Alkoholkonsum: Immer mehr junge Erwachsene trinken allein – besonders Frauen
Junge Erwachsene greifen immer häufiger zur Flasche, vor allem Frauen – mehr Alkoholkonsum zieht jedoch ein höheres Gesundheitsrisiko nach sich.

In Deutschland trinken junge Menschen durchschnittlich im Alter von 15 Jahren ihr erstes Glas Alkohol. © Pexels
Sich abends allein ein Glas Wein oder Bier gönnen – für viele klingt das unspektakulär. Doch wenn dieses Ritual zur Regel wird, ist das für Fachleute ein klares Warnsignal. Eine Auswertung der University of Michigan und der Carnegie Mellon University zeigt: In den USA trinken immer mehr junge Erwachsene allein – der Alkoholkonsum hat ein Niveau erreicht, das zuletzt in den späten 1970er-Jahren gemessen wurde. Besonders auffällig: Der Anteil junger Frauen, die regelmäßig allein trinken, steigt seit Jahrzehnten deutlich an.
Frauen schließen beim Alleintrinken auf
Die Forscher analysierten die Trinkgewohnheiten von 12.851 jungen Erwachsenen im Alter von 19 bis 30 Jahren. Die Befragungen fanden zwischen 1977 und 2022 im Rahmen der Langzeitstudie „Monitoring the Future“ statt.
Etwa 40 Prozent der Befragten, die im vergangenen Jahr Alkohol konsumiert hatten, gaben an, mindestens einmal allein getrunken zu haben. Studienautorin Megan Patrick erklärt:
Die Trends zeigen, dass sich der Abstand zwischen Männern und Frauen verringert hat. Besonders in den letzten 25 Jahren ist das Alleintrinken bei jungen Frauen stark gestiegen.

Trendwende in den 1990er-Jahren
Nach einem Rückgang in den 1980er-Jahren nahm der Anteil der Alleintrinker Mitte der 1990er-Jahre wieder zu. Vor allem bei jungen Frauen beschleunigte sich der Anstieg ab Ende der 1990er-Jahre. Der lange bestehende Unterschied zwischen den Geschlechtern ist heute fast verschwunden.
„Rund vier von zehn jungen Erwachsenen, die Alkohol trinken, tun dies mindestens einmal im Jahr allein“, erklärt Studienleiterin Kasey Creswell von der Carnegie Mellon University.
Warum Alleintrinken riskant ist
Allein zu trinken, hat oft wenig mit Geselligkeit zu tun. Häufig steckt der Versuch dahinter, unangenehme Gefühle zu dämpfen. „Alleintrinken ist ein starker Prädiktor für Alkoholmissbrauch. Es geht oft darum, Ängste oder depressive Verstimmungen zu mildern“, so Creswell. Dieser Mechanismus kann zu steigenden Trinkmengen führen und zu einer Abhängigkeit.
Fachleute warnen, dass sich dadurch das Risiko für alkoholbedingte Erkrankungen erhöht. Der Zusammenhang zwischen Alleinkonsum und psychischen Belastungen macht diese Form des Trinkens besonders gefährlich.
Langfristige Folgen für Gesundheit und Alltag
Die Studie nennt mehrere Risiken, die mit regelmäßigem Alleintrinken verbunden sind:
- Erhöhte Wahrscheinlichkeit, eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln
- Mehr körperliche Folgeschäden wie Leberschäden oder Herz-Kreislauf-Probleme
- Häufigere soziale und berufliche Schwierigkeiten
Diese Auswirkungen betreffen nicht nur die Gesundheit, sondern auch Beziehungen oder die Karriere.
Prävention umfassend und geschlechtergerecht gestalten
Es gibt keine völlig risikofreie Alkoholmenge, doch als „relativ risikoarm“ gelten für Frauen bis zu 0,1–0,125 l Wein oder 0,25 l Bier pro Tag, für Männer bis zu 0,2–0,25 l Wein oder 0,5 l Bier. Zusätzlich sollten mindestens zwei Tage pro Woche alkoholfrei bleiben.
Nach Ansicht der Wissenschaftler müssen Präventionsprogramme stärker auf unterschiedliche Zielgruppen zugeschnitten werden. Das bedeutet: Frauen brauchen möglicherweise andere Ansätze und Hilfsangebote als Männer. Aufklärungskampagnen sollten nicht nur Trinkmengen thematisieren, sondern auch die Frage, in welchem Kontext Alkohol konsumiert wird.
„Alleintrinken scheint ein Warnsignal für zukünftige Alkoholprobleme zu sein“, sagt Creswell. Wird dieses Muster früh erkannt, können Betroffene schneller Unterstützung bekommen – bevor sich riskante Gewohnheiten verfestigen.
Infos und Hilfe erhalten Betroffene unter anderem über:
Kurz zusammengefasst:
- Eine Studie zum Alkoholkonsum zeigt: In den USA trinken heute deutlich mehr junge Erwachsene allein, besonders Frauen. Dadurch hat sich frühere Geschlechterunterschied stark verringert.
- Alleintrinken steht oft im Zusammenhang mit dem Bewältigen negativer Gefühle und erhöht das Risiko für Alkoholabhängigkeit und gesundheitliche Schäden.
- Fachleute fordern gezielte Präventionsangebote, die Trinkmengen und den sozialen Kontext des Konsums gleichermaßen berücksichtigen.
Übrigens: Der erste Kontakt unserer Vorfahren mit Alkohol fand wohl nicht in einer Taverne statt, sondern zwischen vergorenen Früchten am Waldboden. Mehr dazu in unserem Artikel.
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