Vampirfledermäuse auf dem Laufband: Effiziente Jäger mit einzigartiger Energiequelle

Vampirfledermäuse sind Meister der Anpassung: Sie nutzen Aminosäuren als blitzschnelle Energiequelle, um ihre Beute effizient zu jagen.

Laufband-Tests enthüllen die einzigartigen Fähigkeiten der effizienten Jäger.

Laufband-Tests enthüllen die einzigartigen Fähigkeiten der effizienten Jäger. © Dr. Kenneth Welch, University of Toronto Scarborough

Mit ihrem unverwechselbaren Aussehen und dem Ruf als blutsaugende Nachtjäger haben Vampirfledermäuse schon immer Faszination und Schrecken ausgelöst. Nun zeigen neue Erkenntnisse, wie beeindruckend diese kleinen Flieger wirklich sind. Forscher der University of Toronto Scarborough um Kenneth Welch entdeckten, dass Vampirfledermäuse blitzschnell Aminosäuren in Energie umwandeln, um ihre Beute zu verfolgen. Diese Anpassung gibt ihnen einen enormen Vorteil beim Überleben.

Vampirfledermäuse offenbaren auf dem Laufband eine erstaunliche Anpassung

Um das Ausdauervermögen der Vampirfledermäuse zu erforschen, führten die Wissenschaftler einen ungewöhnlichen Test durch: Sie setzten die kleinen Jäger auf ein speziell angefertigtes Mini-Laufband. Dort liefen sie bis zu 90 Minuten – eine beeindruckende Leistung für Tiere, die normalerweise fliegen. Während der Bewegung entnahmen die Forscher Atemproben, um den Energieverbrauch der Fledermäuse zu analysieren. Dabei entdeckten sie, dass die Tiere rund 60 Prozent ihrer Energie aus den Aminosäuren Glycin und Leucin gewannen, die sie zuvor mit dem Blut ihrer Beute aufgenommen hatten.

Einzigartige Fähigkeit im Tierreich

Die schnelle Verwertung von Aminosäuren als Energiequelle ist bei Säugetieren einmalig. Michael Hiller vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik in Frankfurt, der an der Studie nicht beteiligt war, bezeichnete den Fund laut der New York Times als „beispiellos“. Fledermäuse und blutsaugende Insekten wie die Tsetsefliege scheinen unabhängig voneinander ähnliche Mechanismen entwickelt zu haben, um ihre spezielle Ernährung zu bewältigen – ein faszinierendes Beispiel für konvergente Evolution.

Übrigens: Konvergente Evolution beschreibt die Entwicklung ähnlicher Merkmale bei Arten, die nicht miteinander verwandt sind, so wie in diesem Fall Fledermäuse und blutsaugende Insekten. Über die Zeit haben sich diese an identische Umweltbedingungen angepasst.

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Spezialisierung bringt Risiken mit sich

Die extreme Anpassung der Fledermäuse hat allerdings ihren Preis. Da sie kaum in der Lage sind, Energie zu speichern, kann es für sie lebensgefährlich werden, mehrere Nächte ohne Nahrung auskommen zu müssen. Eine Fledermaus braucht alle 48 Stunden Nahrung, um zu überleben. „Die Fähigkeit, Aminosäuren schnell zu Energie umzuwandeln, hat auch ihre Schattenseiten“, erklärt Kenneth Welch, der die Studie leitete. Dieses Risiko zwingt die Tiere zu einem einzigartigen Verhalten: Wenn eine Fledermaus eine erfolgreiche Jagd hinter sich hat, teilt sie ihre Blutmahlzeit großzügig mit Artgenossen. „Das Teilen von Nahrung ist eine Überlebensstrategie, die es der Gruppe ermöglicht, auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten“, so Welch.

Eine Vampirfledermaus auf dem Laufband. © YouTube

Soziale Bindungen sichern das Überleben

Innerhalb ihrer Kolonien bauen Vampirfledermäuse enge soziale Bindungen auf und erkennen sich gegenseitig. Das Teilen von Blut ist keine zufällige Tat, sondern eine bewusste Investition in den Zusammenhalt der Gruppe. „Eine Fledermaus, die heute Blut spendet, kann morgen darauf hoffen, selbst versorgt zu werden“, wie ein Forscherteam der New York Times erklärte. Diese gegenseitige Unterstützung sorgt dafür, dass keine Fledermaus zurückbleibt – ein bemerkenswertes Beispiel für sozialen Zusammenhalt in der Tierwelt.

Was du dir merken solltest:

  • Vampirfledermäuse nutzen Aminosäuren aus dem Blut ihrer Beutetiere blitzschnell zur Energiegewinnung, was ihnen eine außergewöhnliche Anpassungsfähigkeit verleiht.
  • Da sie kaum Energie speichern können, teilen die Fledermäuse nach erfolgreichen Jagden Blut mit ihren Artgenossen, um die Gruppe zu stärken.
  • Soziale Bindungen und das Teilen von Nahrung sichern das Überleben der Kolonie und zeigen eine einzigartige Form des Zusammenhalts in der Tierwelt.

Übrigens: Der Rückgang der Fledermäuse in den USA könnte eine unvorhergesehene Kettenreaktion ausgelöst haben, die sogar die Babysterblichkeit beeinflusst. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass der verstärkte Einsatz von Insektiziden nach dem Fledermaussterben gesundheitliche Folgen hatte – mehr dazu in unserem Artikel.

Bild: © Dr. Kenneth Welch, University of Toronto Scarborough

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