Lücken im Gedächtnis: Warum Mütter die Kindheit ihrer Kinder vergessen
Die intensive Fokussierung auf Kinder beeinflusst die Aufmerksamkeit von Müttern stark und erschwert das Erinnern an Details.
Wie kann es sein, dass Mütter oft nur lückenhafte Erinnerungen an die Kindheit ihrer Kinder haben? Während die ersten Jahre von intensiven Momenten und Emotionen geprägt sind, verschwinden viele Details scheinbar im Alltag. Forscher sprechen dabei von „Stilldemenz“, einem faszinierenden Phänomen, bei dem das Gehirn sich ganz auf die Bedürfnisse des Babys fokussiert – und dabei eigene Erinnerungen hintanstellt.
Stilldemenz: Ein natürlicher Prozess
„Stilldemenz“ mag zunächst alarmierend klingen, doch dieser Zustand ist eine natürliche Anpassung und vollständig reversibel. In den Wochen und Monaten nach der Geburt sinkt die Anzahl der synaptischen Verbindungen im Gehirn der Mutter. Dadurch verringert sich ihre Lernfähigkeit und das Erinnerungsvermögen, da die gesamte Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse des Kindes gerichtet ist. Sobald das Baby unabhängiger wird und die mütterliche Fürsorge abnimmt, erlangen die Mütter nach und nach ihre volle geistige Leistungsfähigkeit zurück. Das Gehirn ist flexibel und die Verbindungen regenerieren sich vollständig, sobald der Alltag wieder mehr Freiraum für andere Aufgaben zulässt.
Geteilte Aufmerksamkeit erschwert feste Erinnerungen
Die lückenhafte Erinnerung hängt auch mit der Herausforderung zusammen, mehrere Dinge gleichzeitig im Blick haben zu müssen. Gerade wenn mehrere Kinder gleichzeitig betreut werden, ist die Aufmerksamkeit der Mutter ständig gefordert. Die Jüngeren brauchen Unterstützung, während die Älteren schon selbständig herumtoben – diese geteilte Aufmerksamkeit erschwert es, dauerhafte Erinnerungen an einzelne Ereignisse zu bilden. Laut SWR ist das ein typischer Zustand für Eltern mit mehreren Kindern. Das Gehirn kann in solchen Momenten weniger speichern, weil die Konzentration immer wieder auf neue Anforderungen wechselt.
Fotos und Gespräche rufen Erinnerungen zurück
Obwohl viele Erinnerungen in der Zeit des intensiven Mutterseins scheinbar verblassen, sind sie oft nicht verloren. Fotos oder Gespräche mit Freunden können diese Momente wieder ins Bewusstsein rufen. Ein vertrauter Anblick oder ein gemeinsames Erlebnis führt oft dazu, dass Mütter sich plötzlich wieder an Details erinnern, die sie aktiv nicht mehr abrufen konnten. Diese Fähigkeit zeigt, dass die Erinnerungen im Gehirn gespeichert bleiben – sie benötigen nur bestimmte Reize, um wieder hervorgerufen zu werden.
Was du dir merken solltest:
- Stilldemenz ist ein natürlicher, reversibler Prozess, bei dem das Gehirn der Mutter sich in den ersten Monaten nach der Geburt ganz auf die Bedürfnisse des Kindes fokussiert und das Erinnerungsvermögen einschränkt.
- Geteilte Aufmerksamkeit, besonders bei mehreren Kindern, macht es schwierig, dauerhafte Erinnerungen zu bilden, da die Konzentration immer wieder auf neue Anforderungen wechseln muss.
- Erinnerungen sind jedoch nicht verloren: Fotos und Gespräche können sie wieder ins Bewusstsein rufen, da sie im Gehirn gespeichert bleiben und durch Reize aktiviert werden können.
Übrigens: Eine Studie enthüllt, dass die freie Wahl der Geburtsposition das Wohlbefinden von Müttern während der Geburt deutlich verbessert. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Unsplash
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