Schritt in einer Welt, in der Künstliche Intelligenz rasant an Macht gewinnt. In einem Interview mit MIT Technology Review erklärt er, warum er dafür eine eigene Glaubensgemeinschaft ins Leben ruft.

Der 47-Jährige glaubt: Nur wenn Menschen sich radikal neu organisieren – physisch, mental und technologisch – kann die Menschheit überleben. Und genau das soll die neue Bewegung „Don’t Die“ leisten.

Brian Johnson will mit seiner Religion Körper, Geist und KI vereinen

Johnson ist kein Spinner aus der Esoterik-Ecke. Er ist Multimillionär, Tech-Investor und mittlerweile eine Art Popstar der Langlebigkeitsbewegung. Seine Vision: Ein Leben, das sich nicht mehr an menschlicher Sterblichkeit orientiert, sondern an Daten, Algorithmen und Optimierung. Dafür investiert er Millionen in Tests, Scans und Nahrungsergänzungsmittel – und teilt seine Reise öffentlich auf Social Media, bei Netflix und in Live-Talks.

Nach dem Verkauf seines Zahlungs-Start-ups Braintree an Paypal im Jahr 2013 für 800 Millionen US-Dollar steckte Johnson jährlich rund zwei Millionen in sein persönliches Verjüngungsprojekt.

Radikaler Einsatz gegen Alterung

Er lässt sein Blut analysieren, Organe scannen und jede Körperfunktion protokollieren – mit dem Ziel, seinen biologischen Zustand auf das Niveau eines 18-Jährigen zu bringen. Nach eigenen Angaben konnte er bereits sein genetisches Alter um über fünf Jahre senken und den Alterungsprozess um 28 Prozent verlangsamen.

Bei einem Auftritt im kalifornischen Berkeley erklärte Bryan Johnson, warum er gerade jetzt zur Religion greift: „Ich bin überzeugt, dass wir als Spezies an einem existenziellen Moment stehen.“ Gemeint ist der Vormarsch der KI. Sie bedrohe nicht nur Arbeitsplätze oder Privatsphäre – sondern womöglich das menschliche Leben an sich. Johnsons Ziel: Die Menschen müssen KI so programmieren, dass sie Leben schützt – koste es, was es wolle.

KI soll nicht töten – sondern Leben bewahren

Dafür braucht es laut Johnson mehr als Technologie. Es braucht Gemeinschaft – und eine Idee, die stark genug ist, Milliarden Menschen zu verbinden. In seinen Worten: „Religionen waren über die vergangenen Jahrtausende die effektivste Methode, menschliche Anstrengungen zu organisieren.“ Deshalb will er mit „Don’t Die“ etwas schaffen, das mehr ist als ein Projekt oder eine Bewegung. Es soll ein globales System werden – offen für alle Glaubensrichtungen, aber radikal auf den Erhalt des Lebens ausgerichtet.

Ein zentrales Element: Die KI selbst. Johnson will mit Forschern ethische Standards für künftige KI-Systeme entwickeln – mit einem Ziel: „Gemeinschaften von KIs könnten mit Werten der Konfliktlösung ausgestattet werden, die nicht im Tod eines Menschen enden.“

Bryan Johnson will mit Hilfe der Religion den Körper zur heiligen Instanz erheben

Konkret sieht Johnson Treffen in kleinen Gruppen vor – ähnlich wie bei den Anonymen Alkoholikern. Es gibt Rituale, Mantras und eine zentrale Botschaft: Der menschliche Körper ist nicht nur Werkzeug, sondern „die höchste Autorität“. Wer sich schlecht ernährt, zu wenig schläft oder sich selbst schadet, „entschuldigt sich beim eigenen Körper“, so Johnson. In seinem Gespräch mit MIT Technology Review beschreibt er diese wöchentlichen Zusammenkünfte als Raum für Selbstreflexion und körperliche Achtsamkeit.

Seine Begründung: „Existenz ist die Tugend. Existenz ist das Ziel.“ Was zählt, ist nicht ein Leben nach dem Tod – sondern die Vermeidung des Todes überhaupt. Für ihn sei es kein Widerspruch, Christ, Muslim oder Atheist zu sein – und trotzdem Teil von „Don’t Die“.

Kann KI wirklich besser entscheiden als wir?

Was heute noch wie Zukunftsmusik klingt, lebt Johnson längst. Er übergibt Entscheidungen an Algorithmen – ob es um Mahlzeiten, Sport oder Schlaf geht. „Es liegt wirklich in meinem besten Interesse, sie entscheiden zu lassen, was ich esse, wann ich schlafe und Sport treibe“, sagt er. KI soll künftig nicht nur Apps steuern, sondern ganze Lebensweisen – mit dem Ziel, Menschen gesünder und glücklicher zu machen.

Er testet bereits, ob eine KI ihn besser „führt“ als ein Arzt: Sie bekommt Körperdaten, wissenschaftliche Updates und passt alles an – in Echtzeit. Johnson will so herausfinden, ob Maschinen uns nicht nur schützen, sondern sogar besser leben lassen.

Religion als Strategie gegen den Tod

Was als Extrem-Experiment begann, wird nun zur Ideologie. In den nächsten 18 Monaten will Johnson „Don’t Die“ zur einflussreichsten Idee der Welt machen. Er sieht sie als Antwort auf die großen Fragen der Zeit: Wer sind wir, wenn KI unser Leben bestimmt? Wie organisieren wir unsere Werte? Und wie schaffen wir es, nicht einfach unterzugehen?

„Religion hat heute nicht mehr den höchsten Stellenwert in der Gesellschaft“, sagt Johnson. Aber das könnte sich bald ändern – wenn Maschinen mächtiger werden und Menschen nach Orientierung suchen. Dann, so glaubt er, wird eine neue Religion gebraucht. Eine, die nicht nur glaubt. Sondern rechnet.

Kurz zusammengefasst:

  • Der US-Multimillionär Bryan Johnson gründet eine neue Religion, in der der menschliche Körper als Gott verehrt wird – als Reaktion auf die wachsende Macht der Künstlichen Intelligenz.
  • In einem Interview mit MIT Technology Review erklärt Johnson, dass seine Bewegung „Don’t Die“ Menschen physisch, mental und technologisch neu organisieren soll, um das Überleben der Menschheit zu sichern.
  • Wöchentliche Treffen mit Ritualen und Mantras sollen Achtsamkeit fördern und eine KI-kompatible Lebensweise unterstützen, die Gesundheit und Existenz in den Mittelpunkt stellt.

Übrigens: Nicht nur Bryan Johnson will den Alterungsprozess austricksen – auch Dave Asprey verfolgt ehrgeizige Pläne und will mindestens 180 Jahre alt werden. Wie er mit Hormontherapie, spezieller Diät und radikalem Lebensstil sein biologisches Alter kontrolliert, mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Katriece Ray via Wikimedia unter CC BY-SA 3.0

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