Gemischte Mäusepaare trotzen Angst und Stress besser als gleichgeschlechtliche Partner
Forscher zeigen, wie männliche und weibliche Mäuse unter Druck erstaunlich gut zusammenarbeiten.

Ein Herz und eine Pfote: Auch wenn’s stressig wird, stimmen sich Mäusepaare erstaunlich gut ab – das fand eine neue Studie der Virginia Tech heraus. © Unsplash
Wenn Angst ins Spiel kommt, bleiben Mäuse oft wie versteinert stehen. Doch werden zwei Tiere gemeinsam regungslos, tun sie das nicht zufällig gleichzeitig. Forscher haben jetzt herausgefunden, dass vor allem gemischte Mäusepaare auch unter Stress erstaunlich gut koordiniert bleiben. Selbst dann, wenn sie sich nicht kennen. Gleichgeschlechtliche Paare hingegen verlieren schneller ihre Abstimmung – besonders in belastenden Situationen.
Im Mittelpunkt dieser neuen Erkenntnisse steht ein scheinbar einfaches Verhalten: Erstarren vor Angst. Für Mäuse ist dieses „Freezing“ ein Überlebensmechanismus. Doch die neue Studie geht einen Schritt weiter. Sie zeigt, dass nicht nur das Verhalten selbst, sondern auch die Abstimmung zwischen zwei Tieren entscheidend ist – und stark vom Geschlecht der Tiere abhängt.
Weibchen reagieren anders als Männchen
Die Forscher, darunter das Team um Alexei Morozov vom Fralin Biomedical Research Institute der Virginia Tech, wollten wissen: Wie wirken sich Angst und Stress auf das Zusammenspiel zwischen zwei Tieren aus? Die Antwort: Es hängt davon ab, wer im Käfig sitzt.
Männchen verhalten sich sehr direkt. „Männchen imitieren“, sagt Morozov. „Wenn einer erstarrt, tut es der andere auch.“ Weibchen dagegen handeln flexibler. Sie beobachten, was ihr Gegenüber macht, und passen sich an. „Weibchen korrigieren sich selbst“, erklärt Morozov. „Wenn sie bemerken, dass ihr Verhalten nicht gespiegelt wird, ändern sie es.“ Zwei unterschiedliche Wege, die beide zur Synchronisation führen – aber mit unterschiedlichen sozialen Strategien.

Gemischte Paare trotzen emotionalem Druck
Besonders spannend wurde es, als gemischtgeschlechtliche Paare beobachtet wurden. Diese Paare blieben selbst in angespannten Situationen eng abgestimmt. Dabei spielte es keine Rolle, ob sich die Tiere kannten oder nicht. Morozov betont:
Gemischtgeschlechtliche Paare zeigten eine überraschende Widerstandskraft. Sie stimmten ihre Angstreaktionen aufeinander ab – unabhängig vom emotionalen Kontext.
Alexei Morozov
Das bedeutet: Während gleichgeschlechtliche Paare sich im Verhalten anpassen oder voneinander entfernen, scheinen gemischte Paare eine stabile soziale Einheit zu bilden. Diese Einheit funktioniert auch unter emotionaler Belastung – was bei sozialen Lebewesen wie Menschen durchaus von Bedeutung sein könnte.
Was das Verhalten von Mäusen über uns verrät
Für die Studie trainierten die Forscher die Tiere darauf, einen bestimmten Ton mit einem unangenehmen Reiz zu verbinden – eine klassische Konditionierung. Sobald der Ton ertönte, erstarrten die Tiere vor Angst. Spannend war dabei nicht nur, dass sie reagierten, sondern wie sie es taten – ob synchron oder nicht, ob unabhängig oder aufeinander abgestimmt.
Der Neurobiologe Vadim Bolshakov von der Harvard Medical School lobte das Vorgehen des Teams: „Diese kluge und gut aufgebaute Studie bietet eine neue Möglichkeit, zu messen, wie Tiere ihre Angstreaktionen synchronisieren.“ Der Ansatz eröffne neue Perspektiven, um emotionale Prozesse im sozialen Kontext zu erfassen – ein Thema, das auch bei Erkrankungen wie Angststörungen oder PTSD eine Rolle spielt.
Für Morozov und sein Team ist die Erkenntnis ein wichtiger Schritt: Wenn Paare in der Lage sind, emotionalen Druck gemeinsam zu bewältigen, könnte das auch Hinweise für menschliche Beziehungen liefern – etwa, wie soziale Bindung psychischen Belastungen entgegenwirkt.
Eines steht fest: Diese Mäusepaare haben gezeigt, dass selbst in bedrohlichen Momenten ein Zusammenspiel möglich ist – wenn die Chemie stimmt.
Kurz zusammengefasst:
- Gemischtgeschlechtliche Mäusepaare reagieren auch unter Stress synchron und bleiben besser aufeinander abgestimmt als gleichgeschlechtliche Paare.
- Männchen neigen dazu, das Verhalten des anderen direkt zu kopieren, während Weibchen ihr eigenes Verhalten aktiv anpassen.
- Die Forschung der Virginia Tech zeigt, dass soziale Koordination unter Stress vom Geschlecht und der Zusammensetzung des Paares abhängt.
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