Viele Kinder pubertieren früher – Eltern fühlen sich beim Aufklären überfordert und sind zu spät dran

Bei Kindern beginnt die Pubertät teilweise schon mit sieben Jahren. Viele Eltern zögern das Gespräch hinaus, doch mit dem rechtzeitigen Timing und Umgang lassen sich Fragen und Unsicherheiten gut bewältigen.

Pubertät beginnt früher und viele Eltern sind unvorbereitet

Ein offenes Gespräch zwischen Mutter und Tochter – viele Eltern suchen nach dem richtigen Moment, um über Veränderungen in der Pubertät zu sprechen. © Pexels

Brustansatz, Körpergeruch, erste Intimbehaarung – bei manchen Kindern beginnt die Pubertät schon in der Grundschule. Und während sich der Körper sichtbar verändert, bleibt das Gespräch dazu oft aus. Viele Eltern zögern, weil sie sich überfordert fühlen oder selbst nie aufgeklärt wurden. Ein Teufelskreis der Sprachlosigkeit entsteht – dabei wären gerade jetzt offene Gespräche entscheidend. Wer früh und altersgerecht über körperliche Veränderungen spricht, hilft Kindern, sich selbst besser zu verstehen und Unsicherheiten abzubauen.

Laut einer aktuellen Umfrage des University of Michigan Health C.S. Mott Children’s Hospital wissen Eltern zwar, wie wichtig das Gespräch ist. Doch sie fühlen sich oft überfordert, wenn es darum geht, den richtigen Zeitpunkt zu finden oder wie sie das Thema überhaupt ansprechen sollen.

Eltern wünschen sich mehr Unterstützung bei der Aufklärung

Bei manchen Mädchen beginnt die Pubertät schon mit sieben Jahren. Und auch bei Jungen bleiben die ersten körperlichen Anzeichen oft nicht bis zur weiterführenden Schule aus. Viele Eltern beobachten erste körperliche, durch die Pubertät ausgelöste Veränderungen, trotzdem sprechen nur wenige ausführlich darüber. Fast jeder zweite Elternteil fühlt sich schlecht vorbereitet und gibt an, keinerlei Informationen darüber erhalten zu haben, wie sie über das Thema sprechen sollen. Häufig fehlt das Wissen, wie man altersgerecht aufklären kann. Dabei wünschen sich viele eine Art Leitfaden, der ihnen hilft, das Thema selbstbewusst und einfühlsam zu behandeln. Denn es geht nicht nur um Fakten – es geht auch um Vertrauen, Offenheit und emotionale Sicherheit.

Informationslücken und Ängste auf beiden Seiten

Was Kinder wissen wollen? 41 Prozent der Eltern berichten, ihr Kind habe Fragen zum eigenen Körper gestellt. Weitere 31 Prozent erwähnen pubertätsbezogene Fragen, etwa zu Körperbehaarung oder Stimmungsschwankungen. Auch das Thema Sex taucht früher auf, als viele denken. Kein Wunder also, dass fast die Hälfte der Eltern nicht wissen, ob – und wann – sie dieses Thema anschneiden sollen. Ein häufiger Grund: Scham oder Angst, etwas Falsches zu sagen.

Ein weiterer Stolperstein ist die Gesprächsbereitschaft der Kinder. Bei den 10- bis 12-Jährigen sagt jeder vierte Elternteil, das Kind wolle nicht darüber sprechen. Und 32 Prozent der Eltern jüngerer Kinder meinen, ihr Kind sei noch zu jung, um das Thema zu verstehen. Doch gerade hier lohnt sich Offenheit: Frühzeitige Aufklärung hilft Kindern, ihren Körper besser zu verstehen – und mit den oft verwirrenden Veränderungen sicherer umzugehen.

Gespräch vertagen? Der richtige Zeitpunkt ist oft früher als gedacht

Ein zentrales Problem: Die Einschätzung des richtigen Alters. Rund ein Drittel der Eltern meint, das Gespräch sollte vor dem 10. Geburtstag stattfinden. Ein weiteres Drittel findet: mit zehn Jahren. Und die restlichen Eltern wollen lieber später anfangen. Doch so lange zu warten, kann problematisch sein. Denn die körperlichen Veränderungen setzen oft früher ein als erwartet – insbesondere bei hispanischen und Schwarzen Kindern, Mädchen mit Übergewicht oder Jungen mit Untergewicht kann die Entwicklung früher beginnen. Sarah Clark, Co-Leiterin der Umfrage, sagt dazu:

Es ist leicht, zu glauben, ein Kind sei noch zu jung für Gespräche über die Pubertät. Aber viele Eltern sind überrascht, wenn ihr Kind plötzlich Fragen stellt oder sich der Körper bereits sichtbar verändert.

Offen reden hilft – viele nutzen Alltagssituationen

Viele greifen zu situativen Gesprächen: 66 Prozent der Eltern nutzen „lehrreiche Momente“, etwa beim gemeinsamen Fernsehen oder nach Arztbesuchen, um über die Pubertät zu sprechen. 78 Prozent beantworten die Fragen ihrer Kinder ehrlich – wenn sie denn gestellt werden. Andere warten, bis das Kind von sich aus fragt. Und 5 Prozent versuchen, das Thema ganz zu vermeiden. 46 Prozent der Eltern nutzen ihre persönlichen Erfahrungen als Ansatz und sprechen über ihre eigene Pubertät. Doch viele kennen das Thema selbst nur oberflächlich, auch ihre Eltern hätten ihnen damals gar nichts erklärt. Dabei kann gerade der Austausch mit den eigenen Kindern helfen – nicht nur inhaltlich, sondern auch emotional.

Kurz zusammengefasst:

  • Die Pubertät beginnt oft früher als erwartet – bei Mädchen teils schon mit sieben Jahren – und verläuft individuell sehr unterschiedlich.
  • Viele Eltern fühlen sich schlecht vorbereitet auf Gespräche über Körperveränderungen und wünschen sich mehr Unterstützung und Wissen.
  • Wer früh und offen mit Kindern spricht, fördert Vertrauen und hilft ihnen, körperliche Veränderungen sicherer zu verstehen und einzuordnen.

Übrigens: Zu viel Bildschirmzeit könnte sogar eine verfrühte Pubertät auslösen – das zeigen neue Studienergebnisse aus der Türkei. Welche Rolle Blaulicht dabei spielt, erklärt unser Artikel.

Bild: © Pexels

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