Im Herzen der Milchstraße: Das Geheimnis der Zombie-Sterne gelüftet?

Forscher enthüllen, wie im Zentrum der Milchstraße aus Sternenkollisionen junge „Zombie-Sterne“ entstehen.

Bild: © gstudioimagen via Vecteezy

Im Zentrum der Milchstraße bilden sich die sogenannten „Zombie-Sterne“. © Vecteezy

Im dicht besiedelten Herzen unserer Galaxie, nahe dem Schwarzen Loch Sagittarius A*, vollzieht sich ein außergewöhnliches Schauspiel. In einer Zone, die sich über 0,03 bis 0,3 Lichtjahre erstreckt, kollidieren mehr als eine Million Sterne so häufig miteinander, dass aus diesen Zusammenstößen sogenannte „Zombie-Sterne“ entstehen.

Diese Sterne scheinen trotz ihrer Entstehung aus älteren Sternen jung zu sein. Die Forschungen von Sanaea Rose von der Northwestern University in Illinois und ihrem Team könnten nun erklären, wie diese Phänomene im extremen Umfeld des galaktischen Zentrums möglich sind.

Dynamisches Treiben im galaktischen Zentrum

Die Simulationen des Forscherteams zeigen, dass innerhalb dieser engen Zone heftige Sternenkollisionen stattfinden. Sanaea Rose vergleicht die Dynamik in diesem Bereich mit der Rushhour in einer überfüllten U-Bahnstation: „Es ist, als wenn man versucht, während der Rushhour durch eine überfüllte U-Bahnstation zu rennen.“ Diese Kollisionen führen dazu, dass die beteiligten Sterne einen Großteil ihrer äußeren Hüllen verlieren und als massearme Sterne weiter durch das Zentrum driften.

Die Entstehung von Zombiesternen

Die Besonderheit dieser Region zeigt sich vor allem in der Bildung der Zombie-Sterne. „Sie stoßen zusammen und rasen dann einfach weiter“, erklärt Rose die Natur dieser Kollisionen. Doch das ist nicht das Ende ihrer Entwicklung. In einer weiteren Zone, die etwas entfernter vom Schwarzen Loch liegt, verschmelzen die kollidierenden Sterne zu neuen, massereichen Sternen. „Obwohl sie aus einer älteren Population entstanden sind, erscheinen diese Sterne dadurch jung“, sagt Rose laut FOCUS online.

In Wirklichkeit sind sie jedoch Zombie-Sterne: Sie fressen ihre Nachbarn.

Über 100 dieser massereichen Zombie-Sterne, jeder mit mehr als zehn Sonnenmassen, sind bereits identifiziert worden.

X7-Wolke: Ein weiteres Rätsel gelöst

Ein weiteres Phänomen, das die Forscher erklären konnten, ist die X7-Wolke, eine rund 50 Sonnenmassen schwere, längliche Ansammlung von Gas und Staub, die sich einem engen Orbit um Sagittarius A* nähert. Die Forscher vermuten, dass auch diese Wolke durch die enormen Kollisionen im Zentrum der Milchstraße entstanden ist. Die starken Gezeitenkräfte des Schwarzen Lochs hätten sonst bereits zur Auflösung der Wolke geführt.

Neue Antworten zu den Prozessen unserer Galaxie

Die Ergebnisse von Rose und ihrem Team bieten nicht nur Antworten auf langjährige Fragen zur Sternpopulation im Zentrum unserer Galaxie, sondern werfen auch ein Licht auf die dynamischen Prozesse, die in dieser einzigartigen Umgebung ablaufen. Die Entdeckungen könnten weitreichende Implikationen für unser Verständnis der Entwicklung von Galaxien haben und zeigen, wie extrem die Bedingungen in unmittelbarer Nähe eines Schwarzen Lochs sein können.

Was du dir merken solltest:

  • Im dicht besiedelten Herzen der Milchstraße, nahe dem Schwarzen Loch Sagittarius A*, kollidieren innerhalb einer Zone von 0,03 bis 0,3 Lichtjahren über eine Million Sterne so häufig miteinander, dass daraus „Zombie-Sterne“ entstehen – junge Sterne, die aus den Überresten älterer Sterne hervorgehen.
  • Diese dynamischen Zusammenstöße führen dazu, dass die Sterne einen Großteil ihrer äußeren Hüllen verlieren und als massearme Sterne weiterexistieren, bis sie in anderen Zonen mit langsameren Sternen verschmelzen und als massereiche, verjüngte Sterne neu entstehen.
  • Die Untersuchungen von Sanaea Rose und ihrem Team zeigen zudem, wie durch diese heftigen Kollisionen sogar komplexe Strukturen wie die X7-Wolke, eine rund 50 Sonnenmassen schwere Gas- und Staubansammlung, entstehen können, was wichtige Einblicke in die dynamischen Prozesse und die Sternentwicklung im galaktischen Zentrum bietet.

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