Im Kampf gegen die Klimaerwärmung: Nationalpark wird zum Labor
Der Nationalpark Gesäuse wird zum Freiluftlabor der Universität Graz.
Der Nationalpark Gesäuse in der Steiermark, gegründet im Jahr 2002, dient nicht nur als Schutzgebiet für bedrohte Arten, sondern auch als Klimalabor. In einer neuen Kooperation arbeiten der Nationalpark und die Universität Graz nun offiziell zusammen, um in den Bereichen Forschung, Lehre und Wissenstransfer enger zu kooperieren. Der Fokus liegt auf den Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Lebensräume.
Eine der Hauptstudien betrifft die Quellen des Parks, insbesondere die Etzbachquelle im Johnsbachtal. Forscher untersuchen laut dem Standard, wie sich Niederschlag auf die Wassermenge auswirkt. Diese variiert je nach Niederschlag zwischen 40 und 800 Litern pro Sekunde. Laut den Wissenschaftlern der Universität Graz werde die Quelle aus zwei unterirdischen Reservoirs gespeist, die je nach Wetterlage unterschiedlich viel Wasser freisetzen. Dadurch hat jede Quelle ihre eigene Lebensgemeinschaft, die mit dem Austrocknen unwiderruflich verloren geht.
Wetterdaten und Klimaforschung
Im Rahmen der neuen Kooperation werden zudem Wetter- und Klimadaten in einem langfristigen Projekt erfasst. Bereits seit 2007 sammelt das WegenerNet, ein Projekt des Wegener-Centers der Universität Graz, Daten zu Temperatur, Luftfeuchte und anderen Faktoren im Johnsbachtal. Dabei sendet ein Netzwerk von 17 Stationen alle zehn Minuten aktuelle Werte. An zwei weiteren Stellen werden Pegelstände und Wasserzustände gemessen. Diese Daten sollen Prognosen über das alpine Klima bis zum Jahr 2100 ermöglichen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die mittlere Sommertemperatur in den letzten 50 Jahren um etwa drei Grad gestiegen ist.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Im Projekt „Habitat Alp 2.0“ sollen Satellitendaten ausgewertet werden, um Veränderungen auf naturschutzrelevanten Flächen zu erkennen. Die KI lernt dabei, bestimmte Landschaftstypen wie Buchen-Mischwälder zu identifizieren. Diese Technologie ermöglicht es, den Einfluss des Klimawandels auf größere Gebiete schnell und effizient zu erfassen.
Insektenvielfalt im Fokus
Neben den klimatischen Veränderungen steht auch die Artenvielfalt im Nationalpark im Mittelpunkt. Im Rahmen des Projekts GeMonA+, gefördert vom Biodiversitätsfonds des österreichischen Klimaschutzministeriums, untersuchen Forscher der Universität Graz und vier weiterer Universitäten, welche Insekten die Blüten auf den Wiesen des Parks besuchen. Dabei kommen moderne Methoden zum Einsatz: Die Forscher fangen die Insekten einerseits klassisch ein, gewinnen andererseits aber auch Umwelt-DNA aus Rückständen, die die Insekten an den Blüten hinterlassen. Diese Methode ist nicht nur effizienter, sondern benötigt auch weniger spezialisierte Fachkräfte.
Langzeitmonitoring für ökologische Erkenntnisse
Alle erhobenen Daten fließen in das EU-weite Monitoring-Netzwerk eLTER ein, das sich auf die langfristige Beobachtung ökologischer Prozesse spezialisiert. Durch lange Zeitreihen lassen sich Umweltveränderungen besser verstehen und mögliche Gegenmaßnahmen entwickeln.
Was du dir merken solltest:
- Der Nationalpark Gesäuse kooperiert als Klimalabor mit der Universität Graz, um gemeinsam die Auswirkungen des Klimawandels auf alpine Lebensräume zu erforschen.
- Forscher untersuchen dabei unter anderem die Quellen des Parks und sammeln Wetter- sowie Klimadaten, um langfristige Prognosen zu erstellen.
- Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und moderner Methoden zur Analyse der Insektenvielfalt werden die ökologischen Veränderungen im Park detailliert erfasst.
Übrigens: Eine bereits deutlich spürbare Auswirkung des Klimawandels auf die Alpen ist das Schmelzen der Permafrostböden. Das stellt nicht nur eine Gefahr für das Ökosystem dar, sondern auch für Touristen. Warum das so ist, erfährst du in unserem Artikel.
Bild: © Michal Klajban via Wikimedia unter CC BY 4.0