Frühe Pubertät durch Bildschirmzeit? Neue Studie warnt vor Risiken für Kinder
Neue Forschung zeigt, dass das Blaulicht von Bildschirmen das Wachstum beschleunigen und eine frühzeitige Pubertät auslösen könnte.
Bildschirmzeit – und zwar zu viel davon – ist für viele Kinder längst teil ihres Alltags – und genau das könnte ihre Entwicklung nachhaltig beeinflussen. Eine neue Studie der Gazi Universität in der Türkei deutet darauf hin, dass Blaulicht, wie es von Smartphones und Tablets ausgestrahlt wird, das Knochenwachstum beschleunigen und die Pubertätsentwicklung verfrühen könnte. Präsentiert wurden die Ergebnisse auf der Jahresversammlung der Europäischen Gesellschaft für Pädiatrische Endokrinologie.
Dr. Aylin Kılınç Uğurlu, die Leiterin der Studie, erklärt laut einer Pressemitteilung, warum die Ergebnisse beunruhigend sind: „Unsere Daten legen nahe, dass eine langanhaltende Blaulicht-Exposition nicht nur das Wachstum beschleunigt, sondern auch die Wachstumsphasen verkürzt, was langfristige Folgen für die Körpergröße haben könnte.“
Alarmierende Ergebnisse aus Tierexperimenten
Die Forscher untersuchten 36 junge Ratten, die in drei Gruppen aufgeteilt wurden. Eine Gruppe erlebte normale Lichtzyklen, während die anderen sechs bzw. zwölf Stunden täglich Blaulicht ausgesetzt waren. Die Resultate waren eindeutig: Tiere, die mehr Blaulicht abbekamen, zeigten schnelleres Wachstum der Knochen und frühere Anzeichen von Pubertät. Besonders auffällig waren die Veränderungen in den Wachstumsplatten – den knorpeligen Bereichen der Knochen, die für Längenwachstum verantwortlich sind.
„Blaulicht beschleunigte nicht nur das Wachstum, sondern führte auch zu einer verfrühten Reifung der Wachstumsplatten“, erläuterte Dr. Kılınç Uğurlu. Dies könnte erklären, warum Kinder, die früh wachsen, später oft kleiner bleiben.
Frühzeitige Pubertät als Risiko
Frühere Studien hatten bereits angedeutet, dass Blaulicht eine frühzeitige Pubertät auslösen könnte. Mit der aktuellen Forschung konnten die Wissenschaftler diese Hypothese stützen und zudem zeigen, dass die Auswirkungen bis ins Skelett reichen. „Während das beschleunigte Wachstum zunächst positiv erscheinen mag, birgt es erhebliche Risiken für die langfristige Entwicklung“, so die Forscherin.
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Bei Mädchen ist das Wachstum im Allgemeinen zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr abgeschlossen und sie erreichen ihre maximale Körpergröße, während das Wachstum bei Jungen zwischen dem 16. und 18. Lebensjahr beendet ist.
Eine frühzeitige Pubertät könnte dazu führen, dass Kinder zunächst schneller wachsen, aber früher mit dem Wachsen aufhören. Das Ergebnis: Sie bleiben als Erwachsene möglicherweise unterdurchschnittlich groß. Für Eltern und Mediziner wirft dies wichtige Fragen auf, wie sicher der Umgang mit Bildschirmen in der Wachstumsphase wirklich ist.
Was das für Kinder bedeuten könnte
Dr. Kılınç Uğurlu betonte jedoch, dass es sich um eine Tierstudie handele und die Ergebnisse nicht direkt auf Menschen übertragbar seien. Dennoch sehen die Wissenschaftler klaren Handlungsbedarf, um die Auswirkungen von Blaulicht auf die kindliche Entwicklung weiter zu erforschen. Sie planen nun Untersuchungen, wie sich Blaulicht vor der Pubertät auf die Entwicklung von Knochen und Körpergröße im Erwachsenenalter auswirkt.
„Unser Ziel ist es, herauszufinden, ob unterschiedliche Intensitäten oder Dauer der Blaulicht-Exposition reversible oder dauerhafte Effekte auf das Skelett haben“, erklärte die Studienleiterin. Die Erkenntnisse könnten helfen, Empfehlungen für eine sichere Nutzung von Tablets und Smartphones bei Kindern zu formulieren.
Was du dir merken solltest:
- Studien zeigen, dass Blaulicht von Bildschirmen das Knochenwachstum beschleunigen und zu einer frühen Pubertät führen könnte.
- Frühzeitige Reifung der Wachstumsplatten kann das Wachstum vorzeitig stoppen und möglicherweise zu kleinerer Körpergröße im Erwachsenenalter führen.
- Weitere Studien sollen klären, wie Bildschirmnutzung sicher gestaltet werden kann, um gesundheitliche Risiken bei Kindern zu minimieren.
Übrigens: Laut einem Bericht der WHO weisen 11 Prozent der Jugendlichen in Europa Anzeichen für eine problematische Nutzung von Social Media auf, die einer Sucht gleichkommt. Mehr dazu in unserem Artikel.
Bild: © Pexels
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