Zehn Sekunden auf einem Bein stehen verlängert das Leben – Das steckt dahinter

Wer im Alter zehn Sekunden auf einem Bein stehen kann, lebt gesünder und länger. Balance-Übungen fördern auch die geistige Fitness.

Studienergebnisse zeigen: Speziell abgestimmtes Gleichgewichtstraining verbessert die sensomotorische Leistung älterer Menschen. © Vecteezy

Studienergebnisse zeigen: Speziell abgestimmtes Gleichgewichtstraining verbessert die sensomotorische Leistung älterer Menschen. © Vecteezy

Auf einem Bein stehen – was einfach klingt, kann viel über die Gesundheit im Alter aussagen. Zehn Sekunden lang das Gleichgewicht zu halten, senkt laut Studien nachweislich das Sterberisiko älterer Menschen. Dabei geht es um weit mehr als Standfestigkeit: Untersuchungen an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zeigen, dass Gleichgewichtstraining das Gehirn aktiv stimuliert. Die Wissenschaftler um Prof. Marco Taubert haben gezeigt, wie gezielte Übungen im Alltag auch die geistige Fitness verbessern können – ein doppelter Gewinn für ein längeres Leben.

Der brasilianische Altersforscher Claudio Gil Araújo fand zuvor heraus, dass ältere Menschen, die zehn Sekunden auf einem Bein stehen konnten, ein deutlich geringeres Sterberisiko haben. Diejenigen, die diese Zeit nicht schafften, haben statistisch ein fast doppelt so hohes Risiko, innerhalb der nächsten zehn Jahre zu versterben.

Wer regelmäßig trainiert, hält auch sein Gehirn fit

Wer regelmäßig das Gleichgewicht trainiert, stärkt nicht nur Muskeln und Reflexe, sondern auch das Gehirn. „Unser Gehirn hat zwar natürliche Leistungsgrenzen, aber durch Training können wir diese verschieben“, erklärt Prof. Taubert. Besonders im Alter werden Sensomotorik und Aufmerksamkeit wichtig, da fast 700.000 Menschen jährlich an den Folgen eines Sturzes sterben, viele davon ältere Menschen. Hier setzt das Gleichgewichtstraining an: Es kann helfen, die Gefahr von Stürzen zu reduzieren und den Alltag sicherer zu gestalten.

Um die Trainingsintensität individuell abzustimmen, verwendeten die Forscher laut dem MDR ein spezielles Gerät namens Stabilometer. Dieses Testgerät erlaubt es, die Übungsanforderungen für jeden Teilnehmer optimal anzupassen – ähnlich wie bei einem Fahrradergometer, bei dem die Belastung entsprechend der Fitness reguliert wird. „Ein auf den aktuellen Leistungsstand angepasstes Gleichgewichtstraining kann das Gehirn besonders effektiv anregen“, betont Taubert. So konnten die Wissenschaftler eine Über- oder Unterforderung der Probanden vermeiden, um bei den Gleichgewichtsübungen die besten Ergebnisse für Körper und Geist zu erzielen.

Für den Alltag lernen: Balance auch ohne Spezialgeräte

Die Forscher aus Magdeburg arbeiten daran, die Ergebnisse so in den Alltag zu übertragen, dass sie für jeden machbar und praktisch sind. Neben dem Stabilometer-Testgerät empfehlen die Wissenschaftler Übungen, die ohne spezielle Geräte möglich sind. „Das Balancieren auf einer Slackline ist eine spannende Methode, aber nicht für jeden geeignet“, erklärt Taubert. Alternativ können einfache Standübungen, die im eigenen Wohnzimmer durchgeführt werden, helfen, das Gleichgewicht zu trainieren. Ziel ist, dass Menschen ohne großen Aufwand vom Training profitieren und die Balance verbessern können.

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Die Forscher hoffen, mit den gewonnenen Daten langfristig Trainingsprogramme zu entwickeln, die die Balance gezielt fördern und gleichzeitig neuronale Ressourcen des Gehirns stärken. Aktuell werden die Daten von 60 Teilnehmern ausgewertet. Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass optimiertes Gleichgewichtstraining das Gehirn strukturell verändert. Langfristig könnte das bedeuten, dass ein starkes Gleichgewicht auch das Gedächtnis und die geistige Leistungsfähigkeit schützt – ein Vorsprung für ein aktives und sicheres Leben. Die Magdeburger Wissenschaftler werden ihre Ergebnisse auf einem der größten Sportwissenschafts-Kongresse vorstellen und wollen damit einen wertvollen Beitrag zur Gesundheit älterer Menschen leisten.

Was du dir merken solltest:

  • Zehn Sekunden auf einem Bein zu stehen senkt das Sterberisiko im Alter und fördert sowohl die körperliche als auch geistige Gesundheit.
  • Gezieltes Gleichgewichtstraining, individuell abgestimmt, kann neuronale Ressourcen im Gehirn aktivieren und dabei helfen, Stürze im Alltag zu vermeiden.
  • Langfristig könnte ein optimiertes Training nicht nur das Gleichgewicht stärken, sondern auch die Gedächtnisleistung und kognitive Funktionen im Alter unterstützen.

Übrigens: So wie Balanceübungen das Gehirn fit halten, sorgt auch Schwimmen für geistige Höchstleistungen und schützt das Gedächtnis. Warum das Training im Wasser das Gehirn wachsen lässt und das Alzheimer-Risiko senken kann, liest du in unserem Artikel.

Bild: © Vecteezy

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