Antarktis wird grün: Pflanzen breiten sich rasend schnell aus
Die Antarktis wird durch die rasante Erwärmung zunehmend grün. Forscher befürchten drastische ökologische Veränderungen.
Die Antarktische Halbinsel, eine der am stärksten von der Klimaerwärmung betroffenen Regionen der Welt, erlebt einen drastischen Wandel. Immer mehr Flächen, die einst von Eis und Schnee bedeckt waren, werden von Pflanzen besiedelt. Der Trend hat in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen, wie eine Studie im Fachmagazin Nature Geoscience zeigt. Seit 1986 hat sich die Vegetationsfläche von 0,86 auf 11,95 Quadratkilometer vergrößert – und das Ergrünen beschleunigt sich weiter. Zwischen 2016 und 2021 wuchs die Vegetationsfläche jedes Jahr um 0,424 Quadratkilometer – eine Zunahme von mehr als 30 Prozent im Vergleich zu den Jahrzehnten zuvor. Die Antarktis, lange bekannt für ihre eisbedeckten Landschaften, verändert ihr Gesicht und wird zunehmend grün.
Antarktis wird grün – Erwärmung übertrifft globale Trends
Die Temperaturen auf der Antarktischen Halbinsel steigen seit über 60 Jahren kontinuierlich und deutlich stärker als der weltweite Durchschnitt. Vor allem in den letzten Jahrzehnten zeigt sich der Effekt des menschengemachten Klimawandels besonders deutlich: Seit den 1950er Jahren haben die Temperaturen in der Region um fast 3 Grad Celsius zugenommen. Zwar gab es zwischen 1999 und 2014 eine kurze Phase, in der der Temperaturanstieg langsamer verlief, aber der langfristige Erwärmungstrend bleibt bestehen. Prognosen gehen davon aus, dass die Erwärmung in der Region bis zum Jahr 2100 weiter anhalten wird, mit einem Anstieg von 0,34 Grad Celsius pro Jahrzehnt.
Massive Auswirkungen auf das Ökosystem
Mit dem Rückgang der Eis- und Schneeflächen verändert sich auch das empfindliche Ökosystem der Antarktischen Halbinsel. Über 90 Prozent der Gletscher in der Region haben seit den 1940er Jahren an Masse verloren – mit dramatischen Folgen für das dortige Leben. Durch die Erwärmung wird nicht nur mehr Land für Pflanzenwachstum freigelegt, sondern auch die Vegetationsperiode verlängert sich und verstärkt die Verbreitung von Moosen und anderen Pflanzen. Die Moose spielen eine zentrale Rolle, da sie als Pioniere die Grundlage für die Ansiedlung weiterer Pflanzenarten schaffen.
Invasive Arten bedrohen die Flora und Fauna
Eine der größten Bedrohungen, die mit der Begrünung der Antarktis einhergeht, ist die Einschleppung invasiver Arten. Wissenschaftler warnen, dass die Erwärmung der Region die natürlichen Barrieren gegen das Eindringen fremder Pflanzen und Tiere schwächt. Touristen und Forscher, die die Halbinsel besuchen, könnten unbeabsichtigt Samen oder Mikroorganismen mitbringen, die das fragile Ökosystem erheblich stören könnten. „Mit der Erwärmung nimmt das Risiko durch invasive Arten deutlich zu“, betont Thomas Roland, Co-Autor der Studie. Diese fremden Arten könnten einheimische Spezies verdrängen, die sich über Jahrtausende an die extremen Bedingungen angepasst haben.
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Die Ausbreitung invasiver Arten könnte die Biodiversität der Region ernsthaft gefährden. Besonders problematisch ist, dass fremde Pflanzen und Tiere häufig weitaus schneller wachsen und sich stärker verbreiten als die heimischen Arten. Dadurch droht eine Homogenisierung der Ökosysteme, bei der die einzigartigen, hochsensiblen Lebensräume der Antarktis verloren gehen. Dies hätte weitreichende Folgen für das gesamte ökologische Gleichgewicht auf der Halbinsel.
Was du dir merken solltest:
- Die Antarktis wird durch den menschengemachten Klimawandel immer grüner. Besonders auf der Antarktischen Halbinsel breitet sich Vegetation rasch aus.
- Seit 1986 hat sich die Vegetationsfläche stark vergrößert, von 0,86 auf 11,95 Quadratkilometer, und die Geschwindigkeit dieser Begrünung nimmt zu.
- Forscher warnen vor invasiven Arten, die durch die Erwärmung leichter in die Antarktis eindringen und das fragile Ökosystem bedrohen könnten.
Bild: © Scott Williams via Wikimedia unter CC BY-SA 4.0
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