Neues Schizophrenie-Medikament zugelassen: Es könnte auch bei Alzheimer helfen
Ein neues Schizophrenie-Medikament mit innovativem Wirkmechanismus wurde zugelassen. Es könnte auch Alzheimer-Symptome lindern.
Ein neuartiges Medikament gegen Schizophrenie sorgt für Aufsehen. KarXT, das im September in den USA zugelassen wurde, könnte nicht nur psychotische Symptome wie Halluzinationen oder Wahnvorstellungen behandeln, sondern auch kognitive Probleme verbessern. Dazu gehören Gedächtnislücken, Konzentrationsschwierigkeiten und das Nachlassen geistiger Fähigkeiten. Laut Forschern eröffnet der Wirkstoff auch Perspektiven für die Behandlung von Alzheimer. Das Wissenschaftsmagazin Nature nennt die Entwicklung einen „vielversprechenden Schritt“ in der psychiatrischen Medizin.
Medikament aktiviert Muskarinrezeptoren und reduziert Nebenwirkungen
Anders als herkömmliche Medikamente, die die Wirkung von Dopamin im Gehirn blockieren, setzt KarXT auf Muskarinrezeptoren. Diese sind Teil eines Nervensystems, das Funktionen wie Aufmerksamkeit und Denken steuert. „Ich habe in meiner Karriere noch nie so viel Begeisterung über einen neuen Ansatz in der Psychiatrie erlebt“, sagt Jeffrey Conn von der Vanderbilt University laut Nature. KarXT kombiniert zwei Substanzen: Xanomelin, das Rezeptoren im Gehirn aktiviert, und Trospium, das unerwünschte Nebenwirkungen im Körper unterdrückt. Das Ergebnis: Weniger Übelkeit und Erbrechen, die zuvor häufig auftraten.
Doch die Entwicklung war alles andere als einfach. Xanomelin wurde schon in den 1990er Jahren getestet, aber wegen starker Nebenwirkungen aufgegeben. Erst 2009 brachte ein neuer Wirkstoffmix den Durchbruch. „Damals glaubte fast niemand mehr, dass muskarinische Medikamente realistisch wären“, erinnert sich Conn.
Schizophrenie-Medikament könnte Alzheimer-Symptome lindern
Besonders spannend ist, dass KarXT auch bei Alzheimer helfen könnte. Menschen mit der Krankheit verlieren zunehmend die Fähigkeit, sich zu orientieren, klar zu denken oder Erinnerungen zu bewahren. In klinischen Studien zeigte Xanomelin bereits früher eine Verbesserung dieser Symptome. Jetzt prüft der Pharmakonzern Bristol Myers Squibb, ob das Medikament auch gegen psychotische Symptome bei Alzheimer wirkt.
Forscher hoffen zudem, dass muskarinische Medikamente das Fortschreiten von Alzheimer bremsen könnten. Studien an Mäusen mit alzheimerähnlichen Symptomen zeigen, dass ein gezielt auf kognitive Funktionen wirkender Wirkstoff den Abbau von Gehirnzellen verlangsamte. Wissenschaftler hoffen nun, dass diese Substanzen mehr leisten können als nur Symptome zu lindern.
Nicht alle Studien erfolgreich
Trotz aller Begeisterung gibt es Rückschläge. Das Unternehmen AbbVie testete kürzlich ein muskarinisches Medikament namens Emraclidine für Schizophrenie – ohne Erfolg. Es wirkte nicht besser als ein Placebo. Was das für ähnliche Medikamente bedeutet, bleibt unklar. „Es ist noch früh in der Entwicklung“, meint Christopoulos, ein Pharmakologe, der an KarXT mitarbeitete.
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Ein weiteres Problem: Medikamente wie KarXT haben zwar weniger Nebenwirkungen als ältere Wirkstoffe, doch sie sind nicht frei davon. In Langzeitstudien brachen 11 bis 18 Prozent der Patienten die Einnahme ab, weil ihnen die Nebenwirkungen zu stark waren.
Viele offene Fragen
Wie gut KarXT und ähnliche Medikamente im Alltag funktionieren, bleibt spannend. Denn bisher wurden viele Tests unter klinischen Bedingungen durchgeführt, wo äußere Einflüsse gering sind. „Wir wissen noch wenig darüber, wie diese Medikamente in der echten Welt wirken“, sagt die Neurowissenschaftlerin Carol Tamminga. Die Forscher müssen noch klären, wie sich die neuen Substanzen langfristig bewähren – sowohl bei Schizophrenie als auch bei Alzheimer.
Trotz der Unsicherheiten ist eines klar: KarXT und ähnliche Wirkstoffe sind ein Lichtblick in der psychiatrischen Forschung. Nach Jahrzehnten ohne größere Fortschritte könnte diese neue Generation von Medikamenten endlich neue Wege eröffnen.
Was du dir merken solltest:
- Ein neues Medikament zielt auf Muskarinrezeptoren ab und zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Schizophrenie und kognitiven Symptomen.
- Das Schizophrenie-Medikament könnte auch bei Alzheimer eingesetzt werden, um psychotische Symptome zu lindern und den geistigen Verfall zu verlangsamen, wie erste Studien nahelegen.
- Trotz vielversprechender Ansätze gibt es Herausforderungen wie Nebenwirkungen und noch ungeklärte Langzeitergebnisse, die weitere Forschung erfordern.
Übrigens: Schwimmen ist nicht nur gut für die Muskeln, sondern auch für das Gehirn – es fördert die Bildung neuer Nervenzellen und senkt das Alzheimer-Risiko. Mehr dazu in unserem Artikel!
Bild: © Pexels
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